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QE oder nicht QE – das ist hier die Frage...

Samstag, 20. August 2011, 07:26
von Miriam Kraus
QE3, das Zauberwort, welches die FED noch nicht in den Mund nehmen mag, ist mit der Euro-Chose diese Woche zwar ein bisschen in den Hintergrund gerückt (zumindest in den Medien), bleibt aber nichts desto trotz ein brennendes Thema.

QE - was ist das?

Ich bin sicher, Sie wissen alle, was unter QE zu verstehen ist, trotzdem kann ja manchmal ein bisschen Wiederholung nicht schaden. Unter Quantitative Easing versteht man unkonventionelle Methoden der Geldpolitik der Zentralbanken, welche diese anwenden, um die Wirtschaft zu stimulieren. Im Falle der FED ist das der Kauf von zunächst US-Hypothekenpapieren, bis hin zu US-Staatsanleihen, in einer Summe von Billionen von US-Dollar.

Haben die QE-Programme funktioniert?

Das könnte eine Frage der Interpretation sein, wenn man in den letzten zwei Jahren gute Gewinne an den Aktienmärkten eingefahren hat (doch dazu gleich mehr), aber ehrlicherweise muss man ganz klar sagen: NEIN!

Denn das zusätzliche Geld, welches die FED den Banken verschafft, indem sie ihnen die Anleihen abnimmt, kommt in der US-Wirtschaft nur tröpfchenweise an. Und das noch nicht einmal unbedingt deshalb, weil die Banken das Geld nicht verleihen möchten. Es ist vielmehr so, dass die Nachfrage nach Krediten in den USA nach wie vor gering ist. Der Schock der Finanzkrise sitzt den Amerikanern immer noch im Genick. Ist ja auch kein Wunder, die haben ihre Häuser verloren, vielleicht auch ihre Jobs und können ihre Konsumkredite kaum begleichen. Und da sollen sie jetzt einfach wieder anfangen Geld auszugeben, das sie gar nicht haben?! Ich würde das auch nicht wollen. Und auch den US-amerikanischen Unternehmen geht es nicht besser. Schließlich ist die US-amerikanische Gesellschaft eine "moderne Dienstleistungs- und Konsumgesellschaft". Nur, wenn eben keiner mehr konsumieren will und immer weniger eine Dienstleistung benötigen, dann überlegt sich das Dienstleistungs- und Konsumunternehmen eben zweimal ob es jetzt wirklich Investitionen tätigen will. Das aber führt wiederum dazu, dass zu wenige neue Jobs kreiert werden, was den Kreislauf schließt. Da rächt sich dann, wenn man dem ach so altmodischen sekundären Sektor zu schnell abschwört und sich zu wenig um einen wettbewerbsfähigen Exportmarkt kümmert.

Aber was haben die QE-Programme dann eigentlich bewirkt?

Ich zeige es Ihnen....sehen wir uns doch mal die Entwicklung des S&P500 Aktienindex an. Ich habe in den Chart zusätzlich die QE-Aktionen der FED eingefügt:

Quelle: Chart erstellt mit CFX-Trader

Interessant, nicht wahr?!

Nach dem Crash fängt die FED Ende 2008 erst einmal damit an, Hypothekenpapiere aufzukaufen. Anfang 2009 beginnt sie dann auch mit den ersten Käufen von US-Staatsanleihen. Der S&P 500 erholt sich fröhlich, weil das flüssig gewordene Geld eben nicht in Kredite an Unternehmen und Konsumenten fließt, sondern in andere Vermögenswerte, wie in die Aktien- und Rohstoffmärkte. Das ganze läuft, bis im April das Ende von QE1 eingeläutet wird. Daraufhin sinken die Kurse. Dann wird deutlich, dass die FED ihre Käufe wieder aufnehmen wird. Im November startet dann ganz offiziell QE2 mit einem Zusatzvolumen von 600 Milliarden USD. Im Juni dieses Jahres ist dieses ausgelaufen, bzw. es wurde zwar kein QE3 angekündigt, allerdings beschließt die FED (die schon merkt, dass die ganze Sache mit der Konjunktur nicht ganz so rund läuft) die Einnahmen aus auslaufenden Papieren wieder zu reinvestieren. Damit bleibt der Fluss zwar erhalten, aber die FED weitet ihre mega-aufgeblähte Bilanz nicht noch weiter aus.

..und dann? Realisiert der Markt das Ende von QE2 und antizipiert....einen kommenden Konjunktureinbruch.

Ob es auch dazu kommen wird? Gut möglich...schon im letzten Jahr hatte der Markt nach dem Auslaufen von QE1 einen Wachstumseinbruch antizipiert und korrigiert...woraufhin die FED schließlich bemerken musste, dass das Wachstum schwächelt und ein QE2 vonnöten sei.

Wird es also ein QE3 geben?...welches dann das Wachstum mal kurzzeitig wieder (aber leider nicht nachhaltig) "anschiebt" und für erneut steigende Kurse und Rohstoffpreise sorgen wird?

Was die FED braucht um ein QE3 einzuführen

Nun habe ich im 1.Teil zwar ganz klar geschrieben, dass die QE-Programme nicht funktioniert haben, aber es gibt auch Menschen, die sind da anderer Ansicht. Die sagen zwar auch, dass die QE-Programme nicht absolut und vollumfänglich funktionieren, sie glauben aber auch, dass die FED damit wesentlich Schlimmeres verhindert hat.

Meinetwegen! Ich will dem nicht gänzlich widersprechen, man könnte aber auch sagen, die FED hat zwar immer wieder ein Pflaster auf die Wunde geklebt, was das Verbluten zwar temporär verhindert hat, aber eigentlich müsste die Wunde genäht werden, was die FED augenscheinlich nicht kann. Somit ist die Gefahr des Verblutens eigentlich nur in die Zukunft verschoben, während, je länger das Pflaster-aufkleben-abreißen-aufkleben dauert, zusätzlich die Gefahr einer Infektion wächst. Aber lassen wir das mal...

Kommen wir zu denen zurück, die glauben, dass die FED Schlimmeres oder das Schlimmste verhindert hat. Denn wir müssen davon ausgehen, dass auch die FEDianer zu diesen Menschen zählen.

Was brauchen diese Menschen also, um ein weiteres QE-Programm einzuführen?

Ganz einfach...folgende zwei Dinge:eine schwache Konjunkturentwicklung und ein deflationäres Umfeld

Tja, die schwache Konjunkturentwicklung wird von vielen erwartet. Die Märkte haben sie antizipiert, viele Analysten erwarten zum Ende des Jahres ein schwächelndes Wirtschaftswachstum und auch die FED selbst macht sich Sorgen um die Entwicklung der Wirtschaft, dank marodem Immobilienmarkt und schwachem Arbeitsmarkt. Ansonsten hätte sie wohl kaum - zum ersten Mal in der Geschichte - beschlossen, für die Fortführung ihrer Niedrigzinspolitik ein festes Datum (2013) anzugeben.

Somit hält die FEDianer derzeit nur eines von der sofortigen Implementierung eines QE3 ab: die Entwicklung der Konsumentenpreise!

Quelle: shadowstats.com (Courtesy of ShadowStats.com)

Sie wissen, für die Entwicklung der US-Teuerungsrate nutze ich immer gerne die Charts von John Williams. In rot sehen Sie die Entwicklung des offiziellen CPI-U (Konsumentenpreisindex), in blau den von John Williams nach der alten Methode berechneten alternativen CPI.

Obwohl der modifizierte offizielle CPI eine deutlich geringere Teuerungsrate ausweist, wird an der Entwicklung beider Indizes deutlich, dass die Preise mittlerweile wieder steigen. Für Freunde der Österreichischen Schule ist das nicht verwunderlich...schließlich hat die FED mit ihrer Geldmengenausweitung diesen Effekt gerade erst ermöglicht. Aber eigentlich hat die FED ja auch kein ganz so großes Problem mit der Inflation (und auch nicht mit der Teuerung ;-)) - viel mehr Angst macht ihr die Deflation.

Was können wir daraus folgern?

Wer ein QE3 haben will muss für sinkende Preise sorgen. Der letzte Einbruch an den Märkten hilft da schon mal, aber noch ist die Preisentwicklung eigentlich zu hoch für ein QE3. Na ja, mal schauen was noch kommt im Rest des Jahres...Die Alternative wäre natürlich, das alles wieder gut wird, die Wirtschaftsentwicklung doch nicht deutlich einbricht, es kein QE3 geben wird und die Preise weniger stark steigen. Aber das klingt fast zu schön um wahr zu werden...und es gibt ja auch noch ein drittes Szenario für die "Industrienationen" : schwache Konjunkturentwicklung und trotzdem steigende Preise, dank QE3 und hoher Binnennachfrage in den "Emerging Markets".

So long liebe Leser...das war's für heute...nächste Woche gibt es, wie gesagt, weitere interessante grundlegende Beiträge und außerdem wird mein geschätzter Kollege Tom Firley, Sie mit aktuellen Beiträgen und Kommentaren versorgen...liebe Grüße und noch ein schönes Wochenende...

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de