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Schulden, nichts als Schulden?

Freitag, 13. Mai 2011, 13:09
von Michael Vaupel

Wie war das gestern...zwei Seelen wohnen in meiner Brust?
Thema mögliche Überschuldung von EU-Staaten.
Inzwischen hat die Ratingagentur S&P das Rating Griechenlands weiter gesenkt. Nicht, dass ich den Ratingagenturen mit ihren intransparenten und oft völlig verfehlten Bewertungen (denken wir nur an die Hypotheken-Ramschpapiere mit angeblichem Topp-Rating) über den Weg trauen würde.

Aber im Falle von Griechenland stimmt diese Einschätzung ja wohl leider. Die Griechen strengen sich an, zu sparen, das ist wohl der Fall - doch die Schuldenlast ist einfach zu hoch. Wenn ein Sanierungsplan mit harten Einsparungen dennoch davon ausgeht, dass die Schuldenlast absolut und als Anteil am BIP weiter steigt, dann geht es eben so nicht weiter.
Doch was höre ich da von EZB-Mitglied Nowotny? Eine Umschuldung Griechenlands "müsse ausgeschlossen werden"....
Sehe ich völlig anders.

Ich wiederhole meinen Plan für Griechenland (hm, und vielleicht auch für Irland...wenn es notwendig werden sollte. Je nun, auch mit irischen Staatsanleihen im Depot, hm? Doch ich denke, es ist objektiv zu sagen, dass es im Fall von Irland deutlich besser aussieht).

Hier also der Plan:

1. Griechenland erklärt die Staatspleite. Oder, wie es auf Wirtschaftsdeutsch heißt: Den „Default-Fall".

Denn nichts anderes ist es: Das Land kann seine bestehenden Schulden nicht mehr bedienen, da es am Kapitalmarkt offensichtlich nicht die nötigen Mittel bekommt.
Ist gar nicht so katastrophal, wie es klingt. Denken Sie nur an Argentinien, das erklärte 2001 auch den Staatsbankrott und davon ging die Welt nicht unter.
Wie bei der Pleite eines Unternehmens müssen auch bei einem Staatsbankrott die Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. So ist das eben.

Dieses Risiko ist bekannt, und genau deshalb gibt es auf Staatsanleihen wie die von Griechenland eben auch schon vor der aktuellen Krise erheblich mehr als für z.B. bundesdeutsche Staatsanleihen.
Wieso sollen nun andere Staaten einspringen und letztlich mit dem Geld ihrer Steuerzahler die Verluste der Gläubiger übernehmen?

(Antwort: Ich denke, weil es mal wieder „die Banken" sind, die große Positionen Griechen-Anleihen im Bestand haben. Die drängen darauf, dass die EU hilft, damit diese Griechen-Anleihen keinen Verlust bringen.)

Es ist ja kein Totalverlust. Wie damals Argentinien sollte Griechenland dann mit den Besitzern der Anleihen verhandeln. Es bietet sich meiner Ansicht nach das an, was in der Finanzsprache mit dem schönen Begriff „haircut" = Haarschnitt bezeichnet wird.

Eine Kürzung der Schulden um einen Prozentsatz X. Beispielsweise könnte es zu dem Ergebnis kommen, dass Griechenland jede seiner Staatsanleihen nur zu 66% bedient (Zins und Tilgung). Der Rest wird gestrichen, ist damit Verlust der Anleihen-Besitzer.

(In Argentinien wurden übrigens fast zwei Drittel der Staatsanleihen-Schulden via „haircut" gestrichen.)

Griechenland wäre damit auf einen Schlag ein Drittel seiner Staatsverschuldung los. Der Preis für Griechenland: Am Kapitalmarkt würde das „Rating" für Griechenland schlagartig einbrechen. Die Zinsen, die Griechenland für neue Anleihen zahlen müsste, würden in die Höhe schießen.

*** Und damit zu Punkt 2.

Jetzt, und erst jetzt, kommen die europäischen Verbündeten ins Spiel. Wir lassen Griechenland nicht hängen.

Nach einem „haircut" beträgt der griechische Finanzbedarf für die nächsten 24 Monate meinen Überschlags-Berechnungen zufolge zwischen 50 und 55 Mrd. Euro. (Fällt geringer als jetzt aus, da auslaufende Anleihen nach dem „haircut" nicht mehr zu Nominalwert getilgt werden.)

Die Europäische Union würde sagen: Diesen Betrag leihen wir Griechenland im Laufe dieser beiden Jahre zum Festzins von z.B. 4%. Das wäre mehr, als z.B. Deutschland für eine eigene Staatsanleihe zahlen müsste, aber erheblich weniger, als Griechenland nach der Staatspleite am Kapitalmarkt bieten müsste.

Das Ergebnis: Griechenland wäre einen Teil seiner Schulden mit einem Schlag los. Dann danach eine vernünftige Sparpolitik, zwei Jahre Zeit, in denen die EU Geld leiht. Insofern stehen die Verbündeten Griechenland bei, der Euro kann auch behalten werden. Die Zeit müsste dann wirklich sinnvoll genutzt werden, damit Griechenland nach den zwei Jahren die Kapitalmärkte überzeugt hat und wieder am freien Markt Geld bekommt. (Wenn nicht, müsste nach diesen zwei Jahren über ein Ausscheren Griechenlands aus dem Euro nachgedacht werden.)

Irgendjemand muss die Zeche zahlen. Doch warum die europäischen Steuerzahler? Ich plädiere dafür, dass die Halter griechischer Anleihen via „haircut" eben diese Zeche zahlen. Griechenland ist eben de facto bankrott, und dieses Risiko wurde in Form höherer Renditen der Staatsanleihen „eingepreist". Warum sollte nun, wo das Risiko zur Realität wurde, der Steuerzahler einspringen?

Dies die Gedanken Ihres Traders Daily-Autors zum Thema „Griechenland".

Und damit Mittagspause....am letzten Arbeitstag dieser Woche. Schönes Wochenende!

Ihr

Michael Vaupel
Diplom-Volkswirt / M.A.
Chefredakteur Traders Daily

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de