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Kommt es jetzt zur Hyperinflation?

Von Robert Mayer


Auf immer neuen Kanälen pumpen die Währungshüter Geld in die Wirtschaft, um sie am Laufen zu halten. Doch auch das birgt erhebliche Gefahren.

Geldfluss: Die Notenbanken pumpten in den letzten Monaten Geld en masse in die Märkte.
Bild: Keystone
Ökonomen und Kommentatoren sind sich überwiegend einig: Die Notenbanken haben letztes Jahr gute Arbeit geleistet. Ihrem rechtzeitigen und entschlossenen Handeln rund um den Globus sei es zu verdanken, so die Experten, dass der Finanzsektor dem totalen Zusammenbruch entrinnen konnte. Tatsächlich haben die Währungshüter von Schweden bis Neuseeland in diesen Wochen und Monaten die Leitzinsen gesenkt und Geld in die Märkte gepumpt, wie man das in diesem Tempo und Ausmass noch nie gesehen hat.
Neben der Stabilisierung der angeschlagenen Geldhäuser waren die Notenbanken auch bestrebt, den Kreditfluss zwischen den Banken sowie zwischen Banken und Realwirtschaft wieder zu beleben, respektive nicht völlig einfrieren zu lassen. Erst wenn diese Erstarrung aufbricht, besteht Aussicht, dass die Industriestaaten die fatale Abwärtsdynamik ihrer Wirtschaft aufhalten können. Doch damit haben die Notenbanken nur mässigen Erfolg gehabt. Einmal mehr erweist sich, dass die Geldpolitik als Mittel zur Konjunkturstimulierung in einer Finanzkrise viel von ihrer Wirksamkeit einbüsst, solange sie auf den Bankensektor als Distributionskanal für die Geldversorgung der Wirtschaft angewiesen ist.

Das Pulver ist noch nicht verschossen
Die Möglichkeiten der herkömmlichen Geldpolitik sind noch in anderer Hinsicht begrenzt: Die Notenbanken können den Leitzins höchstens auf null Prozent senken, und im Fall der USA und Japans bewegt sich dieser Satz mittlerweile zwischen 0 und 0,25 Prozent beziehungsweise 0,1 Prozent (siehe Grafik). Ihnen dicht auf den Fersen folgt die Schweizerische Nationalbank, die derzeit einen Leitzins von um die 0,5 Prozent anstrebt. Für die Schweiz ist diese Problematik allerdings nicht neu, lag doch der Leitzins 2003 schon mal de facto bei null.
Dass der zinspolitische Spielraum dieser Noteninstitute bald einmal ausgereizt ist, heisst aber nicht, sie hätten ihr gesamtes Pulver verschossen. Vielmehr steht ihnen noch die Option offen, die Geldversorgung der Wirtschaft nach einem neuen System vorzunehmen. Wenn also die Notenbanken den Preis für (kurzfristiges) Geld nicht mehr über den Leitzins bestimmen können, weil dieser gegen null tendiert, können sie stattdessen die Kreditinstitute durch direkte mengenmässige Zuteilungen mit Liquidität versorgen. Dies geschieht grundsätzlich dadurch, dass die Notenbanken den Geldhäusern Wertpapiere abkaufen. Das dafür erhaltene Geld können die Banken zur Gewährung neuer Kredite an die Realwirtschaft nutzen.

Unkonventionelle Form
Mit dieser unkonventionellen Form der Geldmengensteuerung - Fachleute sprechen von quantitativer Lockerung oder «quantitative easing» - betreten die Notenbanken indes Neuland. Einzig die Bank of Japan hat bislang praktische Erfahrungen mit der quantitativen Lockerung gesammelt: Zwischen 2001 und 2006, nachdem der japanische Leitzins bei null angelangt war und die weltweit zweitgrösste Volkswirtschaft trotzdem in einer deflatorischen Spirale gefangen blieb. Die japanische Notenbank hatte damals so viel Liquidität in den Markt gepumpt, dass die Reserven der Geschäftsbanken konstant ein deutlich über ihrem Bedarf liegendes Niveau erreichten. Die Idee dahinter: Können sich die Banken darauf verlassen, dass ihre Reservewünsche jederzeit mehr als befriedigt werden, dann werden sie auch zu neuen Kreditvergaben bereit sein.
Doch dieses Kalkül ging nicht wunschgemäss auf. Im Rückblick erwies es sich als hinderlich, dass die japanischen Währungshüter beim Öffnen der Geldschleusen allein den maroden Bankensektor im Blick hatten - und dieser die Liquidität nicht an die Wirtschaft weiterreichte. Die Einschätzungen zum japanischen Vorgehen fallen denn bestenfalls gemischt aus, und nicht einmal die Bank of Japan mag von einem vollen Erfolg sprechen.

Deflation um jeden Preis verhindern
Dennoch ist die amerikanische Notenbank entschlossen, ebenfalls den Weg der quantitativen Lockerung zu beschreiten, um einen Absturz der US-Wirtschaft in eine Deflation - eine Phase nachhaltiger Preisrückgänge auf breiter Front - unter allen Umständen zu vermeiden. Viele Exponenten des Federal Reserve Board (Fed), allen voran sein Chef Ben Bernanke, sind davon überzeugt, dass die quantitative Lockerung zur gewünschten Belebung der Kreditmärkte und der Wirtschaft führt, wenn bei der Geldschöpfung erst mal alle Hemmungen ablegt werden.
Davon abgesehen, verfolgen die Amerikaner - dank den japanischen Erfahrungen - einen anderen Ansatz. Das Fed zielt nicht auf die Aufstockung der Bankreserven ab, sondern beabsichtigt, Hypothekenschulden sowie mit Hypotheken unterlegte Wertpapiere im Umfang von Hunderten Milliarden Dollar aufzukaufen. Auf diese Weise versucht die Notenbank, die entsprechenden Zinssätze respektive Risikoaufschläge im Vergleich zu US-Staatsanleihen zu vermindern.

Kredite direkt an Firmen
Damit nicht genug: Noch Anfang dieses Jahres wollen Bernanke und Co. Möglichkeiten aufzeigen, wie das Fed - unter Umgehung der klammen Geschäftsbanken - Kredite direkt an Kleinunternehmen und private Haushalte gewähren kann. Ferner lotet die US-Notenbank Wege zum Ankauf von längerfristigen Staatsanleihen aus.
Die Währungshüter spielen dabei, im wahrsten Sinne des Wortes, mit ungeheuren Einsätzen: Allein bis Mitte Dezember 2008 hat sich die Bilanzsumme des Fed wegen Wertschriftenkäufen aus Beständen von Banken und Grosskonzernen auf rund 2300 Milliarden Dollar ausgeweitet - verglichen mit rund 870 Milliarden vor Jahresfrist. Hält diese Dynamik an, befürchten Kritiker nicht nur eine vertrauensmindernde Überbeanspruchung der US-Notenbank, sondern auch den Aufbau eines gewaltigen Inflationspotenzials. Die Talfahrt des Dollars seit Mitte Dezember ist daher als Warnsignal zu verstehen.

Das grösste Problem kommt noch
Tatsächlich sorgen sich manche Experten inzwischen weniger vor einer Deflation - bei dem Geschütz, das namentlich die US-Notenbank zur Abwehr aufstellt. Ihre Furcht gilt stattdessen einer späteren Hyperinflation, wenn die Weltwirtschaft dereinst wieder Fuss fasst und die enorme Liquidität nachfragewirksam wird.
Wer bislang dachte, die Notenbanken hätten im abgelaufenen Jahr ihre grösste Herausforderung in der Nachkriegszeit gemeistert, könnte bald schon eines Besseren belehrt werden: Als noch weitaus schwieriger und delikater wird sich herausstellen, die geschaffene Liquidität zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Dosierung wieder abzuschöpfen. Beginnen die Währungshüter damit zu früh, riskieren sie den Aufschwung vorzeitig abzuwürgen. Handeln sie zu spät, explodieren die Preise und bildet sich eine neue, womöglich noch weitaus grössere Spekulationsblase an den Finanz- und Immobilienmärkten heraus. Es wird ein Tanz auf Messers Schneide.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch