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JPY-Aufwertung..

Freitag, 18. März 2011, 05:03
von Miriam Kraus

Die beständige Aufwertung der japanischen Währung ist nicht erst seit dieser Woche eine Belastungsprobe für die deutlich exportorientierte Volkswirtschaft. Allerdings ist es wie immer bei Wechselkursschwankungen: auf das Tempo kommt es an.
Und dieses macht zu schaffen: wie ich bereits am Montag hier im Rohstoff Daily in meinen ersten Überlegungen formulierte, hat der Repatriierungsfluss bereits eingesetzt. Das bedeutet, dass die Japaner ihr im Ausland gehaltenes Kapital abziehen und ins Inland zurückholen. In dem Fall verkaufen sie also vereinfacht ausgedrückt ihre in ausländischen Währungen notierenden Assets und wechseln die Erlöse in japanische Yen um, was die Nachfrage und den Yen-Kurs antreibt.
Ich möchte kurz aus meinem Beitrag im Nebenwerte Daily vom Dienstag zitieren:

"Aspekt Schuldenlage
Nun kosten Konjunkturprogramme, wie sie Japan in jedem Fall benötigen wird, natürlich Geld. Dabei ist Japans hohe Staatsverschuldung zwar nicht hilfreich, doch es könnte schlimmer sein. Der Großteil der Schulden wird im Inland gehalten, gleichzeitig verfügt Japan aber auch über eine ausreichend hohe Sparquote, die steigenden Regierungsausgaben durchaus entgegen kommen sollte. Darüber hinaus hält Japan rund 59% des BIPs in internationalen Vermögensanlagen, die im Bedarfsfall schließlich auch wieder veräußert werden können.

Aspekt Währung
Grundsätzlich kann man natürlich davon ausgehen, dass ausländische Vermögenswerte abgestoßen werden und das Kapital zurück ins Inland geholt wird. Das könnte vielleicht auch irgendwann auf die Regierung zu treffen, aber bestimmt auf die privaten Anleger und sicher auch Unternehmen, um beispielsweise Reparatur- und Wiederaufbau-Arbeiten im Inland zu finanzieren.
Dies könnte im Moment bereits der Fall sein, da JPY mit der Krise vor allem gegenüber USD, aber auch gegenüber EUR weiter aufwertet."
Doch der Repatriierungsfluss ist nicht der einzige Aspekt, welcher derzeit für eine stetige Aufwertung der japanischen Währung sorgt. Hinzu kommt eine spekulative Komponente, die den Aufwertungsdruck (also den Druck nach oben) deutlich verstärkt.

Carry Trades und Spekulationen
Nun ist JPY natürlich nicht nur eine, sondern sogar die Carry Trade-Währung. Das bedeutet, dass sich Anleger günstig (aufgrund des niedrigen Zinsniveaus) in JPY verschulden und das Geld meist in anderen Regionen anlegen. Das Risiko bei diesen Spekulationsgeschäften: wenn JPY gegenüber anderen Währungen aufwertet, dann "verteuern" sich somit Schulden und Kosten - und das Geschäft führt zu einem Verlust. Aus diesem Grund lösen derzeit mit Sicherheit weltweit Investoren ihre Carry Trades auf, müssen also grob gesagt "Yen kaufen um ihre Schulden zu decken". Dadurch steigt also zusätzlich die Nachfrage nach JPY und damit die Aufwertung der japanischen Währung.
Andere ausländische Investoren, die beispielsweise in japanischen Futures investiert sind, benötigen wiederum ebenfalls japanische Yen, um zum Beispiel nun ihre steigenden Sicherheitsleistungen (aufgrund der sinkenden Aktienkurse) zu erfüllen.
Wieder andere, die zuvor JPY short waren, müssen nun ihre Positionen glatt stellen um weitere Verluste zu begrenzen, was wiederum der Nachfrage nach JPY zugute kommt. Dies könnte möglicherweise auch gestern mit Anlass für den drastischen Kurssturz im USD/JPY gewesen sein. USD/JPY notierte gestern im Tief bei 76,71.

...eine weitere Belastungsprobe

Bank of Japan versucht dagegen zu halten
Probleme bei einer derart dynamischen Aufwertung ergeben sich vor allem für die Exportindustrie, da sich deren Güter im Vergleich verteuern. Und wie Sie wissen, ist Japans Wirtschaft zu einem guten Teil (rund 13% vom BIP) auch vom Export abhängig.
Nun ist eine gute Exportindustrie in der Regel mittel- bis langfristig durchaus anpassungsfähig (weshalb auch ein Zusammenspiel von hohen Exporten und hoher Währung kein Beinbruch sein muss und bisweilen sogar ein Gütesiegel sein kann), so lange die Wechselkursschwankungen nicht allzu schnell und übertrieben ausfallen.
So gaben die japanischen Exporteure beispielsweise im letzten Jahr an, dass sie bei einem USD/JPY-Kurs von 92,90 oder höher weiterhin profitabel arbeiten können. Für dieses Jahr haben die Exporteure diesen Break Even sogar auf 86,30 herabsetzen können.
Nur...die Nervosität ist derzeit hoch an den Märkten und somit auch die Dynamik in den JPY-Wechselkursen. Deshalb versucht die Bank of Japan seit Beginn der Woche immer wieder dagegen zu halten (und natürlich den Finanzmarkt am Leben zu erhalten), indem sie weiterhin riesige Summen ins Finanzsystem pumpt. So auch am Donnerstag, als die BoJ weitere 5 Billionen Yen zur Verfügung stellte, was USD/JPY nach dem gestrigen Einbruch, wieder ein wenig auf die Beine helfen konnte.

G7-Hilfe?
Meldungen zufolge wollen heute offenbar die G-7-Finanzminister beraten, wie sie Japan unter die Arme greifen könnten.
Hierzu gäbe es verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel auch den Ankauf japanischer Staatsanleihen.
Eine weitere Möglichkeit wäre eine koordinierte Intervention der großen Notenbanken im Devisenmarkt. Und das nicht nur um eine weitere Aufwertung des Yen zu verhindern, sondern viel mehr um Stabilität zu garantieren, denn das eigentlich größere Probleme sind die heftigen Wechselkursschwankungen, die zu einem wachsenden Anpassungsdruck für die sowieso schon gebeutelte japanische Wirtschaft führen.

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, ob, angesichts der später zu erwartenden Nachfrage durch den Wiederaufbau, nicht gerade auch ein stärkerer Yen von Vorteil wäre?! Nun, das mag für später durchaus richtig sein, aber im Moment und das wird im allerbesten Fall auch noch über die kommenden 2 Quartale anhalten, dürfte die gesamtwirtschaftliche Nachfrage natürlich erstmal rückläufig sein, bevor die Erholung einsetzen kann. Dementsprechend wäre erst einmal ein etwas schwächerer Yen wünschenswert. Und dann bleibt nach wie vor die Exportindustrie, die einen Nachfragerückgang nicht so einfach durch den Binnenmarkt ausgleichen kann. Wer schließlich sein Haus wieder aufbauen muss, der wird wohl erstmal die Anschaffung des neuen Autos oder der Video-Spielkonsole hinten anstellen. Diese Güter sollten dann lieber wir kaufen, wenn wir den Japanern helfen wollen...

So long liebe Leser...also mal abwarten, ob und wie die G-7 den Japanern helfen werden...der Aufwertungsdruck für JPY bleibt jedenfalls vorerst weiterhin bestehen und damit ein weiteres Problem für Japan....das könnte sich zwar mittelfristig wieder deutlich umkehren, aber na ja, mal abwarten...ich werde in den kommenden Tagen jedenfalls in Stuttgart abwarten was passiert, da ich natürlich auf der Invest Messe verweilen werde...vielleicht sehen wir uns ja dort am Stand des Investor Verlags?!...jedenfalls gibt es deshalb morgen leider keinen Wochenrückblick (den verschiebe ich auf Montag), dafür aber zwei interessante Gastbeiträge meiner Kollegen...liebe Grüße, vielleicht bis morgen auf der Invest, aber in jedem Fall bis Montag, wenn wir uns wiederlesen...

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de / » http://www.investor-verlag.de