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Bezahlen oder bezahlen?

Donnerstag, 09. Juni 2011, 05:20
von Miriam Kraus
Finanz-Häuptling Schäuble hat EZB-Häuptling Trichet den Fehde-Handschuh vor die Füße geworfen. Dabei muss man sich eigentlich fragen, was der ganze Terz überhaupt soll. Ob nun so oder so, bezahlt werden muss am Ende sowieso und zwar nur von einem: dem europäischen (und insbesondere dem deutschen) Steuerzahler.

Schäubles Vorschlag: bezahlen
The show must go on, wie man so schön sagt...und Finanz-Häuptling Schäuble hat nun den Vorhang für den nächsten Akt aufgezogen, während das Poker-Face der EZB langsam verschwimmt.
Doch zur Sache: unser Finanz-Häuptling hat sich offenbar ein paar Tage Zeit genommen, um intensiv über Griechenland nachzudenken. Das Resultat seines Denkprozesses: Griechenland ist echt im Eimer und wird 2012 nicht an die Kapitalmärkte zurück kehren können. (Gut, das ist keine Überraschung, das wissen wir Übrigen schon länger...aber immerhin, ist es doch ganz nett anzusehen, dass sich auch der Finanz-Häuptling der Realität zuwendet.)
Nun ist der Finanz-Häuptling natürlich der Finanz-Häuptling und als solcher muss er auch eine Lösung für diese Misere parat haben. Die da wäre: 1. ein neues Rettungspaket für Griechenland und 2. eine Laufzeitverlängerung für griechische Bonds als Form der sanften Umschuldung unter Einbeziehung der privaten Gläubiger.
Tja, was soll ich sagen? So schmerzlich das ist, aber, da wir Griechenland leider nicht an die Chinesen verkaufen können und uns leider mittlerweile schon viel zu tief in den Sumpf reingesetzt haben (und weil die Politik ein Auseinanderbrechen der Eurozone um jeden Preis verhindern will), macht der Plan leider, leider tatsächlich Sinn. Beziehungsweise: Sinn macht die Umschuldung und Sinn würden auch Maßnahmen machen, die dazu angetan sind, die griechische Wirtschaft anzukurbeln, was allerdings wohl nicht mit Hilfe eines weiteren Rettungspakets vollbracht werden wird...aber was soll's...denn nur weil es Sinn macht, ist es nicht zeitgleich auch ohne Risiken. Nein, die Risiken sind groß, denn wenn die ganze Sache schief geht und die Griechen sich auch in 7 Jahren nicht aus dem Sumpf gezogen haben, dann müssten wir (wenn's hart auf hart käme) vielleicht noch einmal unsere Banken retten.

Trichets Vorschlag: bezahlen
Nun ist Schäubles Vorschlag zwar auf einige offene Ohren gestoßen, allerdings nicht bei der EZB. Im Gegenteil, dort gibt man sich fast schon empört über Vorschläge, die auch nur irgendwie auf eine Umschuldung Griechenlands abzielen.
Dafür hat die EZB auch gute Gründe. Der beste und realistischste Grund ist der, dass sie selbst größter Gläubiger der Griechen ist und nach eigenen Angaben Griechen-Bonds im Wert von 50 Milliarden Euro hält. Bei einer Umschuldung müsste also die EZB mitmachen (allerdings auch bei einem Rollover, nach Art der Wiener Initiative, welches sie selbst vorgeschlagen hatte...hierbei verpflichten sich die Gläubiger freiwillig ihre Erlöse aus den ausgelaufenen Bonds wieder in selbige zu reinvestieren).
Das aber will die EZB nicht. Man könnte nun glauben, EZB-Häuptling Trichet sei diesbezüglich besorgt um den armen europäischen Steuerzahler, der im Falle einer Umschuldung möglicherweise die Rücklagen der EZB aufstocken müsste, doch diese Annahme ist wohl sehr weit her geholt. Denn Trichets Lösung der Probleme ist es einzig und allein der Politik den kompletten Schwarzen Peter zu zu schieben. Doch die Politik bezahlt ja ihre Rettungspakete auch nicht aus der eigenen, sondern aus der Tasche des Steuerzahlers.
Nein, Trichet hat schlicht und ergreifend die Nase voll und will die EZB wieder zu einer stolzen und unabhängigen Zentralbank umfunktionieren. Na ja, Jean-Claude, ich schätze der Zug ist mittlerweile abgefahren. (leider...)

Bezahlen oder bezahlen?
Es ist ja nun nicht so, als könnte ich Trichet nicht verstehen. Im Gegenteil, ich hätte auch lieber eine Zentralbank, die sich rein auf Preisstabilität konzentrieren darf und mit dem ganzen anderen Chaos nichts zu tun hat. Nur...mein lieber Jean-Claude, das Chaos hast du dir (und damit auch uns) selbst eingebrockt. Niemand hat dich dazu gezwungen die Funktion der EZB überhaupt auszuweiten und Griechen-Bonds aufzukaufen, bzw. Ramsch-Papiere als Sicherheiten für Kredite zu akzeptieren. Vielleicht wünschst du dir auch jetzt, du hättest damals auf den guten Axel Weber von der Bundesbank gehört. Sicher, Jean-Claude, hättest du damals nicht so reagiert, wie du es getan hast, dann wäre das Finanzsystem ganz schön den Bach runter gegangen. Doch, wenn man eben einmal auf den Zug aufgesprungen ist und dieser auch nach an Fahrt gewinnt, dann wird nach einer gewissen Zeit ein gefahrloser Absprung schließlich unmöglich.
Und im Endeffekt: was soll's denn schon noch?
Im Endeffekt geht es nicht um Jean-Claude Trichet und die EZB, es geht auch nicht um Wolfgang Schäuble und es geht noch nicht einmal wirklich um die Griechen. Im Endeffekt kann es doch nur um uns alle gehen.
Denn wir alle, alle europäische Bürger, müssen diesen Schlamassel finanzieren. Dabei ist es mir mittlerweile fast schon egal, auf welche Art und Weise (ob jetzt und heute über Rettungspakete oder eine Aufstockung der EZB-Reserven oder vielleicht sogar später über eine erneute Rettung der Banken) dies geschieht. Denn in einem muss ich dem Finanz-Häuptling leider Recht geben: es sieht nicht gut aus für Griechenland. Und wenn sich das nicht ändern sollte, dann wird aus dem Finanzieren ein schlichtes Draufzahlen.
Ich wünschte nur, ich könnte mehr Optimismus in Bezug auf die Heilungskräfte der griechischen Wirtschaft hegen, doch leider leidet mein Optimismus unter den wenig nachhaltigen Plänen sämtlicher Verantwortlicher. Oder um es anders zu sagen: Geld alleine ist kein Allheilmittel und ohne echte strukturelle Reformen, welche die griechische Wirtschaft in eine andere Richtung bewegen und einen stabilen Standort schaffen wird das auch in 7 Jahren nix. Damit es aber was werden könnte, würde Griechenland Investitionen benötigen und nicht nur neue Kredite, um alte Kredite bedienen zu können.

Wer wem, wie viel Geld schuldet!

Gönnen wir uns im 2.Teil noch einen kurzen Überblick über einige der Kredit-Verflechtungen in Europa:

EZB Rund 50 Milliarden Euro hat die EZB (nach eigenen Angaben) in griechische Staatsanleihen investiert. Insgesamt hat sie rund 75 Milliarden Euro in Bonds der hochverschuldeten Peripherie-Staaten investiert.
Darüber hinaus vergibt die EZB Kredite an Geschäftsbanken. Dafür hinterlegen die Banken Sicherheiten bei der EZB. Vor der Finanzkrise mussten die als Sicherheit hinterlegten Wertpapiere mindestens ein Rating von A- aufweisen, inzwischen akzeptiert die EZB Papiere mit einem Rating von BBB-. Dies gilt allerdings nicht für die Staatsanleihen der hochverschuldeten (und massiv abgewerteten) Peripherie-Länder. In diesem Fall macht die EZB eine Ausnahme und akzeptiert diese Papiere ohne Standards.
Auf Ende April beliefen sich die Kredite der EZB an griechische Banken auf 87 Milliarden Euro, an irische Banken auf 78 Milliarden Euro, an portugiesische Banken auf 47 Milliarden Euro (spanischen Banken hat die EZB weitere 44 Milliarden Euro geliehen und italienischen Banken 36 Milliarden Euro). Hierbei ist davon auszugehen, dass wohl ein Großteil der hinterlegten Sicherheiten ebenfalls in Ramsch-Staatsanleihen der Schuldenländer besteht.

Griechische Banken Die griechischen Banken haben dem griechischen Staat knapp 86 Milliarden Euro geliehen, halten damit insgesamt etwa 29% der ausstehenden griechischen Staatsschulden.

Deutsche Banken Die deutschen Banken halten insgesamt griechische Staatsanleihen im Wert von etwa 23 Milliarden US-Dollar, nach Angaben der BIZ. Hinzu kommen Kredite an die griechische Wirtschaft in Höhe von 34 Milliarden US-Dollar

Französische Banken Während die deutschen Banken, wie von der Politik erbeten, ihre Engagements in Griechenland nicht zurück gefahren haben, haben die französischen Banken stattdessen ihr Volumen an griechischen Staatsanleihen nach BIZ-Angaben von ca. 27 Milliarden US-Dollar (März 2010) bis Ende Dezember 2010 auf 15 Milliarden US-Dollar reduziert. Allerdings belaufen sich die Kredite der französischen Banken an die griechische Wirtschaft auf etwa 57 Milliarden US-Dollar (Ende 2010).
So long liebe Leser...verlassen wir für heute das europäische Trauerspiel und gönnen uns einen erholsamen Abend...vielleicht holen Sie sich zur Entspannung auch ein paar ihrer (hoffentlich bereits schon vor Jahren erworbenen) Safe Havens (vielleicht ein paar hübsche Goldmünzen oder Silberbarren) aus der Schublade oder dem Tresor und betrachten diese ein wenig zur Beruhigung...vielleicht haben Sie sich aber auch ein paar andere Safe Havens zugelegt und erfreuen sich heute Abend stattdessen an Ihrem Eigenheim, Ihrem Garten oder Ihrem (hoffentlich auch schon vor Jahren angelegten) Schweizer-Franken-Guthaben...wie auch immer, entspannen wir uns lieber, denn wir sind mit unseren Problemen ja nicht allein...auch die Amis haben schwer zu kämpfen, während ihr Notenbankchef mittlerweile den Eindruck erweckt sich am liebsten auf eine einsame Insel verziehen zu wollen...und weil uns das ein wenig aufheitern kann, wollen wir uns morgen noch einmal über die Amis unterhalten und die Währungs-Safe-Havens und hernach möchte ich dann noch auf einige Leser-Fragen bezüglich weiterer Fremdwährungen eingehen...damit verabschiede ich mich nun für heute und wünsche Ihnen einen geruhsamen Abend...liebe Grüße und bis morgen...

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de