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Die Fed und der Erste Weltkrieg, Teil 2

von Michael Vaupel

*** Thema „Erster Weltkrieg und die Fed".

Zur Wirtschaftsgeschichte gab es gerade in den letzen Jahren einige neue interessante Publikationen. Die militärische Seite des Ersten Weltkriegs ist ja gut erforscht...kennt man als Initiierter ja, Schlieffen-Plan, Entwicklung an der Ostfront etc. Auch Nebenkriegsschauplätze Palästina, Mesopotamien, und der „deutsche Lawrence" in Persien, ziemlich spannend.
Und jetzt sehr aufschlussreiche Seiten zur Wirtschaftsgeschichte!
Konkret: Im neuen Buch „Der Erste Weltkrieg" von David Stevenson. Da flossen zwanzig Jahre Forschungsarbeit dieses erstklassigen Historikers ein.
Die deutsche Führung dachte damals primär in militärischen Kategorien - nicht wirtschaftlich. Reichskanzler Bethmann-Hollweg konnte sich gegen die Oberste Heeresleitung nicht durchsetzen, und der Kaiser Wilhelm Zwo war während des Krieges mit der Koordinierung offensichtlich überfordert.
Deshalb kam es auch zu der unseligen Entscheidung, den „unbeschränkten U-Boot-Krieg" einzusetzen. Die U-Boote waren nun einmal da...und rein militärisch gedacht konnten bei „so und so viel versenkten britischen Frachtern pro Monat" die Briten „in die Knie gezwungen werden".

So kann es gehen, wenn man rein militärisch denkt. Denn wenn die deutsche Führung auch wirtschaftlich gedacht hätte, hätte sie diese Entscheidung wohl nie getroffen. Konkret:
Die USA hatten offen mitgeteilt, dass sie im Falle des unbeschränkten U-Boot-Krieges dem Deutschen Reich den Krieg erklären würden. Und das taten sie dann auch, im April 1917.
Und hier der Blick auf die Wirtschaftsgeschichte: Im Frühling 1917 hatten die Briten ein gewaltiges Problem.
Denn sie hatten seit Kriegsbeginn fleißig Waren und Munition in den USA eingekauft. Das musste alles bezahlt werden, die USA waren neutral.

Es wurde zunächst so finanziert: 1914 hielten britische Anleger für den Gegenwert von 835 Mio. britischen Pfund US-Wertpapiere. Das waren an die 5 Mrd. US-Dollar (und ein US-Dollar 1914 hatte erheblich mehr Kaufkraft als ein US-Dollar heute!).
Die britische Regierung forderte die eigenen Anleger auf, diese US-Papiere an die Bank of England zu verkaufen. Diese konnte in britischen Pfund zahlen - und die britische Regierung hatte dann US-Papiere in der Hand. Diese konnte sie an der Wall Street zu Dollar machen und so die Importe aus den USA bezahlen.
(Wer sich von den britischen Anlegern weigerte, hatte es ab 1915 mit einer einseitigen Steuer auf US-Papiere zu tun, das „erleichterte" die Entscheidung über den Verkauf.)
Dann platzierten die Briten an der Wall Street eine Anleihe. Volumen 500 Millionen Dollar, es mussten 6% Zinsen geboten werden. J.P. Morgan half bei der Vermittlung der Anleihe.

Dieses Volumen konnte gerade so platziert werden....es kauften in erster Linie die Bankhäuser der Ostküste und die Profiteure der britischen Käufe. Nicht-Institutionelle zeichneten für nur 33 Mio. Dollar.
Nun, von 1914 bis 1916 reichten diese Maßnahmen, um die britischen Importe aus den USA zu finanzieren. Ende 1916 wurden die Dollar-Reserven der Briten dann langsam knapp. Sie bezahlten mit Wechseln.

Und was geschah dann? Am 29.11.1916 vermeldete die Fed eine Warnung:

Die Amerikaner mögen sich bitte vorsichtig gegenüber der Flut an ausländischen Wechseln verhalten!
Das war ein harter Schlag für die Briten - denn diese Warnung wurde verstanden. Die Briten konnten nicht mehr einfach so mit Wechsel bezahlen, sie mussten ihre Kaufaufträge aussetzen.

Und dabei gilt es zu bedenken: Die Briten kauften für die anderen Alliierten mit ein, für die Franzosen und Russen. Und 1916 waren gewaltige Mengen Munition verschossen worden. Der Nachschub drohte zu stocken...
Es wurden letzte Devisen-Reserven mobilisiert....doch Anfang April 1917 hatte London noch genügend Gold und Wertpapiere, um „gerade einmal für drei Wochen Einkäufe zu tätigen" (David Stevenson).

Die USA waren durchaus korrekt neutral, kritisierten auch die britische Blockade gegenüber dem Deutschen Reich. Der damalige US-Präsident Wilson war durchaus idealistisch eingestellt.
Die Briten hätten also ein riesiges Nachschub-Problem bekommen...wie weitere Lieferungen aus den USA bezahlen?

*** Da die Entscheidung der deutschen Führung: Unbeschränkter U-Boot-Krieg.

Problem gelöst: Die USA erklärten dem Deutschen Reich den Krieg. Warnung der Fed wurde zurückgenommen. Briten konnten gegen Wechsel in den USA Nachschub kaufen.
Und die gesamte amerikanische Handelsflotte kam den Alliierten zugute. Und US-Zerstörer fuhren Geleitschutz. Und die in den USA internierten deutschen Schiffe konnten von den Alliierten genutzt werden.
Und südamerikanische Staaten schlossen sich den USA an...die dort internierten deutschen Schiffe wurden nun ebenfalls von den Alliierten genutzt.
Soviel zum Thema „rein militärische Denkweise". Natürlich versenkten die deutschen U-Boote in den folgenden Monaten zahlreiche britische Handelsschiffe. Aber was brachte es?
Ohne einen Torpedo hätten die Briten ein viel größeres Nachschub-Problem bekommen. Wie gesagt, ihre Devisenreserven reichten im April 1917 für gerade einmal drei Wochen Einkäufe.
So kann es gehen, wenn man die wirtschaftliche Seite gering achtet.
Nachzulesen übrigens im erwähnten Fachbuch „Der Erste Weltkrieg" von David Stevenson (nehmen Sie wenn die aktuelle Auflage von 2010 mit dem grünen „Cover"!)

Mit herzlichem Gruß,
Ihr
Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A. (Magister übrigens in Geschichte, deshalb auch so Exkurse wie heute....)
Chefredakteur Traders Daily

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de