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Goldindikatoren Teil 4

von Johannes Forthmann
Die aktuelle Situation
Gold und Silber konnten ihren Bullenmarkt in den letzten Wochen auf beeindruckende Weise fortsetzen. Auch die schon in meinen Minenessays erwähnten Rohstoffwährungen untermauern die Stärke des Langfristtrends deutlich. Ein wahrer Augenöffner für das schwindende Vertrauen in den US Dollar sind die Währungen der goldproduzierenden Länder Australien und Kanada. Sowohl der australische als auch der kanadische Dollar nähern sich einer Parität von 1:1 zu ihrem großen Bruder.
Der folgende Chart zeigt den fast parallelen Verlauf des australischen Dollars und Gold zum USD. Sowohl Gold(rechts) als auch der Aus$(links) konnten gegenüber der US Währung seit Anfang 2009 um ca. 40% zulegen.
Grafik 1: Australischer Dollar und Gold in USD im Jahresverlauf 2009 und 2010

Quelle: jf-research.com

In diesem Artikel möchte ich weitere Indikatoren vorstellen, die sich hinsichtlich
einer Beurteilung der Gold- u. Silberpreisentwicklung bei meinen Analysen in den letzten Jahren als nützlich erwiesen haben. Als Darstellungsform werden einfache Linien und Balkencharts verwendet. Auf die sehr in Mode gekommenen, hübsch anzusehenden japanische Kerzencharts wird dabei bewusst verzichtet, denn sie umschreiben lediglich relativ einfache charttechnische Sachverhalte mit
kompliziertenexotisch klingenden Namen:hanging man, evening star, bearish harami, izu...?..clouds...und hören sich teilweise an wie eine Mischung aus Wetterbericht und asiatischen Kampfsportarten.

Der Gold Silber Spread
Unter Spread versteht man nicht nur die Differenz zwischen dem An- u. Verkaufspreis bei Finanztiteln, sondern auch die Preisdifferenz zwischen zwei ähnlichen Rohstoffen, Anleihen, Aktien, Währungen usw. Weitet sich der Spread, dann stehen oft deutliche Veränderungen hinsichtlich der zugrunde liegenden Werte bevor. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dieses, dass wenn die Volatilität des Marktes zunimmt wesentliche Veränderungen wahrscheinlicher werden.
Der in Fachpublikationen oft erwähnte Gold Silber Ratio Spread gibt zwar eine Information über das Preisverhältnis von Gold und Silber in Form einer einfachen Auf- oder Abwärtslinie, bietet jedoch visuell keinen guten Überblick über mögliche bevorstehende Veränderungen. Um bessere Aufschlüsse zu bekommen kann nach meiner Meinung eine Darstellung beider zu vergleichenden Analyseobjekte Vorteile bieten. Ein Vergleich der Preiskurven von Gold und Silber der letzten 12 Monate soll dieses etwas näher verdeutlichen.
Da ein Vergleich auf Indexbasis nicht möglich ist(es gibt keinen Silberindex), habe ich in der folgenden Grafik die am stärksten gehandelten physischen ETF´s von Gold und Silber zugrunde gelegt.
Grafik 2: SPDR Gold Trust (GDL) und i shares Silver Trust (SLV)

Quelle:Yahoo Finance

Vergleichen wir beide Linien miteinander, dann können wir beobachten, dass es
im Verlaufe des Jahres 2010 zwei Situationen gab, in denen sich der Spread zwischen
Gold(blau) und Silber(grün) auf ein Maximum weitete. Die erste trat im Februar
2010 auf. Unmittelbar danach starteten beide Rohstoffe eine längere Aufwärtsbewegung.
Zu einer erneuten Weitung des Spreads kam es ab Mitte Mai. Mit Verengung des Spread ab Ende Juli setzten Gold und Silber ihren Aufwärtstrend fort. Dieser wurde bis heute nicht unterbrochen.

Bollinger Bänder
Bollinger Bänder sind einer der wenigen Indikatoren, die mir seit Jahren eine ebenso gute Hilfe bieten, wenn es darum geht die Preisentwicklung bei Rohstoffen etwas genauer zu beurteilen. Sie wurden von John Bollinger entwickelt und bestehen, ohne mathematisch zu werden, aus zwei Standardableitungen, die sich um einen 20 Tage Durchschnitt aufbauen. Es spielt keine Rolle ob es sich dabei um exponentielle oder einfache gleitende Durchschnitte
handelt. Ich bevorzuge einfache Varianten. Ca. 95 % aller Kursbewegungen finden innerhalb dieser Bänder statt. Verlaufen diese Bänder steil, dann befindet man sich in einem Trend, verlaufen sie seitwärts, dann ist der Markt leicht sichtbar in einer Konsolidierungsphase. Im Zweifelsfalle kann man diesbezüglich auch ein 5 jähriges Kind befragen.
Schon mit Beginn des Bullenmarktes von Gold im Jahre 2001 konnte ich beobachten, dass gerade bei Gold und Silber jedes Mal dann bullische Bewegungen bevorstanden, wenn sich der Gold- und Silberpreis im Exrembereich des unteren Bandes befand. Hier ein Beispiel aus dem Jahre 2007.
Grafik 3: Gold in USD von Juli 2007 bis Oktober 2007((1 Preisstab = 1 Tag)

Quelle: jf-research.com

In der Bildmitte eingeblendet und markiert sehen wir den Abschluss einer 6 monatigen Korrektur im Sommer 2007. Ohne Mühe kann man den quer verlaufenden Verlauf der Bollinger Bänder erkennen, die auf eine Konsolidierungsphase deuten. Am 16.8.07 kommt es dann zu einem Unterschreiten des unteren Bandes, welches von einem Innen Reversal gefolgt wird, d.h. der Preis von Gold bewegt sich den ganzen Tag innerhalb des Schwankungsbereiches des vorherigen Tages. An den darauffolgenden Tagen setzte Gold zu einer steilen längeren Aufwärtsbewegung an. Aufmerksame Beobachter sehen am 16.8. auch eine leichtes Ansteigen des oberen Bollinger Bandes(rot, mit Punkt markiert) während das untere Band(blau) fällt. Jeder Investor, der Gold während dieser Korrekturphase am unteren Rand der BB gekauft hätte, wäre aufgrund dieser Entscheidung glücklich gewesen. Ähnliche Beispiele lassen sich für jedes Bullenmarktjahr ab 2001 finden und fallen jeweils mit dem Abschluss einer Korrektur-oder Konsolidierungsphase zusammen. Diese Filtersignale waren bei weitem exakter als jegliche fundamentalanalytische Prognosen von Experten, Commitment of Trader Reports u.v.a...
Kommen wir nun einmal zu einer aktuelleren Darstellung von Gold und Silber.
In Grafik 2 habe ich bereits gezeigt, dass mit einer Weitung des Spreads zwischen Gold und Silber die hohe Wahrscheinlichkeit besteht, das eine baldige deutliche Aufwärtsbewegung statt-findet. Ab Mitte Mai 2010 hatten wir es mit einer solchen Situation zu tun(siehe Grafik2).
In der nächsten Darstellung habe ich nun Gold ab Mitte des Jahres mit Bollinger Bändern abgebildet.
Grafik 4: Gold in USD von Mai bis September 2010(1 Preisstab = 1 Tag)

Quelle: jf-research.com

Erneut habe ich den Ort des Geschehens in die Bildmitte projiziert. Hier sehen wir eine Extremsituation, in der sogar ein Tagesbalken komplett aus den Bändern fällt. Wieder liegen die Bänder relativ quer und ein aufmerksamer Beobachter sieht einen kleinen Anstieg im Bereich des oberen Bandes. Am nächsten Tag setzte Gold zu einer längeren Aufwärtsbewegung an, die bis heute anhält. Ich habe diesen Filter vereinfacht mit dem Namen BBB tituliert(Bollinger Band Bounceback). Er ist mehr wert als eine Anleihe gleichen Rankings. Weitere sehr hilfreiche Eigenschaften von Bollinger Bändern würden den Rahmen dieses Artikels sprengen

Zusammenfassung:
Es gibt Filter, die eine genaueres Timing beim Einstieg in Gold leichter machen als Börsenbriefe und Analystenmeinungen es versprechen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf meine anderen Essays verweisen.
Welcher Investor möchte schon gerne unmittelbar von einer Korrektur überrollt
werden, nachdem er sich in diesem Markt engagiert hat, egal ob mit Minenaktien oder mit physischen Aggregaten
Die von Analystenabteilungen praktizierte und mit komplizierten, beeindruckenden Indikatoren und Trendlinien ausgestattete Technische Analyse kann zu Recht oft als Hokus Pokus angesehen werden. Wendet man sie jedoch in der richtigen Art und Mischung an und befreit sie von Verwissenschaftlichung und Fachidiotentum, dann ist sie anderen Analyseformen meilenweit voraus. In Kombination mit bodenständiger Fundamentalanalyse stellt sie ein unverzichtbares Instrumentarium dar für Investoren, die nicht nur nach ihrem Bauchgefühl handeln möchten, sondern eher ein genaueres Timing bevorzugen.
Meinen Lesern wünsche ich den bestmöglichen Erfolg und eine glückliche Hand.

Johannes Forthmann ist Wirtschaftswissenschaftler und studierte Chartanalyse in den USA. Er verfügt über eine 20 jährige Analyseerfahrung. Ab 2011 gibt er vereinzelt Seminare und schreibt einen
Newsletter für Rohstoffinvestoren. Email: » coloursofthesun@gmail.com Veröffentlichungen nur mit Genehmigung des Autors.