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Auf dem Weg zur Euro-Rettung

Samstag, 10. September 2011, 18:13
Als am Freitag der Rücktritt von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark bekannt wurde, purzelten die Aktienkurse noch mehr, als sie in den Stunden zuvor ohnehin schon gefallen waren – zu viel der Ehre für den Kämpfer gegen den Kauf von Anleihen durch die EZB, denn die kommt auch ohne ihn zurecht. Axel Weber hatte sein Amt bei EZB und Bundesbank bereits vor Stark niedergelegt und anschließend einen sicher nicht zu knapp dotierten Posten bei der Schweizer Großbank UBS bekommen. Stark wird es ähnlich ergehen, so sind nun mal die ungeschriebenen Gesetze, wenn jemand Karriere machen will: Erst anecken, dann einen medienwirksamen Absprung schaffen, am Ende den Karrieresprung versilbern lassen.

Der nächste Kandidat: Der demnächst scheidende EZB-Chef Jean-Claude Trichet. Er fuhr während der jüngsten Pressekonferenz aus Anlass der Zinsentscheidung – alles bleibt beim Alten – wieder einmal aus der Haut. Man möge die EZB doch endlich zu 13 Jahren Preisstabilität beglückwünschen, erwiderte er auf die Frage, ob der Kauf von Anleihen durch die oberste europäische Währungshoheit nicht doch zu sehr an deren Glaubwürdigkeit zweifeln lasse.
Wir werden uns an solche Wutausbrüche von Seiten des EZB-Chefs gewöhnen müssen. Im Bundestag sind sie inzwischen ja gang und gäbe – allerdings mit dem Unterschied, dass dort Polemik vorherrscht. Es gibt eine ganze Reihe von Ursachen für die wachsende Gereiztheit. Die zurzeit wichtigste ist, dass weder Politiker noch Zentralbanker bei der Lösung der komplexen Probleme – Staatsschulden, Rezessionsgefahr, Euro-Durcheinander, Pattsituation in den USA usw. - nicht von der Stelle kommen. Stattdessen kurieren sie mal hier, mal da an den Symptomen.
Die Folgen sind an den Märkten abzulesen: Während die Aktienkurse fallen, steigen die Kurse der Bundesanleihen immer noch, obwohl sie nur erbärmliche Renditen bringen. Zur Abwechslung geht mal wieder der Euro gegenüber dem Dollar in die Knie, obwohl der Vergleich der Konjunktur in Europa und in den USA dagegen spricht. Die Schweiz hat zwar einen Versuch unternommen, den Franken ach seinem Höhenflug gegenüber dem Euro zu bändigen, aber der nachhaltige Erfolg dieser Maßnahme steht in den Sternen. Derweil sorgen potente Großanleger durch das Streuen von Gerüchten zusätzlich für Unruhe, um vom Auf und Ab zu profitieren. Das macht sich jetzt nicht mehr allein in hektischen Kursbewegungen an den Aktien- und Devisenmärkten bemerkbar, sondern auch beim Goldpreis.
Solange diese Entwicklung andauert, bleiben die Trends erhalten, knicken also die Aktienkurse zunächst weiter ein, geben die Kurse der Bundesanleihen kaum Terrain preis und nimmt der Goldpreis so lange Anlauf nach oben, bis er über das bisherige Hoch hinaus steigt. Dagegen sind bei den Währungen bis auf Weiteres keine eindeutigen Trends auszumachen.
Die zum Teil emotional geführte Diskussion über Eurobonds ist derweil in den Hintergrund getreten. Das wird nicht so bleiben. Denn unter welcher Bezeichnung auch immer sie eines Tages zur Realität werden, ist eine Frage der Zeit – allerdings einer sehr langen Zeit, weil es zuerst gilt, große rechtliche Hürden zu überwinden.
Hürde Nummer eins ergibt sich daraus, dass wahrscheinlich alle Euro-Länder ihre Verfassungen ändern müssten, um nicht gegen sie zu verstoßen. Die kürzliche Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Sachen Euro-Klage hat dazu einen Vorgeschmack gegeben.
Hürde Nummer zwei besteht in der möglichen Haftung der Euro-Länder als Gesamtschuldner. Es sei denn, eine solche Haftung würde ausgeschlossen, was aber wohl automatisch eine drastische Abstufung der Bonität durch Ratingagenturen zur Folge hätte.
Hürde Nummer drei ist die entscheidende: Die Regierungen der Euro-Länder müssten ihre Souveränität aufgeben und ggf. nach Brüssel oder sonst wohin übertragen. Das wäre dann der Einstieg in die politische Union, die ja bekanntlich vor dem Euro etabliert werden sollte, dann aber immer wieder verschoben wurde.
Das alles läuft also auf die von Politikern zu beantwortende Frage hinaus: Wie sage ich es meinen Bürgern? Kanzlerin Angela Merkel übt sich darin ja schon hinreichend, indem sie immer wieder den Zusammenhang von Euro und Europa betont. Getreu dem Motto: Wer für Europa ist, muss für den Euro sein, und umgekehrt.
Einen akzeptablen Vorschlag hat jetzt die renommierte Vermögensverwaltung PSM aus Grünwald gemacht: Griechenland sollte „im Extremfall alle ausstehenden griechischen Anleihen in 30-jährige Titel umwandeln. Für diese Anleihen sollten nur noch Zinsen von 3 bis 4 Prozent bezahlt werden.“ Es würde sich um einen Zwangsumtausch handeln, der nur im Fall einer Garantie der EZB für Zinsen und Rückzahlung Sinn hätte.
Warum dieser Vorschlag akzeptabel ist, ergibt sich aus der Geschichte gelungener Rettungsversuche im Rahmen von Währungskrisen. Besonders erfolgreich war die Hilfe für lateinamerikanische Länder durch sog. Brady-Bonds im Jahr 1982. Ohne hier auf Details einzugehen: Auch damals kam es zu einer Schuldenstreckung einschließlich Garantie, wobei an vorderster Front der amerikanische Staat als Garant fungierte. Dieses Erfolgsmodell könnte im Übrigen über Griechenland hinaus auf weitere Euro-Schuldenstaaten ausgedehnt werden.
Europa befindet sich indes erst am Anfang der Rettungsversuche. Es dürfte noch Monate dauern, bis überhaupt erkennbar wird, in welche Richtung das Ganze geht – äußerst unruhige Monate, wie eingangs beschrieben, und mit erheblichen Turbulenzen verbunden. Derweil wird die Konjunktur immer mehr abkühlen, was zumindest den Vorteil hat, dass die Regierungen der Euro-Länder in Abstimmung mit der EZB aufs Tempo drücken werden.
Die Abkühlung der Konjunktur, von überraschend vielen Volkswirten verständnislos kommentiert, ist nachvollziehbar, wenn man auf ihren Ursprung zurückgeht: Der Konjunkturgipfel war schon im ersten Quartal 2011 erreicht. Seitdem geht es bergab – erst langsam, im Lauf der vergangenen Monate immer schneller, und zwar genau im Rhythmus der Börse. Die Begründungen dazu werden wie üblich später nachgeliefert. Dann wird die Zeit für Aktienkäufe gekommen sein. Bis auf Weiteres ist davon auszugehen, dass der Konjunkturverlauf am Ende einer W-Formation entsprechen, also zwei Tiefpukte haben wird. Aber nur, falls alles gut geht. Wer nach wie vor in erster Linie auf Gold – und Silber – setzt, kann bei dem hier beschriebenen Szenario nicht viel falsch machen.

Manfred Gburek, 9. September 2011

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu