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Notenbanken in Panik

Donnerstag, 4. Dezember 2008 Wettlauf um historisch niedrige Zinsen. EZB senkt auf 2,5 Prozent. Inflation kein Thema mehr.

Trichet senkt die Zinsen um 75 Basispunkte. Einen so großen Zinsschritt hat die EZB in ihrer 10jährigen Geschichte noch nie gewagt. Dennoch, die anderen "Europäer" haben in Sachen Zinsen die EZB schon längst überholt.
Unter Experten wird derzeit diskutiert, ob die EZB den Ernst der Lage überhaupt erkennt. Besonders die Zinserhöhung im Sommer wirft Fragen auf. Offensichtlich hat Trichet damals die Realität unterschätzt. Unterdessen öffnen die anderen Notenbanken die Geldschleusen in historischen Dimensionen.
Die BoE senkte die Zinsen in einem dramatischen Schritt um 100 Basispunke auf 2% - so niedrig wie zuletzt 1951. Auch die schwedische Reichsbank gab Vollgas: hier wurden die Zinsen um 175 Basispunkte gesenkt - ebenfalls auf 2%, so tief, wie noch nie in der Geschichte Schwedens. Auch in Neuseeland ging es um 1,5% drastisch nach unten mit den Zinsen.
In ihrer Argumentation vernachlässigen die Zentralbanklenker unisono Inflationsgefahren und richten ihr Augenmerk auf die nachlassende Konjunktur.
Die drastischen Zinsschritte werden auch als Warnsignal interpretiert. Zinssenkungen in historischen Dimensionen bedeute nichts anderes als eine Finanzkrise in historischen Dimensionen, so ein Beobachter.

Nieder mit den Notenbanken

Von Heiko de Vries Donnerstag, 4. Dezember 2008 Sind Zentralbanken überflüssig? Sind sie die Auslöser der Finanzkrise? Soll der Staat Geld ohne Zinsen erzeugen können? Ein pragmatischer Blick auf das Finanzsystem. Die heutige Zeit zeigt mehr denn je, dass man bei seinem Denken über die Kapitalmärkte sehr scharf zwischen zwei Systemen trennen muss. Das eine System ist das Wertesystem, bei dem anderen System handelt es sich um das monetäre System (Die redaktionelle Behandlung dieses Themas in den Medien erfolgt unter der Benutzung der Begriffe Realwirtschaft und Finanzsystem).

Das Wertesystem, stellt das eigentliche Vermögen des Staates dar. Es besteht aus den Produktions- und Dienstleistungsbetrieben, aus der intellektuellen und körperlichen Leistungsfähigkeit der Bürger des Staates und aus den Dienstleistungen der Bürger, die den formalen Rahmen, in dem wir uns alle bewegen, bewahren und schützen.

Das monetäre System besteht global gesehen aus den Banken und Zentralbanken. Es fand seine Entstehung in der Erfahrung, dass sich der Handel unter den Marktteilnehmern besser mit der Einführung eines Tauschersatzes gestalten lässt, dem Geld.

Die wichtigste Aufgabe des monetären Systems ist es sicherlich, das Wertesystem in einer vernünftigen Art und Weise mit Geld zu versorgen, damit die Marktteilnehmer Waren und Dienstleistungen untereinander austauschen können. Zur Erfüllung dieser Aufgabe hat man dem monetären System sehr bedeutende Kompetenzen gegeben. Die bedeutendste ist unausweichlich mit seinem Versorgungsauftrag verknüpft, nämlich die Kontrolle über die Steuerung der Geldmenge.

Diese Steuerung erfolgt in seiner Durchführung durch die Vergabe bzw. Rückführung von Krediten, maßgeblich also auch durch Privatbanken. Heute ist offensichtlicher denn je, wie sehr die Wirtschaft an einem funktionierenden Geldmarkt hängt und wie sehr die Unternehmen im Augenblick aufgrund der mangelnden Geldversorgung an ihrer Wertschöpfung und ihrem Handel gehindert werden. Akzeptiert man diese Feststellung, so stellt sich doch die Frage, ob eine für den Staat und seine Gesellschaft so bedeutende Aufgabe in den Händen privater Institutionen richtig aufgehoben ist. Natürlich gibt es historische Beispiele für das Versagen von Staaten bei der Kontrolle ihrer Währungssysteme, jedoch ist die derzeitige Entwicklung auch ein klarer Beleg für das Versagen der privaten Institutionen.

Ein weiteres wichtiges Problem welches sich in der augenblicklichen Phase zeigt, ist die Tatsache, dass Größe weniger Sicherheit, als vielmehr Risiko für das Gesamtsystem bedeutet und wir hierdurch den freien Markt verlieren. Denn sicherlich ist es eine bedeutende Eigenschaft eines freien Marktes, dass Marktteilnehmer auch einmal aus dem Markt ausscheiden können.

Bezogen auf das Bankensystem heißt dies in der Konsequenz, dass die Bankenlandschaft kleinteiliger zu gestalten ist, so dass keine „systemrelevanten“ Institute mit Pleiteschutz existieren, oder der Staat seinen Einfluss bei den Banken stark vergrößert. Dies kann z.B. auch dadurch erfolgen, dass die Banken durch Auflagen stärker an ihren Dienstleistungsauftrag gebunden werden und nicht mehr in dem beobachteten Masse am Markt intervenieren und spekulieren können. Man beachte hierbei, dass ein Ergebnis dieser Krise sein wird, dass die überlebenden Banken an Größe und Marktmacht gewinnen werden (sh. z.B. JP Morgan).

Angesichts der Größenordnung der derzeitigen Krise stellt sich natürlich die Frage nach der langfristigen Stabilität des Systems, oder präziser: Sind die Spielregeln , nach denen das monetäre und das Wertesystem miteinander wechselwirken, so gewählt, dass wir langfristig (aus Staatssicht heißt dies sicherlich Zeiträume größer 100 Jahre) stabile Verhältnisse erwarten können oder trägt das System nicht in sich, quasi schon programmiert, die Eigenschaft zum Scheitern?
Einen Hinweis zur Beantwortung dieser Frage liefert sicherlich ein Blick auf den Mechanismus, nach dem neues Geld entsteht. Wie bereits oben erwähnt, erfolgt die Geldschöpfung durch Herausgabe von Krediten seitens der Zentralbanken an die Banken und der Banken wiederum an die Marktteilnehmer.
Kreditfreies Geld kann nur dann im Markt verweilen, wenn Banken Kredite wertberichtigten müssen. Eine Konsequenz dieser Betrachtung ist, dass nahezu die gesamte Geldmenge M3 mit Kreditzinsen bedient werden muss. Auch der Euro, den wir im Portemonnaie tragen, muss von einem anderen Marktteilnehmer mit Zinsen bedient werden.

Man stelle sich nun modellhaft vor, es gäbe nur eine Zentralbank und diese Zentralbank gibt zum Start 100 EUR zu einem Zinssatz von 5% für ein Jahr heraus. Es stellt sich bei dieser Betrachtung natürlich sofort die Frage, wie die fälligen 105 EUR nach einem Jahr zurückbezahlt werden können, wo sich doch nur 100 EUR im System befinden.

Es muss somit weiteres Geld geschöpft werden um Schulden plus Zinsen bedienen zu können bzw. korrekter um zu vermeiden, dass die Geldmenge nicht schrumpft, denn eine Rückzahlung der Schulden ist eigentlich nicht erwünscht (bei den Staatsschulden lässt sich dies besonders gut beobachten).

In der globalen Welt ist die Sache sicherlich aufgrund der Wechselwirkung mehrerer Zentralbanken und Währungssysteme untereinander etwas komplexer gelagert, jedoch bin ich überzeugt, dass der Mechanismus hier genauso wirksam ist wie bei dem eben betrachteten Modellsystem.

Das Geldmengenwachstum wird somit nicht nur durch das Wirtschaftswachstum und die Inflation bestimmt sondern ganz wesentlich durch das herrschende Zinsniveau. Weiter ist festzustellen, dass das gesamte System im wesentlichen kreditgetrieben ist und nur einzelne Marktteilnehmer sich Schuldenfreiheit erarbeiten können. In der Gesamtbilanz steht der Geldmenge immer die Kreditforderung des Bankensystems in gleicher Größenordnung gegenüber. Haben wir ein von Null verschiedenes Zinsniveau, wächst die Zinslast, die das Wertesystem aufzubringen hat exponentiell.

Deutliche Anzeichen einer systematischen Instabilität sind hier nicht zu verkennen. Die häufig gewählte Beweisführung ein System für stabil zu erklären, weil es bereits über viele Jahre funktioniert hat (sh. z.B. das Außenhandelsbilanzdefizit der USA), kann sicherlich nicht ernst genommen werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt der aktuell schon deutlich zu beobachten ist, ist die Tatsache, dass wirtschaftliche Krisen immer zu einer starken Umverteilung und weiteren Konzentration von Vermögenswerten und auch häufig zu strukturellen Veränderungen geführt haben.

Man sei sich bewusst: Hierin liegt Chance und Gefahr zugleich. Die Konzentration im Bankenbereich wurde bereits angesprochen, auch in der Industrie konnten Übernahmen aufgrund der stark verfallenen Preise für Unternehmensanteile beobachtet werden. Und nicht zuletzt geht es aktuell auch darum Veränderungen an der globalen Finanzarchitektur vorzunehmen.

Ob diese Veränderungen am Ende dem Wohle der Allgemeinheit dienen werden und ob sie tatsächlich die notwendige Stabilität für das Gesamtsystem generieren werden, bleibt sicherlich abzuwarten. Es lohnt jedenfalls bestimmt, die Abläufe der historischen Krisen noch einmal genauer zu betrachten, wie es ja tatsächlich auch an vielen Stellen bereits getan wird. Häufig wird hier der Vergleich der aktuellen Krise zur letzten großen Depression gezogen und wie wir heute die Dinge besser gestalten können.

In Bezug auf strukturelle Veränderungen, die durch Krisen induziert wurden, sei hier allerdings als Beispiel die Gründung der Federal Reserve Bank genannt, die nach einer großen Bankenkrise in den Vereinigten Staaten gegründet wurde. Was heute bereits auffällt, ist die wundersame Wandlung der Bankenlandschaft der USA. Die großen Investmentbanken sind heute nicht mehr existent. Entweder weil sie insolvent gegangen sind, übernommen wurden oder sich an einem Sonntagnachmittag zu Vollbanken gewandelt haben.

Und auch die Art und Weise wie JP Morgan Teile von Lehmann Brothers und die Washington Mutual übernommen hat, erinnert an alles andere als einen freien Markt, der uns heute, wie bereits erwähnt, verloren gegangen scheint.

Der wesentliche Ablauf der Krisen wiederholt sich immer wieder: Die Preise bestimmter Werteklassen, seien es nun Immobilien, Aktien oder wie auch schon beobachtet Tulpenzwiebeln, werden in einem Klima lockerer Kreditvergabe nach oben getrieben, um dann anschließend in sich zusammen zu fallen, wenn die Banken umschwenken und wie wir es heute nennen das „Deleveraging“ betreiben.

Dh. Krisen entstehen und vollziehen sich im Wesentlichen durch den Einfluss des monetären Systems. Nun kann man natürlich argumentieren, dass die Banken in dieser Krise genauso leiden müssen. Eine Vielzahl von Banken sind ja schließlich sogar in die Insolvenz gegangen. Es ist jedoch gewiss, dass es auch nach dieser Krise weiter Banken geben wird und diese werden dann mehr Markteinfluss besitzen als zuvor. Es ist halt bei den Banken genauso wie in anderen Bereichen und Märkten: Es gibt Schafe und es gibt Hirten und das Verhältnis zwischen Schafen und Hirten ist uns allseits bekannt. Jedenfalls konnten wir in Deutschland das eine oder andere Schaf beobachten.

Hat man nun die Problemlage erkannt, so stellt sich natürlich die Frage nach der richtigen Lösung. Selbstverständlich ist die Beantwortung dieser Frage deutlich schwieriger als die klare Erkennung des Problems.

Manch ein Mitglied des Bundestags wird diese Tatsache in der heutigen Zeit zu schätzen wissen, da es doch sehr viel einfacher ist, Probleme anzuprangern als Verantwortung zu übernehmen und Lösungen zu präsentieren.

Glücklicherweise haben wir das Experiment eines sozialistischen und zentralwirtschaftlich geführten Systems auf deutschem Boden schon beobachten dürfen. In Bezug auf die hier geführte Diskussion kann jedoch folgendes gesagt werden: Die derzeitigen Therapien, die zur Gesundung unseres Wirtschafts- und Finanzsystems vorgeschlagen werden und zu einigen Teilen auch bereits beschlossen und durchgeführt wurden erinnern ein wenig daran, als ob man versucht, einen Alkoholiker mit Alkohol zu behandeln.

Er wird dann zwar wieder ruhig jedoch ist der nächste Kollaps programmiert. Ein richtiger Weg zur Stabilisierung des Systems sind sicherlich niedrige Zinsniveaus. Hier ist die Richtung bereits deutlich zu erkennen und es ist zu erwarten, dass die Zinsen kurzfristig deutlich weiter fallen. Es ist allerdings zu hoffen, dass diese Maßnahmen auch bei den Unternehmen ankommen und diese sich günstig refinanzieren können. Dem zukünftigen Problem der Inflation wird man allerdings nicht ausweichen können.

Kurzfristig mag man vielleicht in Richtung einer Deflation argumentieren, jedoch wird die Inflation durch die starke Geldschöpfung und den beginnenden Umtausch von Geld in echte Werte (sh. z.B. Chinas aktuelles Konjunkturprogramm) bald schon mit Macht wieder erscheinen. Dieser Umstand wird sich höchstwahrscheinlich zum wichtigsten Sparprogramm der Regierungen entwickeln.

Neben den diskutierten Verbesserungsvorschlägen zur Regulierung des Finanzsystems scheint eine These beachtenswert: Es ist zu überlegen, ob man innerhalb des monetären Systems, bei dem Geld ausschließlich per Kredit geschöpft wird, eine weitere Welt zulassen sollte und zwar die, bei der unter gewissen Voraussetzungen kreditfreies Geld vom Staat für die von ihm durchgeführte und beauftragte Wertschöpfung generiert werden darf.

Die Sensibilität dieser These muss an dieser Stelle nicht erläutert werden, allerdings gibt es hierzu sogar ein Praxisbeispiel aus der Geschichte der Vereinigten Staaten: Man mache sich mit der Regierungszeit Abraham Lincolns und seiner damaligen Einführung des Greenback vertraut. Zu dieser Zeit wurde die hier dargelegte These nämlich sehr intensiv diskutiert und man muss vermuten, dass auch die Gründungsväter der Vereinigten Staaten bei der Formulierung ihrer Unabhängigkeitserklärung sich der Bedeutung der Geldschöpfung bewusst waren. Geblieben ist davon bis heute das Recht der amerikanischen Regierung zur Münzprägung.

Wie zu erkennen ist, wurde bei der Wahl der Praxisbeispiele sehr häufig die USA berücksichtigt. Dies liegt nicht etwa in einer Affinität des Autors zu den Vereinigten Staaten als vielmehr darin begründet, dass wir uns heute in einem US-zentrischen Finanzsystem bewegen, welches Hauptverursacher der Krise gewesen ist und auch an der Bewältigung der Krise sehr intensiv mitarbeitet und mitgestaltet. Es bleibt abzuwarten, wie stark es Europa und Asien gelingen wird, aus dieser Krise heraus Gegengewichte zu diesem System aufzubauen. An den europäischen Börsen ist dies jedenfalls aktuell noch nicht zu erkennen.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.mmnews.de