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HANDELSBLATT, Mittwoch, 5. März 2008, 08:31 Uhr
Rohstoffe

Aufregende Perspektiven

Von Martin Hutchinson, breakingviews.com

Die 1980 verzeichneten Preisspitzen von Gold und Rohöl hatten unterschiedliche Ausformungen. Während die Ölpreise mehrere Jahre lang innerhalb einer Spanne von 25 Prozent gegenüber dem Spitzenwert verharrten, waren die Goldpreise schnell zurückgefallen. Darin spiegelte sich eine nur begrenzte Spekulation bei Rohöl wider im Vergleich zu den hoch spekulativen Goldmärkten.
Derzeit könnten ähnliche Kräfte am Werk sein. Rohöl weist mit 0,1 bis 0,2 eine relativ geringe Preiselastizität auf. Wenn also Rohöl um 20 Prozent auf 120 Dollar je Barrel steigt, dann wird die globale Nachfrage nur um ein bis zwei Prozent nachgeben oder um noch weniger, wenn einige Länder, wie momentan Indien und China, die Benzinpreise subventionieren. Wenn allerdings die Ölpreise kräftig nach oben gehen würden, dann würde das Zusammenspiel aus verringerter Nachfrage, erhöhtem Angebot und möglichen staatlichen Eingriffen die Preisbewegung dämpfen.
Was Gold angeht, so scheinen die steigenden Preise die Nachfrage anzukurbeln und das Angebot zu verkürzen. Der Goldpreis hatte 2007 im Durchschnitt um 16 Prozent über dem Vorjahresniveau gelegen, das Nachfragevolumen hatte jedoch um vier Prozent zugenommen. Das Angebot hatte sich um drei Prozent verringert, wobei die Minenlieferungen um drei Prozent gesunken und die Wiederverwertung von Altgold um 16 Prozent geschrumpft war, was nur durch einen Anstieg der offiziell registrierten Verkäufe um 32 Prozent teilweise ausgeglichen wurde. Dies lässt auf eine Preiselastizität im Verhältnis von Angebot und Nachfrage bei Gold von minus 0,4 schließen. Wenn die Preise um 20 Prozent zulegten, würde also die Nachfrage um fünf Prozent steigen und das Angebot um drei bis vier Prozent zurückgehen.
Das kann langfristig nicht angehen, denn sonst würde der Goldmarkt explodieren und die Weltwirtschaft mit sich in die Tiefe reißen. Dennoch, wenn die realen Zinsen weltweit niedrig bleiben, dann sollte Gold seine derzeitige Dynamik beibehalten, wobei die spekulative Nachfrage zunehmen wird, während die Preise nach oben gehen. Da die Pools, die für spekulative Investitionen zur Verfügung stehen, viel größer sind als 1980, könnte die Gold-Spitze gut und gerne über den damals erreichten Höchstwert von 2 250 Dollar – berechnet nach den heutigen Dollarkursen – hinausragen.
Natürlich ist das nur ein Dollar-Phänomen. Für japanische Investoren ist die derzeitige Lage nicht gerade aufregend. Gold liegt bei etwa der Hälfte des 1980 erlangten Höchststands von 180 000 Yen je Feinunze, während Rohöl nur um zwölf Prozent über dem ebenfalls 1980 erreichten Rekord von 9 000 Yen notiert. Das ist nicht sehr überraschend; die Yen-Preise bewegen sich nur um 30 Prozent über dem Niveau von 1980, deshalb sind Inflationsabsicherungen nicht notwendig.
Im Falle einer Rezession könnte die Abwärtsbewegung bei Rohöl und Gold jeweils vielleicht 50 Prozent betragen. Allerdings erscheint das Potenzial, das Gold hinsichtlich einer Preisexplosion in sich trägt, die aufregendere Perspektive zu sein.

Quelle: Handelsblatt.com