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Europäischer Währungsfonds: Es darf gemauschelt werden

Vor vier Wochen schrieb ich Ihnen an dieser Stelle: „Unter der Führung von Deutschland und Frankreich wird eine Art Euro-Fonds nach IWF-Muster gebildet. Die beiden führenden Euro-Länder haben dann in dem Fonds das Sagen, wobei Deutschland als Europas Wirtschaftsnation Nummer eins zunehmend die Rolle des Zahlmeisters übernehmen muss.“ Denken Sie an diese Sätze, wenn Sie jetzt in den Medien das unsägliche Hickhack über die Modalitäten des Europäischen Währungsfonds verfolgen. Ob der Fonds so oder anders heißen und wie er ausgestattet sein wird, ist fast schon nebensächlich; denn dass Deutschland dafür am meisten zahlen muss, steht außer Frage. Ersparen Sie mir die vollständige Antwort, warum. Hier nur so viel: Erstens, weil Deutschland nach dem 2. Weltkrieg auf Druck von außen immer gezahlt hat, und zweitens, weil nur Deutschland allein rechnerisch als größter Zahlmeister infrage kommt.
Lassen Sie mich den letzten Punkt anhand der Daten des frisch aus der Druckerpresse gekommenen Monatsberichts der Europäischen Zentralbank (EZB) vom März erläutern. Danach bewegte sich das gesamtstaatliche Defizit im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, das nach den sog. Maastricht-Kriterien höchstens den Referenzwert von 3 Prozent erreichen darf, 2009 in Griechenland, Irland und Spanien im zweistelligen Prozentbereich. Portugal, Frankreich, Slowakei, Belgien, Zypern, Slowenien und Italien lagen zwischen 5 und 9,5 Prozent. Die Niederlande, Malta, Österreich und Deutschland kamen immerhin noch auf 3 bis 4,9 Prozent. Nur Finnland und Luxemburg schafften Werte unter 3 Prozent.
Sollen etwa diese beiden von der Wirtschaftskraft her kleinen Länder den Euro retten? Nein, das können sie nicht. Auch die Niederlande, Malta und Österreich als immer noch vergleichsweise solide Länder kommen wegen ihrer geringen Wirtschaftskraft dafür nicht infrage. Also bleibt die im Euroraum mit Abstand führende Wirtschaftsnation Deutschland. Und weil bilaterale Hilfen verboten sind, bildet man einen Fonds, mit dessen Hilfe sich gut mauscheln lässt. Wie die EZB in einem Nebensatz anmerkt, „wird sich die Defizitquote auf der Ebene des Euroraums 2010 weiter erhöhen.“ Das wird wegen der hier soeben beschriebenen Konstellation zwangsläufig auch Deutschland in eine höhere Verschuldung treiben.
Wahrscheinlich fragen Sie sich jetzt, was das alles für Ihr Geld bedeutet. Nichts Gutes natürlich – es sei denn, Sie beugen rechtzeitig vor. Ausgangspunkt hierfür ist die Überlegung, dass der deutsche Staat unter Führung der jetzigen Regierungskoalition etwas unternehmen muss, damit der Euroraum nicht in seine Einzelteile zerfällt und daraus schon bald eine internationale Währungskrise entsteht. Zum Beispiel könnte er die Steuern erhöhen, wofür sich vor allem die Umsatzsteuer anböte. Nachteil: Gefahr, dass die Konjunktur abgewürgt wird und die Preise steigen. Der Staat könnte die Ausgaben und Subventionen kürzen. Doch dagegen spricht neben der mangelnden Elastizität des Staatsapparats nicht zuletzt auch die Stärke der Lobbygruppen.
Er könnte noch dies und das, er müsste es aber schnell tun, bevor neben den Griechen auch Spanier, Portugiesen, Franzosen und Italiener auf die Straße gehen. Also wird Deutschland einlenken, die anderen Euroländer beschwichtigen, mit ihnen zusammen im Rahmen eines Solidarpakts die Maastricht-Kriterien neu interpretieren – der Spielraum dafür ist vorhanden, sonst gäbe es ja keine Defizitsünder - und sich dafür noch höher als bisher verschulden.
Nun zurück zu Ihrem Geld: Ist sein Wert wegen der immer höheren Staatsschulden in Gefahr? Kommt es also zu einer Inflation, deren Ausmaß wir alle heute noch nicht ahnen können und die aus der Sicht des Staates den Vorteil hat, dass er seine Schulden später mit entwertetem Geld zurückzahlen kann? Dafür spricht sehr viel, in erster Linie der Primat der Politik, die sich im Zweifel gegen alles und jeden durchsetzen wird. Auch wenn die offizielle Inflationsrate, gemessen am HVPI (harmonisierter Verbraucherpreisindex), zurzeit noch so gering ist und von der EZB für 2010 mit 0,8 bis 1,6 Prozent und für 2011 mit 0,9 bis 2,1 Prozent veranschlagt wird, sollte man im Auge behalten, dass die EZB-Auguren sich in ihrem März-Bericht noch das folgende Hintertürchen offen lassen: „Die Risiken …... bestehen insbesondere im Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung der Konjunktur und der Rohstoffpreise. Zudem könnten indirekte Steuern und administrierte Preise aufgrund der in den kommenden Jahren erforderlichen Haushaltskonsolidierung stärker erhöht werden als derzeit angenommen.“
Im Klartext: Es gibt offiziell zwar kaum eine Inflation, die sich wirklich als solche bezeichnen ließe, aber irgendwie lauert sich doch um die Ecke. Dazu braucht man nicht erst die Rohstoffpreise, die indirekten Steuern (etwa die Umsatz- und die Mineralölsteuer) oder die administrierten Preise (für Strom, Gas usw.) anzuführen. Dazu reicht bereits ein Blick auf die Sprit- und Heizölpreise, auf die immer höheren Rechnungen der Versicherer oder beispielsweise auch auf das Mietsteigerungspotenzial, das zurzeit noch kaum jemand auf der Rechnung hat und das sich aufgrund der demografischen Entwicklung ergibt: Nach Berechnungen des Immobilienverbands BFW ist nur knapp 1 Prozent des deutschen Wohnungsbestands altersgerecht ausgestattet; nach einer stichhaltigen Prognose des Statistischen Bundesamts wird 2020 ein Viertel der deutschen Bevölkerung über 65 Jahre alt sein. Allein schon diese Daten zeigen, dass saftige Mietsteigerungen kommen werden, ganz zu schweigen von den höheren Nebenkosten für Energie, Müllentsorgung, ambulante Dienste usw.
Fazit: Wenn Sie sich vor der auf diese Weise drohenden Inflation schützen wollen, kommen Sie nicht an Sachwerten vorbei. Das sollten primär Gold, Silber, Platin und Palladium sein, deren Preisentwicklung für sich genommen ja bereits ein Indikator der kommenden Inflation ist. Das können – neben inflationsgeschützten Anleihen, später nach größeren Kursrückschlägen auch Aktien - ausgesuchte Wohnimmobilien für den Eigenbedarf sein, aber ebenfalls, wie das Beispiel mit den unzureichenden altersgerechten Wohnungen zeigt, welche zum Vermieten. Der Standort muss in beiden Fällen unbedingt stimmen.
Werfen wir dazu nur noch einen kurzen Blick auf die traditionelle Mieterstadt Berlin. Aus einer aktuellen Studie der Firmen GSW, CB Richard Ellis und GfK GeoMarketing ergibt sich hier, dass die Bezirke Lichtenberg, Mitte, Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg das größte Preis- und damit auch Mietsteigerungspotenzial haben, während vor allem in Spandau, Marzahn-Hellersdorf und Neukölln mit einem beschleunigten Preisrückgang zu rechnen ist. Für Anleger mit viel Zeit zum Recherchieren vor Ort ist das sicher interessant. Ob die infrage kommenden Immobilien schon in den nächsten Jahren besser abschneiden werden als die Edelmetalle, ist allerdings nicht sicher. Wer genug Geld hat, verteilt es am besten.

Manfred Gburek, 12. März 2010

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu