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700 Milliarden? Ha! Es sind 8500 Milliarden

von Heinz-Roger Dohms (Hamburg)

Mit wie viel Geld haftet der amerikanische Staat tatsächlich für das US-Finanzsystem? Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat erstmals alle Fazilitäten, Garantien und Nothilfen addiert - und kommt zu einem unfassbaren Ergebnis.
Was kostet die Rettung des US-Finanzsystems? Eine Frage, auf die Fed-Chef Ben Bernanke lieber keine Antwort gibt. Als Bernanke am 18. November vor der US-Finanzaufsicht auftrat, sagte er: "Wir sind gebeten worden mitzuteilen, welche Geschäftsbanken sich Geld bei uns leihen, wie viel sie sich leihen und welche Sicherheiten sie dafür angeben. Wir denken, dies zu veröffentlichen wäre kontraproduktiv."
Von dieser Position rückt die Notenbank bislang nicht ab, auch nicht, nachdem Bloomberg eine Klage auf Herausgabe der Informationen einreichte. Mithilfe der öffentlich zugänglichen Daten von Notenbank, Einlagenversicherung und Finanzministerium hat die Nachrichtenagentur nun trotzdem eine umfangreiche Berechnung zur Rettung des amerikanischen Finanzsystems aufgestellt. Dazu befragten die Bloomberg-Journalisten auch eine Heerschar von Ökonomen, Analysten und Finanzaufsehern.
Das Ergebnis der umfangreichen Recherche: Die tatsächlichen Risiken, die der amerikanische Staat bislang eingeht, übertreffen das im September verabschiedete, 700 Mrd. $ schwere Rettungspaket um mehr als das Zehnfache. Bei der Addition der Einzelposten kommt man auf 8500 Mrd. $, das ist mehr als die Hälfte des amerikanischen Inlandsprodukts. FTD-Online gibt den Überblick.

Fed: 5500 Mrd. Dollar

Im Nachhinein ist schwer zu sagen, ob der Damm erst nach der Lehman-Pleite brach - oder schon im vergangenen Dezember, als die Kreditmärkte einzufrieren drohten und die Fed den angeschlagenen Banken erstmals im ganz großen Stil zu Hilfe eilte. Diesen Herbst jedenfalls, nach dem Lehman-Bankrott, legte die Notenbank zwei Fazilitäten namens "Commercial Paper Funding" und "Money Market Investor Funding" auf. Mit den beiden Kreditprogrammen stützten die Währungshüter in erster Linie Geldmarktsfonds - Fonds also, die zum Beispiel in kurzfristige Unternehmensanleihen (Commercial Papers) investieren. Die Risiken, die der Fed laut Bloomberg aus den beiden Fazilitäten erwachsen, liegen bei 2700 Mrd. $.
Gleichwohl stellten die beiden Programm nur eine weitere Eskalation der amerikanischen Notenbankpolitik dar. Im vergangenen Dezember hatte die Fed bereits die "Term Auction Facilty" aufgelegt, mit der die Währungshüter das Kreditvolumen für Geschäftsbanken drastisch erweiterten. Nach der Notrettung von Bear Stearns im März gewährte die Notenbank schließlich auch den Investmentbanken Zugang zu dem Programm.
Alles in allem schätzt Bloomberg, dass die US-Notenbank mit 4700 Mrd. $ für das Finanzsystem geradesteht - das in dieser Woche verkündete 800-Mrd.-$-Programm für den Aufkauf von Problemhypotheken und sonstigen Kreditpapieren muss man allerdings noch obendrauf satteln.

US-Einlagensicherung: 1539 Mrd. Dollar

Angesichts der Rettungspakete von Fed und Regierung ging eine Mitteilung der US-Einlagensicherung FDIC Ende vergangener Woche fast unter: Die Einrichtung stehe für Schulden der US-Banken in Höhe von 1400 Mrd. $ gerade, beschlossen die FDIC-Direktoren. Nicht zu vergessen: Mitte des Monats war die FDIC bereits der angeschlagenen Finanztochter des Mischkonzerns General Electric mit einer Garantie über 139 Mrd. $ zur Seite gesprungen.

Regierung: 947 Mrd. Dollar

Bei der direkten Regierungshilfe kommt Bloomberg auf einen Betrag von knapp 1000 Mrd. $ - das Geld aus dem TARP getauften 700-Mrd.-$-Fonds eingerechnet. Komplett aufgeschlüsselt wird dieser Block nicht. Enthalten sind aber beispielsweise jene 250 Mrd. $, mit denen sich die Regierung vergangenen Monat an den neun größten Banken des Landes beteiligte. Hinzu kommen zusätzliche 20 Mrd. $ Kapital für die schwer angeschlagene Citigroup, unterfüttert mit einer 306 Mrd. & schweren Staatsbürgschaft.
Schon im März versüßte Washington überdies der Großbank JP Morgan Chase mit 29 Mrd. $ die Notrettung von Bear Stearns. Zudem beteiligte sich die Regierung an der Rettung des Großversicherers AIG - wiewohl hier auch die Fed mit einem zweistelligen Milliardenbetrag zur Stelle war, ebenso übrigens wie bei Bear Stearns/JP Morgan. Fast putzig fällt angesichts der großen Rettungspakete jenes 4-Mrd.-$-Programm aus, mit dem Washington die Gemeinden unterstützt, zwangsgeräumte Häuser in Schuss zu halten.

Federal Housing Administration: 300 Mrd. Dollar

Lange vor dem mit großen Getöse verabschiedeten 700-Mrd-$-Hilfsprogramm, nämlich schon im Juli, verabschiedete der US-Kongress zur Stützung des Immobilienmarkts ein Gesetz namens "Housing Bill" - das Gesetz schuf unter anderem die Grundlage für die Verstaatlichung der Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. Das zweite wichtige Element des "Housing Bill" war die Ermächtigung der staatlichen Federal Housing Administration, für 300 Mrd. $ Hypotheken zu übernehmen, die vor dem Zahlungsausfall stehen.

Fannie und Freddie: 200 Mrd. Dollar

Spät im Sommer, noch vor der Lehman-Pleite, sagten Fed-Chef Bernanke und Finanzminister Henry Paulson den beiden verstaatlichten Hypothekenfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac Garantien über 200 Mrd. $ zu. Woher das Geld kommen soll, von der Regierung, von der Fed oder von wem sonst - das ist bis heute unklar. Wobei: In dem 800-Mrd.-$-Programm, das Notenbank und Finanzministerium an diesem Dienstag verkündeten, spielen Hilfen für Fannie und Freddie eine entscheidende Rolle. Möglich, dass die 200-Mrd-$-Zusage vom Spätsommer damit hinfällig wird. Statt von 8500 Mrd. $ müsste man dann von 8300 Mrd. $ ausgehen. Viel beruhigender klingt das auch nicht.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.ftd.de