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Die Rating-Geier

Donnerstag, 16. Juni 2011, 05:01
von Miriam Kraus
Griechen-Häuptling hat offenbar keine Lust mehr

Vielleicht mache ich mir aber auch unnötig bzw. die falschen Sorgen und Griechenland implodiert bald freiwillig. Zumindest sieht es im Moment so aus, als wollten sie auch noch ihr letztes Bisschen Wirtschaft abwürgen. Warum sonst sollten sie nun täglich ganze Sektoren mit Streiks und Protesten lahm legen?

Ich möchte nicht ungerecht sein, denn die Sparprogramme treffen die Griechen wirklich hart (und unterstützen den weiteren Absturz), aber...sorry, liebe Griechen, ein Streik hat noch nie eine schwache Wirtschaft auf Vordermann gebracht und eurem (extrem wichtigen) Tourismussektor tun Bilder von Brandsätzen auf offener Straße auch nicht gerade gut.

Na ja, eigentlich kein Wunder, dass Griechen-Häuptling Papandreou mittlerweile keine Lust mehr hat. (Mich verwundert eher, wer tatsächlich Lust darauf hätte, dieses Land freiwillig regieren zu wollen?!) Medienberichten zufolge soll Papandreou jedenfalls ernsthaft darüber nachdenken, sein Amt zugunsten einer notfallmäßigen Übergangsregierung, bestehend aus verschiedenen Parteiangehörigen, zu räumen.

Tja, was soll ich sagen? Entsprechen diese Meldungen der Wahrheit, kann ich es dem Griechen-Häuptling nicht verdenken. Im eigenen Land mit Orangen beworfen, vom IWF abgewatscht, von Brüssel ignoriert - versucht hat er's jedenfalls, aber Recht machen konnte er es keinem.

(Und das wird sich auch mit den anstehenden Privatisierungen nicht ändern. Wir erwartet wird Griechenland die Assets, die es wirklich legal zu Geld machen kann, im Ausverkauf verschleudern.[Aktuelles Beispiel: die Griechen werden diesen Monat wohl ihren 10%-Anteil am Telekommunikationswert OTE an die Deutsche Telekom verkaufen...zu einem Preis der weniger als 1/3 vom Wert der Aktie aus 2009 beträgt ]. Denn mal abgesehen davon, dass das Angebot an Staats-Assets derzeit nicht gerade gering ist, da auch Spanien, Irland und Portugal so einiges loswerden müssen, ist Europa derzeit auch nicht gerade "in". So sind die ausländischen Investitionen in Griechenland, Portugal und Spanien im letzten Jahr schon um 10% gesunken.)

Nun ja, für das Vertrauen in die Griechen wäre das jedenfalls ein weiterer Schlag in den Magen, aber was soll's...

Die Rating-Geier

Sprechen wir lieber zum Abschluss noch mal über die Rating-Geier, die derzeit über Europa kreisen, als gäbe es kein schöneres Festmahl.

Sie wissen ja sicher schon, dass die Heinis von S&P die Griechen zum schwächsten Schuldner der Welt mit CCC abgestempelt haben. Das ist umso lustiger, wenn man bedenkt, dass sogar Länder wie Ecuador und Jamaika eine höhere Bonität aufweisen.

Dazu muss man wissen, dass Jamaika beispielsweise bereits "teilpleite" ist und im Januar eine freiwillige Umschuldung vereinbart wurde. Und auch die Jamaikaner haben den IWF und das übliche Sparprogramm im Nacken.

In Ecuador ist die Situation sogar noch lustiger. Da hatte die linksradikale Regierung unter Rafael Correa bereits in 2008 die Bedienung von zwei ausstehenden Anleihen im Gesamtwert von 3,2 Mrd. USD verweigert. Klar, die Schulden wurden ja auch von der Vorgängerregierung gemacht - wozu muss man die schon bedienen? Der lustigste Punkt war nämlich der: Ecuador war 2008/09 keineswegs zahlungsunfähig, bediente die Anleihen schlichtweg aus politischem Willen nicht. Schließlich waren die größten Gläubiger ja auch die ideologischen Todfeinde in den USA. 2009 ließ sich Correa dann aber schließlich doch noch dazu herab, den Gläubigern die Bonds zu einem Drittel des ursprünglichen Nennwerts abzukaufen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich hab nichts gegen Ecuador. Aber, Ecuador, obwohl OPEC-Mitglied, ist kein reiches Land, hat bereits Bankenkrisen und die Aufgabe der eigenen Währung hinter sich und Anleihen einfach aus politischem Willen heraus nicht mehr zu bedienen, ist für mich kein starker Vertrauensbeweis in ein Land, in dem zunehmend Verstaatlichungen herrschen und dessen Zahlungsfähigkeit dennoch höher eingeschätzt wird, als jene der Griechen.

Sie sehen, wir müssen nicht immer nur über das überzogen hohe US-Rating sprechen, damit uns deutlich wird, dass die Rating-Geier ganz offensichtlich nach wenig nachvollziehbaren Kriterien vorgehen. (wobei ich aber keineswegs die Lage der Griechen beschönigen will...)

So long liebe Leser....und heute haben die Rating-Geier (namentlich Moody's) das europäische Chaos auch noch dazu genutzt, um mit der Überprüfung der Ratings für die drei größten französischen Banken zu drohen...hmm...man könnte fast glauben, die Rating-Geier versuchten den europäischen Steuerzahler zum freiwilligen Opfer zu erpressen....aber lassen wir das....wenn Sie noch mehr über Rating-Geier und eine Alternative lesen möchten, dann schauen Sie doch mal bei meinem werten Kollegen Michael Vaupel vorbei, der sich heute im Trader's Daily ebenfalls des Themas angenommen hat...damit verabschiede ich mich für heute und freue mich, wenn wir uns morgen wiederlesen...liebe Grüße..

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de