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Die Inflation wird unvermeidlich sein

Herr von Bechtolsheim, die Regierungen pumpen enorme Beträge in die Wirtschaft. Wie werden wir dieses Geld wieder los? Droht den Anlegern eine große Inflation?

Diese Frage stellt sich noch nicht. Jetzt geht es darum, diese riesigen Schulden aus der Welt zu bekommen, die sich angehäuft haben. Im langjährigen Durchschnitt betrug die Verschuldung aller amerikanischen Marktteilnehmer ungefähr das 1,4-fache des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts. Heute liegt der Verschuldungsgrad beim 3,8-fachen. Die Schulden in den Vereinigten Staaten liegen bei rund 50 Billionen Dollar. Und diese Schulden werden im privaten Sektor gerade abgebaut. Kredite werden aus dem Markt genommen, die Geldmenge reduziert, Kapital vernichtet.
Wie lange wird dieser Prozess anhalten?
Die Relation der Schulden müsste sich wieder in Richtung des ungefähr 2-fachen des Bruttoinlandprodukts zurückbilden. Dies wäre ein langer schmerzhafter Prozess, zumal in einer Deflation auch die Wirtschaftsleistung sinkt. Durch inflationierende Maßnahmen, zum Beispiel durch eine Ausweitung der Basis der Geldmenge, wird man versuchen das smoother zu regeln. Dadurch relativiert sich das Problem der hohen Verschuldung im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt. Hierfür stehen die 10 Billionen Dollar , die Obama für Infrastruktur ausgeben will.
Wie kann sich diese Lücke schließen?
Die amerikanische Wirtschaft steckt jetzt in einer typischen keynesianischen Schuldenfalle: Die Unternehmen investieren nicht, weil sie keine Kredite bekommen. Geld wird nicht investiert und in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt, sondern bei Zentralbanken geparkt. Jetzt muss die Zentralbank dafür sorgen, dass die Wirtschaft aus dieser Schuldenfalle herauskommt, zum Beispiel indem sie Unternehmensanleihen aufkauft.
Werden diese hohen Beträge, die jetzt in die Wirtschaft fließen, die Inflation anheizen?
Jetzt, solange die Verschuldung abgebaut wird, befinden wir uns in einer deflationären Phase. Aber Sie haben recht: Die Inflation wird unvermeidlich sein. Lange glaubte ich, sie werde noch dieses Jahr kommen. Jetzt denke ich, dass dies eher in zwei bis drei Jahren der Fall sein wird.
Was wird den Umschwung von der Deflation zur Inflation auslösen?
Erst müssen wir aus der schweren Rezession herauskommen. Dann muss der Konsum anspringen. Deshalb denke ich auch, dass die Vereinigten Staaten früher aus der Krise herauskommen, weil die Unternehmen dort stärker vom Konsum abhängen, während die exportlastige deutsche Wirtschaft später anspringen wird. Bis dahin werden wir aber viele Dinge noch viel billiger bekommen, nicht nur Konsumgüter, sondern auch Aktien, Immobilien und viele Rohstoffe.
Das hört sich an, als würden Sie sich auf die Inflation fast schon freuen.
Ja, in gewisser Hinsicht freue mich darauf. Ich hoffe nur, dass es keine Hyperinflation wird, sondern dass sie moderat bleibt. Die Inflation ist im Vergleich zur Deflation der sanftere Weg, um aus der Krise zu kommen.
Dafür ist die Inflation ungünstiger für die Anleger.
Das ist nur auf den ersten Blick der Fall. Deflation ist nicht nur tödlich für eine Volkswirtschaft, sie ist auch politisch eine ganz schwere Belastungsprobe für eine Demokratie. Im Gegensatz zur Deflation ist die Inflation gewollt und wirtschaftlich leichter zu tragen. Man muss sich mit seinem Geld nur anders aufstellen und bei der Deflation vor allem Kasse halten.
Ist damit für die nächste Zeit die klassische Aufteilung zwischen den einzelnen Anlagegattungen tot?
Das Problem ist: Wir wissen nicht, was kommt. Und deshalb ist es nicht zweckmäßig, sein Geld nur in Kasse zu halten oder sein ganzes Vermögen dem Staat anzuvertrauen. Jetzt mag das günstig sein. Aber wer kann schon sagen, welcher Staat in zehn Jahren noch ein guter Schuldner ist? Man darf nicht übersehen, dass große Teile der privaten Schulden von den Staaten übernommen werden, was deren Verschuldung erheblich erhöht. Wenn Sie dann noch an die künftig einbrechenden Steuereinnahmen denken, die die Staatshaushalte belasten werden, dann sind Staaten auf längere Sicht ein problematischer Schuldner. Man sieht dies bereits in Ländern wie Italien, Spanien und Griechenland.
Meinen Sie, dass uns eine Währungsreform oder ein Währungsschnitt droht?
Diese Befürchtung haben zurzeit viele Anleger. Doch die Wahrscheinlichkeit ist momentan sehr gering. Bisher gab es das nur in wirklichen Extremsituationen, zum Beispiel wenn nach einem verlorenen Krieg ein enormer Geldmengenüberhang bestand und das Vertrauen in die Währung komplett verloren ging. Diese Situation haben wir heute noch nicht. Und ich hoffe, dass wir auch in Zukunft keinen Geldmengenüberhang dieses Ausmaßes bekommen werden.
Wozu raten Sie in dieser Situation?
Nicht die Mehrung, die Sicherung des Vermögens ist jetzt das A und O. Die Anleger sollten die Gewichte verschieben und bei Zinsanlagen kurze Laufzeiten bevorzugen. Bei langfristigen Anlagen lassen sich zurzeit die Risiken kaum kalkulieren. Aber wir behalten trotzdem einen Teil in Aktien. Wir denken, dass, auch wenn wir Inflation bekommen, die Zinsen fürs Erste niedrig bleiben. Dann sind Aktien hoch interessant, auch wenn es zu früh wäre, in großem Stil einzusteigen.
Was befürchten Sie?
Ich denke, dass vom Aktienmarkt noch mehr Horrornachrichten kommen werden. Ich halte es durchaus für möglich, dass sich die Gewinne der Dax-Unternehmen in diesem Jahr halbieren werden. Gleichzeitig gibt es Märkte, die so tief gestürzt sind, dass sie wieder interessant werden. Ich denke da zum Beispiel an Rohstoffaktien. Grundsätzlich nehme ich zurzeit lieber 5 Prozent Minus in einem Jahr hin und bleibe dafür breit aufgestellt.
Warum interessieren Sie sich für Gold? Ist das eine Versicherung dagegen, dass doch ein Währungsschnitt kommt?
Wer das glaubt, befürchtet das Schlimmste und kann dann eigentlich nur Goldmünzen kaufen. Die waren in der Zeit vor Weihnachten auch tatsächlich ausverkauft. Ich halte Gold aus mehreren Gründen für interessant. Es bietet Substanz, Wertsteigerungspotential und einen Schutz vor der Inflation. Ich halte einen Währungsschnitt nicht für wahrscheinlich. Aber Gold bietet eine Versicherung für den schlimmsten denkbaren Fall - an den wir jedoch nicht glauben.

Die Focam AG ist eine bankenunabhängige Vermögensverwaltung, die für große Unternehmerfamilien aktiv ist. Christian von Bechtolsheim gehört zusammen mit Jörg Frese und Andreas Rhein dem Vorstand dieses Family Office an.
Mitglieder im Beirat von Focam sind beispielsweise Gregor v. Opel von der Gregor v. Opel Beteiligungen in Kronberg, der Geschäftsführende Gesellschafter der Pino GmbH Hans-Christian Schwarzkopf, Thomas J.C. Matzen, Geschäftsführer der Thomas J.C. Matzen GmbH oder auch Ferdinand Oetker vom Bankhaus Lampe in Düsseldorf sowie Graf Franz v. Meran, ehemals persönlich haftender Gesellschafter des Bankhauses Reuschel in München.

Das Gespräch führte Christian von Hiller.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.faz.net