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Handel in Moskau stoppt erneut

von Thomas Wiede
MOSKAU. In schweren Zeiten greifen Staatschefs manchmal zu ungewöhnlichen Methoden. Dmitrij Medwedjew zum Beispiel, Russlands Präsident, hat den Podcast entdeckt. Wer gestern morgen über die Kremlwebseite kremlin.ru surfte, konnte nicht nur feststellen, dass Russlands Präsident drei Bildschirme, vier Telefone und mehrere Mäuse auf seinem Schreibtisch hat. Er erfuhr auch, was Medwedjew zur Finanzkrise zu sagen hat: "Die internationalen politischen Probleme und die Krise des Weltfinanzsystems erfordern dringend gemeinsames Handeln". Es sei völlig offensichtlich, dass die Zeit für neue Entscheidungen gekommen sei, so der Kremlchef.
Die Methoden, mit denen die Verantwortlichen an der russischen Börse der um sich greifenden Panik Herr werden wollen, kann man inzwischen nicht mehr als ungewöhnlich bezeichnen. Fast täglich tritt die Finanzaufsicht auf die Notbremse und stoppt den Handel in Moskau, wenn die Kurse wieder einmal in den Keller rauschen. So auch heute: Nachdem der auf Dollar-Basis berechnete RTS-Index in einer halben Stunde 11 Prozent verlor, wurde er kurzerhand erneut ausgesetzt. Und das bleibt er "bis auf weiteres" auch. Der in Rubel notierende Micex-Index an der Moskauer Hauptbörse bleibt sogar bis Freitag vom Handel ausgeschlossen. Er hatte heute morgen binnen weniger Minuten ein Minus von 14 Prozent angesammelt.
Die Anleger in Russland hat die Panik ergriffen. Und Moskauer Analysten stehen ratlos vor dem Absturz. Seit dem Sommer hat der RTS inzwischen über 60 Prozent seines Wertes verloren. Zwar ist der Ölpreis, an dem die relativ kleinen und von großen Energiekonzernen dominierten Moskauer Börsen zu einem großen Teil hängen, von rund 140 Dollar für eine Barrel der Nordseesorte Brent im Sommer auf rund 85 Dollar gefallen.
Doch manche Aktienbewertungen machten inzwischen keinen Sinn mehr, meinen Epxerten. So ist der Börsenwert des Ölkonzerns Surgutneftegaz heute geringer als die Mittel, die das Unternehmen in der Kasse hat. Ein ähnliches Missverhältnis gibt es bei Bankenwerten. Die Investmentbank Troika Dialog rechnet vor, dass der Börsenwert aller gelisteter russischer Ölfirmen – inklusive des Pipelinebetreibers Transneft – zusammengenommen so hoch ist wie der des brasilianischen Ölkonzerns Petrobras. Die russischen Unternehmen werden in diesem Jahr nach Schätzung von Bloomberg gemeinsam einen Nettogewinn von 51 Mrd. Dollar erwirtschaften - Petrobras rund 19 Mrd. Dollar.
Steven Darhevsky, Chef des Aktienhandels von Unicredit in Moskau, sieht den russischen Aktienmarkt inmitten eines Sturmes: „Die fundamentalen Daten zeigen nach unten, es gibt technische Reaktionen und dazu tritt dann noch das Element der Panik“, analysiert er die Lage. Viele Anleger verkauften ohne Rücksicht auf den Preis. Andere seien gezwungen, sich von ihren Aktien zu trennen, weil sie diese als Sicherheit für Kredite gegeben hätten.
Wie sich die hoch volatilen russischen Börsen im Angesicht einer drohenden weltweiten Rezession weiter entwickeln werden, vermag in Moskau niemand zu sagen. „Die Regierung kann derzeit wenig beeinflussen“, glaubt Darshevsky - trotz Präsidenten-Podcast und Milliarden aus dem Topf der Petrodollars. Nach Ansicht eines hohen russischen Bankmanagers wird es Zeit brauchen, bis die in den vergangenen Wochen getroffenen Maßnahmen zur Stützung der Märkte und Unternehmen greifen: Er rechnet mit rund 15 Monaten, bis die Folgen der Krise nachlassen.
Von der Panik an den Aktienmärkten bekommt die Bevölkerung derzeit nur wenig mit: Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts FOM glaubt jeder Fünfte, dass die Krise Russland nicht treffen werde. Und wenn, so vertrauen die Menschen auf den Staat, der es dann schon wieder richtet. Kein Wunder, meint Nikita Kritscheweskij vom Institut für nationale Strategie: Im Fernsehen spreche man auch nur von der Krise im Westen, von den finanziellen Problemen in Russland erfahre der Zuschauer nichts.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.handelsblatt.com