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Chaos in Europa

Dienstag, 24. Mai 2011, 00:07
von Miriam Kraus
Es geht hoch her im Kampf EZB gegen Brüssel, doch die finale Runde wurde noch nicht eingeläutet. Stattdessen kämpft man auf allen Seiten mit dem ewig gleichen Mittel: Verwirrung, Frustration und Verunsicherung stiften und dabei deutlich machen, dass man nicht die geringste Ahnung hat, wie man Griechenlands (und damit leider ja auch Eurolands) Probleme lösen könnte.

Toll...wie sagte Laotse noch so schön: "der beste Führende ist der, dessen Existenz gar nicht bemerkt wird." Unsere führenden Politiker und Inhaber anderer wichtiger öffentlicher Ämter bemerkt man ja dagegen immer und überall - schade nur, dass man dabei immer den Eindruck gewinnen muss, sie hätten schlichtweg keine Ahnung von dem was sie so zu tun haben sollten und schlimmer noch, sie hätten einzig und allein Ahnung davon, gegeneinander im Ring anzutreten. Wobei ich, nebenbei bemerkt, absolut nichts gegen den Boxsport habe, allerdings sehe ich mir dann doch lieber Klitschko im Ring an, der kann das einfach besser. Obwohl...zugegeben, die Politshow entbehrt ja nicht eines gewissen Amüsements...wenn doch nur die Auswirkungen nicht immer so gnadenlos auf uns Bürger zurückfallen würden.

Aber lassen wir das jetzt mal, sprechen wir stattdessen lieber über die Fakten, wenn man sie denn so nennen möchte...

Griechenland fängt an zu kochen

Hatte Hellas in der letzten Woche noch geschwelt und gekokelt, steht es jetzt kurz vor dem Siedepunkt. Die Rating-Heinis von Fitch haben Griechenland um drei Stufen auf B+ abgewertet und behalten einen negativen Ausblick, was allerdings nicht so verwunderlich ist, nachdem zuvor schon die anderen Rating-Heinis griechische Papiere verramscht hatten. (nebenbei haben die Heinis von S&P auch schon die Gelegenheit genutzt um im Chaos Europas, auch noch den Ausblick für Italien auf negativ zu senken..)

Allerdings, verdenken kann man es den Heinis diesmal ja nicht, wo den Griechen doch im Juli der Staatsbankrott droht, wenn bis dahin nicht die nächste Hilfstranche nach Hellas fließt.

Und genau darin liegt der Knackpunkt, denn, anders als noch vor ein paar Monaten, stehen Europas Häuptlinge nicht mehr ganz so treu und bedingungslos hinter Hellas. Stattdessen ist die kleine Mittelmeer-Volkswirtschaft zum Zankapfel der Euro-Häuptlinge geworden.

Da kann der Papandreou (Häuptling der Griechen) sagen was er will...es nützt nix. Denn leider interessiert sich keiner dafür, was er zu sagen hat. Dabei hat der Mann gestern in einem Interview zum Besten gegeben, dass er sogar Harakiri in Erwägung zöge. Dies ist kein Zitat, nur meine Interpretation, von Papandreous öffentlicher Zurschaustellung von Entschlossenheit. Offenbar denkt man in Athen jetzt über weitere Entlassungen, Gehaltskürzungen und Steueranhebungen nach. Na ja, ich weiß nicht, ob er damit das Herz von Angie oder Jean-Claude erringen kann, aber für vertrauensbildend halte ich das nicht, wenn das Rezessions-Land noch weiter in eben jene getrieben wird.

Na ja, so weit hat sich in Griechenland also eigentlich nichts verändert, nur dass Eurolands Häuptlinge, anstatt Geschlossenheit und Stärke zu demonstrieren, sich mal wieder im chaotischen Gequatsche verloren haben. Werfen wir doch da mal einen Blick drauf...

Polit-Häuptlinge demonstrieren geschlossene Unsicherheit

Bei den Polit-Häuptlingen geht es hoch und runter, wie in einer Achterbahn. Heute so und morgen wieder anders - na ja, kennen wir ja schon. Also schauen wir mal, womit sie uns dieser Tage amüsieren.

Widmen wir uns zunächst dem Eurogruppen-Häuptling Juncker. Der war zunächst ganz deutlich, jetzt irgendwie schon immer noch, von einer sanften Umschuldung, sprich Laufzeitverlängerung für die Griechen fasziniert. Mittlerweile hat aber die EZB gekontert und Juncker wehrt sich nun mit dem Vorschlag, den Griechen künftig die schwere Bürde der Eigenverantwortung für ihr Privatisierungsprogramm abzunehmen. O-Ton: "Die Union wird das Privatisierungsprogramm künftig so begleiten, als würden wir es selbst durchführen." Wow, Griechenland unter Eurolands Kontrolle...mag ja für den einen ganz attraktiv klingen, aber was Juncker da an Vorbild für diese Aktion vorschwebt...oh je. Juncker möchte die Privatisierungen dann nämlich nach dem Vorbild der deutschen Treuhand aufbauen, die dereinst die Vermögenswerte der DDR verscherbelt hat. Sicher, Juncker, als Luxemburger, kann das ja nicht wissen, aber ein Erfolgsmodell war die ja nicht gerade, verramschte alles was nicht niet- und nagelfest war für'n Appel, aber kein Ei, an Leute, die sowieso nie vorhatten, zu investieren, aber zumindest, sich zu bereichern. Na ja...

Ob Angie, die den Griechen die Deutsche Bank zur Seite stellen will, damit richtig liegt, weiß ich auch nicht. Na ja, sicher, die Banker sind bestimmt etwas trickreicher als die Politiker, aber ob sie auch ehrlicher sind? Aber vielleicht war dieser Vorschlag auch genau so eine Ablenkung, wie Angies Tritt gegen die "faulen Südländer" - gedacht, um vom eigentlichen Problem abzulenken, nämlich dem Problem, dass Angie nicht den blassesten Schimmer hat, was sie mit den Griechen eigentlich noch anstellen soll.

Kann sein, dass daran auch die Bundesbanker schuld sind, die eine Umschuldung für den Weltuntergang halten. Zumindest könnte dies die Rudertaktik von Finanzhäuptling Schäuble erklären, der vor ein paar Tagen noch für weitere Hilfe plädiert hatte, dann für eine Umschuldung und jetzt nur noch für eine Umschuldung, wenn die Banken mitmachen und die EZB und der IWF. OK, Wolfgang, könntest du dich bitte das nächste Mal erst wieder bei uns melden, wenn du dich entschieden hast?!

Tja, zumindest die EZB hat sich entschieden, aber ob sie damit auch durchkommt?

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de

Ring frei: EZB vs. Brüssel

Also, man muss es den Euro-Notenbankern ja schon lassen: im Gegensatz zu den Politikern wirken sie ja regelrecht standfest. Deutlich gemacht haben sie, dass mit ihnen eine Umschuldung nicht zu machen ist. Punkt!

Kein Wunder, denn die Risiken werden dann natürlich noch stärker auf dem Rücken der EZB ausgetragen. Das wurmt die EZB aber schon lange...nicht erst seit gestern hat sie bereut, die Geister überhaupt erst gerufen zu haben, möchte am liebsten die komplette Verantwortung für die marode Finanzlage der Mitgliedsstaaten auf eben jene zurück schieben und sich endlich wieder ausschließlich der Preisstabilität ohne Rücksicht auf Verluste widmen.

Allein...das wird wohl nicht klappen...denn die Geister wurden gerufen, schon längst hat die EZB marode Anleihen in ihre Bilanz gepackt und akzeptiert widerspruchslos weitere Ramschpapiere als Sicherheit der Banken bei der Kreditvergabe.

Bad Banks

Berichten zufolge, hat die EZB bereits Risikopapiere im Wert von 100 Milliarden Euro eingelagert und muss sich mittlerweile auch schon den Beinamen Bad Bank gefallen lassen. Allerdings, was heißt das schon..auch die FED ist eine Bad Bank, mit mindestens 1 Billion US-Dollar an maroden Hypothekenpapieren und Hunderte Milliarden US-Dollar an US-Staatsanleihen.

OK, das ist nicht gut, kein Zentralbanker bei Verstand nimmt sich die FED zum Vorbild. Denn anders als die FED hat kein anderer Zentralbanker den US-Dollar unter sich. Kein Wunder also, dass die EZB mittlerweile die Nase voll hat.

Das Dilemma ist nur: würde die EZB Europa tatsächlich die kalte Schulter zeigen und sich künftig nicht mehr um die Griechen kümmern, sprich, keine weiteren griechischen Papiere als Sicherheit akzeptieren, dann ist Banken, die sich für griechische Papiere Geld leihen wollen, der Zugang zu frischem Kapital verwehrt. Das ist in erster Linie schon mal nicht gut für die Banken und in zweiter Linie, ganz, ganz schlecht für Griechenland, deren Anleihen in diesem Fall also keinen Cent mehr wert sind, was dann wiederum für Griechenland die endgültige Pleite bedeutet.

Fazit

Fakt ist, jede Art von Umschuldung kann nur mit Hilfe der EZB gelingen, denn sträubt sich diese gegen Griechen-Papiere, dann bringt auch eine Umschuldung nichts. In diesem Wissen setzt die EZB nun die Politik unter Druck. Die aber würde das Problem lieber auch über die starken Schultern der EZB laufen lassen, als nur über die Schultern der Steuerzahler, die im Falle einer kompletten Pleite Griechenlands eben gar nichts mehr zurück bekämen, während im Falle einer Umschuldung im besten Falle Hoffnung besteht und im schlechtesten Falle einer Verlagerung der Probleme in die Zukunft.

Wie man es dreht und wendet, man versteht ja beide Seiten.....dummerweise wird sich am Ende aber keine der beiden Seiten der Verantwortung entziehen können. Die Politik nicht und auch nicht die EZB. Denn beide Seiten haben den gleichen Fehler begangen: sie haben die Kugel selbst ins Rollen und sich selbst ins Spiel gebracht. Die Politik, welche die viel zu schnelle Ausweitung des Euro-Raums und damit die politische Verantwortung erst möglich gemacht hat. Und auch die EZB, die ihren Prinzipien längst schon über Bord geworfen hat, sicher um die Banken liquide zu halten, damit aber eben auch, um die maroden Staaten vor der Pleite zu bewahren.

Ach ja, EZBler und Politiker, hättet ihr doch einmal auf den alten Goethe gehört. Denn die Geister, die ihr gerufen habt, werdet ihr nun nicht mehr los.

So long liebe Leser...was auch immer kommen mag, es wird sicher spannend sein, zu sehen, wie die Häuptlinge weiter herum turnen, ohne vernünftigen Lösungsvorschlag...ein interessanter Vorschlag kommt übrigens dagegen aus der Wirtschaft, namentlich vom Allianz-Vorstand Diekmann...der hat nämlich angemerkt, dass Geld alleine das Problem nicht lösen wird (ganz meine Rede)...sein Vorschlag: ein Marshall-Plan für Griechenland...oder anders: ein Industrialisierungsplan, mit dem man Griechenland zu einem attraktiveren Produktionsstandort machen kann...ich bin beeindruckt, der Mann hat verstanden, was ich ebenfalls schon seit Wochen schreibe: Griechenland braucht echte strukturelle Reformen, denn nur mit Oliven- und Ouzo-Exporten, könnte sich das Land nicht mal mit einer abgewerteten Drachme gesund stoßen....bis morgen und liebe Grüße...

Ihre Miriam Kraus