StartseiteAllgemeinesBeständeAnlageAnalysenNewsWissenAutorenChartsHandelForum

News:

News zu Silber

News zu Edelmetallen

News zu Minen

News zu Wirtschaft

News zu Währungen

News zu Wirtschaft:

Wirtschaft 2007

Wirtschaft 2008

Wirtschaft 2009

Wirtschaft 2010

Wirtschaft 2011

Allgemein:

Startseite

News (RSS)

News-Select (RSS)

Link´s

Sitemap

Kontakt

Disclaimer

US-Dj Vu

Mittwoch, 08. Juni 2011, 05:40
von Miriam Kraus

Hach ja, Ihnen ist sicher auch schon aufgefallen, wie sich doch alles immer wiederholt und wiederholt und wiederholt. Insbesondere bei Betrachtung der Situation in und um die USA holt einen immer wieder das Dj Vu-Erlebnis ein.

Schwache Ami-Daten oder wenn die Angst zurückkehrt
Ich muss zugeben, ich finde es bemerkenswert lustig, wie schockiert die Märkte auf die überaus schwachen US-Daten der letzten Woche reagiert haben. Allerdings, verwundert bin ich nicht. Denn die Märkte leben nun einmal von Stimmungsschwankungen und nun wird offensichtlich, dass der große Optimismus und die starken Hoffnungen auf eine handfeste Erholung der US-Wirtschaft eben doch ein wenig übertrieben waren. Dies wiederum finde ich gerade deshalb lustig, weil mein Optimismus in Bezug auf die Ami-Wirtschaft,wie Sie wissen, sich mittlerweile schon seit Jahren in Grenzen hält, angesichts dessen, dass, wie ich immer wieder schrieb, die USA nach wie vor mit einem maroden Arbeitsmarkt und einem noch maroderen Immobilienmarkt zu kämpfen haben.

Aber sei's drum...letzte Woche haben es nun auch viele andere gemerkt, nachdem die Zahl der Beschäftigten zuletzt nur geringfügig angestiegen ist, die Häuserpreise den 57sten Monat in Folge gefallen sind, der Einkaufsmanager-Index einen massiven Rückgang aufweist, die US-Industrie über rückläufige Auftragseingänge klagt und sich auch noch das Verbrauchervertrauen verschlechtert hat.

Jetzt merken viele, dass sich die zwischenzeitliche Erholung der US-Wirtschaft möglicherweise viel stärker bis hauptsächlich auf dem Rücken von Konjunktur- und Notenbankprogrammen abgespielt hat. Doch weil die Ami-Häuptlinge jetzt sparen wollen (und auch müssen, angesichts dessen, dass sie im Grunde genommen schon längst pleite sind) und die FED-Häuptlinge noch kein QE-3 auf den Markt geworfen haben, kehrt jetzt auch noch die Angst zurück.

Double Dip oder verlorene Jahre?
Und mit der Angst kehren auch die Schlagworte wieder zurück. Da wäre zum einen das Double Dip Szenario zu nennen. Das kennen wir ja schon, zuletzt stand das gleiche Schlagwort genau vor einem Jahr schon einmal zur Debatte. Und ebenso wie vor einem Jahr, wird auch diesmal wieder das Alternativ-Szenario zum nächsten Rutsch in die Rezession (Double Dip) inkl. Crash, namentlich das Verlorene Jahrzehnt, wieder diskutiert. Dieses geht auf Japans Erfahrungen seit den 90er Jahren zurück (wir werden im 2.Teil gleich noch einmal einen Blick auf die vielen verlorenen Jahre Japans werfen).

Und um den Diskurs zu bereichern, möchte ich gerne noch ein weiteres Schlagwort in den Raum werfen: die Stagflation (Stagnation und Inflation). Auch dieses Schlagwort ist nicht neu, darüber sprachen wir auch schon 2008.

Verlorene Jahre
Sehen wir uns zunächst einmal an, was wir über verlorene Jahre aus der Geschichte lernen können:

Japan und das Verlorene Jahrzehnt
In den späten 80er Jahren frönte Japan einer Spekulationsblase. Die Aktienkurse hatten sich innerhalb von 4 Jahren verdreifacht. Immobilien- und Landpreis stiegen usw. eben. Doch dann geschah, was kommen musste und immer passiert: die Blase platzte natürlich und Japan rasselte in Rezession und Deflation.

Das schlimme: die Verbraucherpreise sind seit 1993 rückläufig. Das Wachstum zog erst in diesem Jahrzehnt wieder ein bisschen an, was die Finanz-und Wirtschaftskrise natürlich wieder zunichte machte (und wobei die Erbebenkatastrophe temporär noch einen drauf gesetzt hat). Von einer echten Inflation träumt Japan bis heute.

Man spricht deshalb auch vom verlorenen Jahrzehnt, denn die 90er Jahre waren für Japan geprägt von Rezession, steigender Arbeitslosigkeit und einer Deflationsspirale.

Japan und die Deflationsspirale

Unzählige Konjunkturprogramme wurden im Japan der 90er Jahre aufgelegt - doch, der Funke wollte auf die Privatwirtschaft nicht überspringen. So blieb Japan in der Rezession, von Arbeitsmarktbelebung keine Spur. Die Nachfrage blieb gering und die Preise fielen - also Deflation und keine Inflation!
Das einzige was Japan dann am Ende erreichte, war der am BIP gemessen, höchste Schuldenstand der Welt.

Japans Fehler
Doch, warum?, fragt man sich. Haben wir nicht gelernt, dass die keynesianische Stimulierungspolitik zur Inflation führt? Ja, traditionell tut sie das auch (vielleicht kommts ja noch...), aber Japan hat Fehler gemacht.

Japans Regierung hat schlichtweg nicht bedacht, dass sich Japan in einer gänzlich anderen Ausgangslage befand, als zum Beispiel das Japan unter Takahashi zum Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts.

Heute, genauso wie in den 90ern, reicht es einfach nicht aus, nur auf staatliche Konjunkturprogramme zu setzen, um auch die private Nachfrage zu stimulieren. Was zudem gebraucht wird, sind Bereinigungsprozesse.

Das Japan der 90er Jahre verkannte offenbar die Situation seines Bankensektors. Denn diese Banken hielten sich unter dem Druck notleidender Forderungen viel zu lange mit der Kreditvergabe zurück. Hier hätte Japan ansetzen müssen, um den Normalfall "Bank vergibt Kredit - Unternehmen investiert - schafft Arbeitsplätze - Nachfrage- und Wirtschaftswachstum steigen usw.", wieder her zu stellen.

Der springende Punkt ist, ein einfaches Konjunkturprogramm (ob auf Pump oder nicht, sei mal dahingestellt) hat eben noch keinen satt gemacht. Wenn die Politik es nicht schafft, gleichzeitig ein reizvolles Umfeld zu schaffen, in dem das private Nachfragewachstum, nach dem staatlichen Programm, weiter blühen kann, dann verpufft der Stimuli-Effekt im schlimmsten Fall einfach fast wirkungslos. (Ganz dumm ist es dann auch, wenn es zudem schließlich noch zu verschiedenen Verdrängungseffekten kommt, wodurch Probleme eben weiter in die Zukunft verschoben werden.) Was bleibt, sind dann, wie im Falle Japans, hohe Schulden und das Unvermögen wieder auszusteigen...

Übertragen auf die USA...
...ergeben sich überraschend deutliche Parallelen. Auch die Ami-Häuptlinge haben lange auf Stimuli gesetzt. Gebracht hat's im Endeffekt aber nix, außer Schulden, über Schulden und Schulden. Warum? Weil auch die US-Häuptlinge nicht kapiert haben, dass man eine Wirtschaft nicht dadurch nachhaltig ankurbeln kann, indem man immer nur Löcher stopft, ohne die grundlegenden strukturellen Probleme zu erkennen und zu beseitigen.

Die US-Wirtschaft mag zwar in vielerlei Hinsicht eine andere sein, als die griechische. Doch auch hier ergeben sich Parallelen. Beide Volkswirtschaften sind stark auf den Binnenkonsum ausgerichtet, verkennen aber schmerzlich, wie wichtig es ist, zumindest einen Teil der wichtigen Güter selbst herzustellen, bzw. hochwertige Güter zu produzieren, die für einen funktionierenden Exportmarkt sorgen.

Und während den Griechen ihre Schulden längst über den Kopf gewachsen sind und ihre Sparprogramme sie denselbigen bereits gekostet hat, stehen die Amerikaner vor der fast unlösbaren Aufgabe ein Sparprogramm zu entwickeln, ohne ihr mühsames Bisschen an Erholung abzuwürgen, während 40% der Amerikaner schon jetzt nur von Niedriglohn-Jobs leben.

Und weil die Ausgangslage eben genau so ist, wird die FED sich auch davor hüten, ihrer Niedrigzinspolitik überstürzt den Rücken zu kehren. Vielleicht gibt's sogar doch noch ein QE3, vielleicht noch nicht heute, aber übermorgen....Damit löst die FED keine Probleme, sondern verlagert selbige, vergrößert, nur in die Zukunft und verstärkt auch weiterhin die Inflationsgefahren. Was uns ja egal sein könnte, wenn die FED nicht auch noch Hüter der Weltleitwährung wäre....

So long liebe Leser...ich hoffe Sie verzeihen mir, dass ich heute einen etwas ernsteren Ton angeschlagen habe, aber manchmal muss das eben auch sein....beim nächsten Mal unterhalten wir uns wieder auf ironische Weise über die Eskapaden der Häuptlinge - versprochen....tja, und wie es mit den Amis weitergeht?...wer weiß?...vielleicht rutschen die Amis bald wieder in die tiefe Rezession, vielleicht gibt's einen weiteren üblen Crash, vielleicht stagnieren sie aber auch nur über die nächsten 30 Jahre und inflationieren dabei...ehrlich gesagt: ich kann noch immer nicht in die Zukunft blicken, aber, ganz unter uns, ich halte alle Szenarien nach wie vor durchaus für möglich....ich wünsche mir dementsprechend nach wie vor vor allem eines: die Abkehr vom US-Dollar als Weltleitwährung....bis morgen und liebe Grüße

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de