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Gefährliche Marktlage für Europas Banken

Einen schlechteren Stichtag für das Ende des dritten Quartals als den Dienstag hätte es für die europäischen Banken wohl kaum geben können. Eine weitere Welle der Finanzkrise ist mit einer Wucht auf Europa niedergeschlagen, mit der wohl niemand gerechnet hatte. Die Folgen sind ein starkes Misstrauen der Banken untereinander, ein Interbankenzinssatz auf Rekordhoch und ein vorerst gescheiterter US-Rettungsplan. Ein Gemisch, das nichts Gutes verheißt.


bas/ pk/ HB FRANKFURT. Mit Fortis und Dexia aus Belgien, Bradford & Bingley aus Großbritannien und der Münchener Hypo Real Estate mussten gleich vier europäische Institute in dieser Woche mit Staatsengagement in der ein oder anderen Form vor dem Untergang gerettet werden. Ohne staatliches Eingreifen geht es für viele Banken einfach nicht mehr.
Die Folge: Die Banken misstrauen sich gegenseitig so sehr, dass sie sich so gut wie kein Geld mehr leihen. Der Interbanken-Zinssatz Libor kletterte gestern auf ein Rekordhoch von 6,88 Prozent. Der US-Rettungsplan ist zudem vorerst gescheitert, was die Bewertungen von strukturierten Wertpapieren und Aktien weiter nach unten zieht. Niedrigere Preise für die meisten ihrer Anlagen und zugleich höhere Refinanzierungskosten: Ein Gemisch am letzten Tag des Quartals, das für die Ergebnisse der Banken in den abgelaufenen drei Monaten nichts Gutes verheißt.
„Das dürfte ein eher schwieriges Quartal werden“, sagt Bankenanalyst Dieter Hein von Fairesearch. „Die Finanzkrise hat sich in den vergangenen vier Wochen eher verschlimmert.“ Er erwartet weitere Abschreibungen der Banken im dritten Quartal. Bei den meisten Instituten wird es dabei um die üblichen Positionen gehen: forderungsunterlegte Wertpapiere, Übernahme- und Immobilienkredite. Konkrete Prognosen haben die meisten Analysten noch nicht errechnet, weil die Entwicklung der Märkte bis zum Ende des Quartals bisher nicht zu überschauen war.
Doch dass die Ergebnisse schlechter ausfallen dürften als bisher von vielen Analysten erwartet, scheint Konsens zu sein. Analysten von Sal. Oppenheim erwarten für das am Dienstag abgelaufene dritte und das gerade angefangene vierte Quartal höhere Wertberichtigungen als bisher vom Markt angenommen, höhere Refinanzierungskosten und negative Auswirkungen auf künftige Ergebnisse, weil Institute wie die Deutsche Bank ihre Bilanzsumme reduzieren, um weniger risikoanfällig zu sein.
Solche Sorgen drücken auf die Aktienkurse. Für massive Kursverluste sorgten aber am Dienstag vor allem Befürchtungen, dass Refinanzierung und Liquiditätssicherung für die Banken angesichts der eingefrorenen Interbankenmärkte immer schwieriger werden. „Bei den Wertpapierbeständen sind nochmals hohe Abschreibungen zu erwarten, aber die Refinanzierungsprobleme sind derzeit das beherrschende Thema“, sagte ein Analyst. „Banken mit einem Zugang zum Privatkundengeschäft sind zwar im Vorteil, weil sie Einlagen bekommen. Das kann aber in der Regel nur einen Teil der Refinanzierung abdecken.“ Und auch die Liquidität der Notenbanken reicht nicht aus, weil die Institute sie gleich wie ein Schwamm aufsaugen.
Im Sog der Hypo Real Estate fiel die Aktie der Commerzbank nach massiven Kursverlusten am Vortag gestern erneut in der Spitze um zwölf Prozent. Nach einer Erholung pendelte sich der Kurs bei einem Minus von fünf Prozent bei rund zehn Euro ein. Bei der Commerzbank drücken Sorgen um die Immobilien- und Staatsfinanzierungstochter Eurohypo den Kurs ebenso wie befürchtete Belastungen bei der Dresdner Bank. Analysten warten gespannt auf die Quartalsergebnisse der Dresdner Bank für das dritte Quartal. Bei der Commerzbank besteht zudem die Befürchtung, dass das Institut über seine Kredite an Unternehmen im kommenden Jahr stark von einer konjunkturellen Abschwächung betroffen sein könnte.
Beim Branchenprimus Deutsche Bank mit seinem ausgeprägten Investment-Banking-Bereich hingegen überwiegen die Erwartungen, dass es bei strukturierten Wertpapieren, Monoliner-Absicherungen und Übernahmekrediten zu neuen Abschreibungen kommt. Die Analysten von JP Morgan rechnen für das zweite Halbjahr mit 4,5 Mrd. Euro an Wertberichtigungen. Am Dienstag fiel die Aktie der Deutschen Bank um 2,2 Prozent. Die Aktie der italienischen Unicredit fiel um mehr als neun Prozent und wurde zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt.

JP Morgan: EU-Banken drohen weitere Milliarden-Abschreibungen
Am Mittwoch trübte eine Einschätzung von JP Morgan weiter die Stimmung. In Folge der Finanzkrise müssten europäische Banken nach Meinung des Instituts mit weiteren Milliarden-Abschreibungen rechnen. Im zweiten Halbjahr 2008 drohten den europäischen Geldhäusern Vorsteuer-Abschreibungen in Höhe von 28,4 Mrd. Euro, erklärte die US-Bank am Mittwoch. Am schwersten trifft es dem Bericht zufolge das britische Institut Lloyds. Die Großbank und ihr Rivale HBOS, den Lloyds übernehmen will, müssten zusammen etwa 5,7 Mrd. Euro abschreiben, schätzt JP Morgan.
Dem Bericht zufolge kommen auf die Deutsche Bank Abschreibungen von 4,5 Mrd. Euro zu, auf Großbritanniens Barclay 3,7 Mrd. Euro, auf die Schweizer UBS 2,7 Mrd. Euro und auf die französische Societe Generale 2,6 Mrd. Euro.
JP Morgan ist von der Kreditkrise auch selbst betroffen und musste Milliarden-Abschreibungen vornehmen. Insgesamt leidet das Institut jedoch nicht so stark unter dem Einbruch wie viele seiner amerikanischen Konkurrenten.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.handelsblatt.com