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Warum man Frankreich nicht ignorieren darf!

Mittwoch, 19. Oktober 2011, 05:44
von Miriam Kraus
Wenn etwas so quälend langsam kaputt geht, wie die Eurozone, kann das auf Dauer schon ermüdend wirken. Sehr treffend hat das neulich auch Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman mit Blick auf die Zone ausgedrückt: "Ist es möglich, zur gleichen Zeit Angst zu haben und gelangweilt zu sein?". Auf jeden Fall, möchte ich da antworten, zittere mal kurz bei dem Gedanken daran, was passieren könnte, wenn die Franzosen tatsächlich ihr Triple-A verlieren und wende mich dann wieder dem Gedanken an den kommenden EU-Gipfel zu, der mich fast schon müde macht.

Krugman ging es wohl schon vor ein paar Wochen so. Auf der einen Seite die Angst in voller Action, das Panik-Drama der einstürzenden Märkte im August und September, die Ungewissheit in Bezug auf die Zukunft der Zone und auf der anderen Seite die europäische Politik im einschläfernden Schneckentempo.

Veränderungen gab es bislang aber nur an den Märkten: seit Anfang Oktober die Gegenbewegung, gestern schon wieder erste Enttäuschung, heute noch mehr Enttäuschung und dann wieder eine Gegenbewegung - alles in allem aber behält die Langeweile die Oberhand, denn der Blick auf die europäische Politik wirkt noch immer so furchtbar ermüdend.

Warum man Frankreich nicht ignorieren darf!

Vielleicht sehe ich das aber auch falsch. Während ich in der europäischen Politik eine Gartenschnecke sehe, die droht in der Sonne auszutrocknen, wenn sie nicht schleunigst irgendeinen Unterstand findet, mögen andere ja nun erst Recht die Hoffnung entwickelt haben, dass sich die Gartenschnecke am Wochenende urplötzlich in einen Gepard verwandeln wird.

Immerhin hat Moody's zu bedenken gegeben, man werde in den kommenden Monaten vielleicht gezwungen sein, den Ausblick für Frankreichs Bonität auf negativ senken. Das bedeutet in der Regel, dass Frankreichs Triple-A innerhalb eines Jahres unter die Räder kommen könnte. Die Geparden-Fraktion könnte nun glauben, dass solcherlei Aussichten, der Zonen-Politik nun endlich Feuer unter dem Allerwertesten machen müssen. Ich glaub aber nicht dran...denn eine Gartenschnecke ist noch nie zum Geparden geworden - abgesehen davon, dass unsere Gartenschnecke das auch gar nicht vorhat.

Dabei sollte die Zonen-Schnecke (äh, Politik) spätestens ab heute extrem beunruhigt sein. Nicht nur, weil Frankreichs Refinanzierungskosten steigen würden, wenn die Bonität des Landes abgewertet wird (im Übrigen verlangen die Gläubiger schon jetzt auf französische Anleihen den höchsten Aufschlag gegenüber deutschen Anleihen, seit Bestehen der Eurozone).

Nein, viel wichtiger ist, was sich daraus für uns alle ergibt: verlieren die Franzosen ihr Triple-A, dann würde auch die Euro-Wundertüte EFSF sein Triple-A verlieren. Das bedeutet dann nichts anderes, als dass der EFSF für alle Anleihen die er dann ausgibt höhere Zinsen zahlen müsste (oder besser gesagt: wir müssen das, denn schließlich stehen wir ja alle für den EFSF gerade). Die Alternative wäre natürlich, dass sich die Franzosen aus dem EFSF raus halten - was dann aber das rasche Ende der Zone bedeuten würde. Schließlich können ja nicht Deutschland und Luxemburg (und noch ein paar wenige andere mit Triple-A) alleine alle anderen Euro-Länder retten.

Wachsam bleiben
Klar, noch ist es nicht so weit und schließlich gab es auch schon Bedenken wegen Deutschlands Schuldenlast und der Möglichkeit eines negativen Ausblicks.

Fakt ist aber: auch Frankreich und Deutschland sind angreifbar und alles was die Politik bisher getan hat, erhöht das Risiko der Angreifbarkeit.

Die Franzosen werden wohl keine Schuldenbremse einführen und es ist mehr als fraglich, dass sie ihr Defizitziel von 3% vom BIP im kommenden Jahr erreichen werden - und das sogar ohne die anstehenden "Bankenrettungen", falls man sich jemals einigen wird, wie man mit Griechenland weiter verfährt.

Und jetzt mal ganz ehrlich und unter uns: Sind wir (Deutschen) denn wirklich in einer besseren Verfassung? Klar wir haben lange Jahre gespart, doch unsere Schuldenlast wächst - schließlich schütteln wir ja auch nicht mal eben "Rettungsgelder" für Staaten und Banken, Transferleistungen und den ganz normalen Haushalt aus dem Ärmel.

Auch wenn die "Millimeterarbeit" der Kanzlerin und die ewige Uneinigkeit der Eurozone auf Dauer schläfrig machen....wir müssen wachsam bleiben.

Denn auch wenn die Politik uns weis machen will, man hätte Schritte zur Lösung der Krise unternommen, sind alle diese Schritte leider auch dazu angetan sich ganz schnell ins Gegenteil zu verkehren.

Ausweitung des EFSF?

Wir wollen es ja nicht hoffen, aber wenn wir Pech haben, könnte gerade auch diese Mehrbelastung dazu führen, dass noch mehr Staatsfinanzen in die Schieflage geraten und weitere Staaten eine Abstufung riskieren, höhere Refinanzierungskosten bezahlen müssen usw. Und am Ende wären wir alle vielleicht sogar noch mit Eurobonds billiger weg gekommen.

Bankenrekapitalisierungen?

Auch hier besteht die Gefahr, dass die Politik die Risiken eher noch erhöht. Die Forderung nach höheren Eigenkapitalquoten ist schon richtig und wichtig. Aber das ganze muss auch an die Realität angepasst sein. Überzogene Forderungen können viele Banken in der aktuellen Marktlage einfach nicht erfüllen, weshalb sie, ob sie nun wollen oder nicht, mit Staatsgeldern aufgepumpt werden müssten, was wiederum die Risiken für die Staaten erhöht. Generell wäre es wohl vernünftiger darauf zu achten, welche Banken, tatsächlich wie stark gefährdet sind (soll heißen, welche Bank noch so blöd ist und Staatsanleihen als Sicherheiten bezeichnet ;-)) und individuell zu reagieren, anstatt immer nur Pauschalforderungen zu stellen.

Aber was rede ich...ich rede mich noch in Rage und höre deshalb an dieser Stelle lieber auf...

So long liebe Leser...ich frage mich allerdings schon, wie lange es noch dauern wird, bis die Banker offiziell zu Vogelfreien erklärt und zum Abschuss freigegeben werden...die Bösen aber auch, wie können die es wagen schrottige Staatsanleihen zu halten und sich damit selbst in Gefahr zu bringen...;-)...nein, ganz im Ernst, auch wenn es lustig ist, auf die Banker zu schimpfen (und ich das auch immer wieder gerne tue), in der Realität ist es die Politik (nicht nur die aktuelle), welche mit Unwissenheit, Naivität und Fehlentscheidungen schlussendlich die Verantwortung für und die Schuld an alle(n) Probleme(n) trägt...und zwar in jedem Land...bis morgen und liebe Grüße...

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de