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Banken verlieren 2200 Mrd. Dollar

von Mark Schrörs (Frankfurt)

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die Weltwirtschaft in der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg und fürchtet zunehmend ein Abrutschen in die Deflation. Für die Geldhäuser weltweit bedeutet dies ein Schreckensszenario.
Die Finanzkrise wird für die Banken noch weit teurer als bislang bekannt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hob seine Verlustschätzung am Mittwoch dramatisch an - und rief die Regierungen zu weiteren drastischen Hilfen für die Branche auf. Seinem überarbeiteten Finanzstabilitätsbericht zufolge erwartet der IWF, dass die Banken auf US-Kredite und verbriefte Wertpapiere rund 2200 Mrd. $ abschreiben müssen. Das wäre mehr als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Italiens. Noch im November war der Fonds lediglich von 1400 Mrd. $ ausgegangen.
Angesichts der für 2009 und 2010 zu erwartenden Abschreibungen fürchtet der Währungsfonds allein bei Banken in den USA und Europa eine Kapitallücke von mindestens 500 Mrd. $. Da private Investoren kaum zu finden seien, müssten die Staaten auch weiterhin einspringen.

Kein Ende in Sicht

Die Prognose des IWF untermauert, dass ein Ende der Krise außer Reichweite ist. Bislang belaufen sich die Verluste laut Schätzungen auf 1100 Mrd. $. Obwohl die Regierungen einen Kollaps des Finanzsystems mit Milliardenhilfen zu verhindern suchen, halten die Turbulenzen unvermindert an.
Der IWF sprach sich am Mittwoch deutlich für weitergehende Staatseingriffe aus. Um die Abwärtsspirale zu stoppen, müssten die Regierungen die Banken von faulen Krediten befreien. Nur so könne das Vertrauen in den Finanzsektor wieder gestärkt werden. Eine Möglichkeit wären sogenannte Bad Banks - staatlich unterstützte Gesellschaften also, in die toxische Papiere ausgelagert werden, um die Bilanzen der regulären Geldhäuser zu entlasten.
In den USA nahm die Bad-Bank-Debatte am Mittwoch Fahrt auf. Er wisse von Gesprächen in der Regierung über den möglichen Aufkauf von Risikopapieren, sagte der demokratische Vorsitzende des Bankenausschusses im Senat, Christopher Dodd. "Diese Idee ist angekommen. Für mich ergibt sie Sinn." Finanzaktien stiegen nach der Aussage weltweit an. So verzeichnete die Deutsche Bank ein Plus von 22 Prozent.

Furcht vor Deflation

Der IWF forderte von den Aufsichtsbehörden eine genaue Untersuchung, welche Banken trotz aktuell hoher Schuldenlast solvent und existenzfähig sind. Diese Institute sollten frische staatliche Gelder erhalten. Die anderen könnten verstaatlicht werden und dann entweder saniert und wieder verkauft oder ordentlich abgewickelt werden, hieß es.
Angesichts der Probleme im Finanzsektor senkte der Währungsfonds seine Prognose für das globale Wachstum 2009 von 2,2 auf 0,5 Prozent - so wenig wie seit 1945 nicht. Für die USA rechnet der Fonds mit einem Minus von 1,6 Prozent. Das BIP der Euro-Zone werde um 2,0 Prozent schrumpfen, die deutsche Wirtschaft um 2,5 Prozent. Zudem fürchtet der IWF eine Deflation.
Für das Jahr 2009 prognostiziert der IWF nur noch ein globales Wachstum von 0,5 Prozent - so wenig wie seit 1945 nicht. Er sieht sogar das Risiko, dass es noch schlimmer kommt. Deshalb müssten die Staaten die gesamtwirtschaftliche Nachfrage "noch stärker stützen". Infolge der Finanzkrise, fallender Vermögenswerte sowie des "Kollapses" des Unternehmens- und Verbrauchervertrauens sieht die Washingtoner Behörde steigende Gefahren für einen anhaltenden Rückgang des Preisniveaus. "Die Risiken einer anhaltenden Deflation sind beträchtlich höher als 2002 und 2003", heißt es in einer parallel veröffentlichten Studie. "Die politischen Entscheidungsträger sollten lieber zu früh als zu spät handeln, um deflationären Schocks zu begegnen."
Mit seiner düsteren Einschätzung schürt der IWF Sorgen, dass die tiefe Rezession in eine Deflation mündet. Ein solcher anhaltender Rückgang des Preisniveaus lähmt die Wirtschaft auf Jahre, weil Konsumenten ihre Käufe aufschieben und Firmen nicht investieren. Dann droht nach Einschätzung von Experten sogar eine Krise wie während der Großen Depression in den 30er-Jahren. Das könnte eine immens steigende Arbeitslosigkeit weltweit zur Folge haben.
Während sich vor allem in den USA Regierung und Notenbank mit aller Macht gegen eine drohende Deflation stemmen, dämpfen die Entscheider in der Euro-Zone solche Sorgen. Speziell die Europäische Zentralbank (EZB) verneint die Gefahr bislang öffentlich. Das ist ein Grund, weshalb sie den Zins weniger aggressiv senkt. In den USA liegt der Satz in einem Zielband von 0 bis 0,25 Prozent, im Euro-Raum bei 2,0 Prozent.
Dass der IWF seine Wachstumsprognose gegenüber November gleich um 1,7 Prozentpunkte senkte, begründet er mit der "bösartigen Abwärtsspirale" aus Finanzkrise und Wirtschaftsabschwung. Diesen Teufelskreis müssten die Entscheidungsträger nun brechen.
Wenn die Politik nicht entschieden handelt, verschlechterten sich die Wachstumsaussichten weiter, sagten die IWF-Volkswirte. Dann sei die "allmähliche Erholung" in Gefahr, die sie für 2010 erwarten. Für das nächste Jahr prognostizieren sie 3,0 Prozent Wachstum.
Ohne Gegensteuern steige das Risiko der Deflation weiter. Als große Gefahr im Vergleich zu 2002/03 - damals diskutierten Fachleute zuletzt dieses Thema - sieht der IWF, dass weltweit Immobilienmärkte kollabieren und die Finanzkrise tobt.

Deflationsrisiko für "einige G7-Staaten"

Speziell "in einigen G7-Staaten" sei das Deflationsrisiko höher. Welche Länder die IWF-Experten im Blick haben, sagten sie nicht. Zu den G7-Staaten gehören die USA, Deutschland, Japan, Großbritannien, Kanada, Frankreich und Italien.
Die Inflation sieht der IWF 2009 in den Industrieländern auf einem Rekordtief von etwa 0,3 Prozent - nach 3,5 Prozent im vergangenen Jahr. Auch für 2010 sieht er sie nur bei rund 0,8 Prozent. Je länger die Teuerung ungewöhnlich niedrig ist, desto größer ist die Gefahr, dass die Inflationserwartungen von Unternehmen und Verbrauchern sinken. Damit steigt aber das Deflationsrisiko.
Deshalb fordern die Autoren der IWF-Studie, Jörg Decressin und Douglas Laxton, dass die Notenbanken die Inflationserwartungen stabilisieren. Zudem sollten sie dafür sorgen, dass die Kreditvergabe nicht zum Erliegen kommt und die Risikoaufschläge bei Finanzprodukten sinken. Sie betonen aber auch, dass dies ohne Hilfe der staatlichen Fiskalpolitik nicht funktioniert.
Einerseits seien Liquiditätshilfen, Kapitalspritzen und die Entlastung der Banken von problembehafteten Wertpapieren zur Stabilisierung des Finanzsektor nötig. Andererseits müsste die Nachfrage mit Konjunkturpaketen in Schwung gebracht werden.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.ftd.de