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Liebenswerte, dumme Kapitalisten

Die ersten Wirtschaftswissenschaftler - die beiden Adams, Adam Smith und Adam Ferguson - nannten sich selbst Moralphilosophen". Sie haben die menschliche Ökonomie so studiert wie einen Ameisenhaufen - um herauszufinden, wie sie funktioniert. Sie stellten fest, dass sie irgendwelchen Regeln folgen muss - genauso wie alle anderen Dinge unter der Sonne Gottes. Außerdem neigten sie dazu, die Fehler, die die Leute gemacht haben, z.B. wenn sie zu viel ausgegeben haben, als moralische Fehler zu betrachten.

Moderne Wirtschaftswissenschaftler verhalten sich eher so wie Automechaniker. Sie gehen davon aus, dass man die Wirtschaft mit einem Schraubenzieher kontrollieren kann. Und in einem bestimmten Maße haben sie damit auch recht. Und das ist der Grund, warum die Weltwirtschaft in einem solchen Chaos steckt, sie haben an den falschen Schrauben gedreht. Aber das ist der Grund, warum wir Moralphilosophen gerade so viel Spaß haben: Endlich können wir lachen und sagen:

Haben wir es euch nicht gleich gesagt?"

In den Nachrichten der vergangenen Woche erfuhr man, dass die Argentinier ihre staatliche Fluggesellschaft Aerolineas Argentinas wieder verstaatlichen. Zur Hochzeit der Privatisierungen - angeführt von Wirtschaftlern von der University of Chicago - haben sie die Fluggesellschaft an eine spanische Gruppe verkauft. Jetzt sieht es so aus, als könnten die Iberer den Kauf nicht richtig in Gang bringen - nicht solange der Ölpreis bei über 120 Dollar für das Barrel liegt - und deswegen verstaatlichen die Argentinier die Fluggesellschaft wieder.

Wie wahrscheinlich ist es, dass die Erben von Juan Peron es besser schaffen, eine Fluggesellschaft zu betreiben. Man könnte die gleiche grundlegende Frage an Gordon Brown richten. Wie wahrscheinlich ist es, dass die Labor-Party Northern Rock besser führen wird, als die privaten Besitzer? Und in den Vereinigten Staaten verstaatlicht die Bundesregierung - fast 30 Jahre nach der Revolution durch Reagan - im Grunde genommen die größten und wichtigsten Finanzinstitute der Welt: Fannie Mae und Freddie Mac.

Diese beiden teilen sich den Besitz von fast der Hälfte der Hypotheken des Landes - und das entspricht ungefähr einem Drittel des Bruttosozialprodukts der Vereinigten Staaten. Es wird jetzt vermutlich nicht mehr lange dauern, und auch General Motors wird verstaatlicht werden. Irgendwer wird die Rentenansprüche an GM bezahlen müssen. Selbst wenn das Unternehmen nicht verstaatlicht wird, wird vermutlich immer noch die Gesundheits- und Rentenversorgung des Unternehmens verstaatlicht werden.

Aber können die amerikanischen Republikaner und Demokraten ein Hypothekenunternehmen oder einen Automobilhersteller wirklich besser führen, als die bekannten Kapitalisten?

Den Beweisen nach vielleicht.

Milton Friedman hat gewarnt, dass wenn man einer Regierung die Verantwortung über die Sahara übergeben würde, diese vermutlich bald darauf ihre erste Sandknappheit erleben wird.

Aber die Erben Friedmans sind in Erklärungsnot. Die klügsten unter ihnen haben die Fluggesellschaften abstürzen lassen, die Banken ausgeraubt und die Bauunternehmen in den Ruin getrieben. Sie haben Geschäfte auf so einfache Weise ruiniert, dass sogar ein Kindskopf noch hätte Gewinn machen können. Fannie und Freddie konnten mit ihrem Geschäft nicht gewinnen, selbst wenn die Karten von Anfang an gezinkt waren. Und die von Friedman geliebten Märkte - von denen es heißt, sie blickten in die Zukunft und sähen Probleme voraus, müssen schon vor langer Zeit die Augen verschlossen haben.

Sie sind ohne Karte und Kopfbedeckung in die Wüste aufgebrochen, kein Wunder, dass sie sich so seltsam verhalten.

Für viele Politiker der Welt und viele Meinungsmacher, haben die Beweise der letzten 12 Monate gezeigt, was sie immer schon vermutet haben - dass Kapitalisten gierige Hurensöhne sind. Ich hätte gerne noch hinzugefügt, dass sie außerdem oft Dummköpfe sind. Doch ein System, in dem die Leute bekommen, was ihnen zusteht, ist unendlich viele Male besser, als ein System in dem die Leute nur das nehmen, was die Regierung ihnen gibt. Und das ist der entscheidende Unterschied zwischen Kapitalismus und Sozialismus: Der eine hängt am Betrug in Armani-Kleidung, der andere an der Macht der einfachen Jacken.

Beide haben ihre moralischen Fehler, aber der eine ist gerissen, der andere eher nur dumm.

Wollen Sie wissen, wer bei Aerolineas Argentinas für harte Zeiten gesorgt hat... und wer verantwortlich dafür ist, dass Freddie und Fannie am Boden liegen? Folgen Sie dem Geld. Vor 1971, in der monetären Phase von Bretton Woods, nutzten die großen Ökonomien den Dollar als Referenzpunkt zur Wertbestimmung.

Die grünen Scheinchen waren der Nordstern - sie halfen den Investoren und Geschäftsleuten dabei, den Weg zu finden. Der amerikanische Dollar war zuverlässig, weil er an Gold angebunden war, und weil das amerikanische Finanzministerium versprach, mit einem Preis von 42 Dollar pro Unze an jedes Land zu liefern.

Doch am 15. August 1971 hat das amerikanische Finanzministerium sein Wort gebrochen.

Angetrieben von den modernen Wirtschaftswissenschaftlern wurde die letzte Verbindung zu Gold gekappt. Regierungen, Investoren und Geschäftsleute konnten immer noch als Referenzpunkt Gold befragen, aber sie mussten Glück haben. Dieser schändliche Missstand ließ sogar die Sterne aus der Bahn kommen.

Seither konnte die amerikanische Regierung fast nach Belieben Dollar drucken. Vermutlich haben sie zu viele gedruckt. Denn irgendetwas hat dazu geführt, dass die amerikanischen Hausbesitzer dachten, dass ihre Preise auf ewig steigen würden. Sie haben zu viel Geld geliehen, die Hausbesitzer haben zu viel gebeugt und Fannie und Freddie haben - trotz all ihrer wirtschaftlichen Doktortitel - zu viel verliehen.

Und irgendetwas - vielleicht das gleiche - hat dazu geführt, dass der Ölpreis in den vergangenen fünf Jahren um 400% gestiegen ist. Die Fluggesellschaften haben damit auch nicht gerechnet. Und jetzt stecken die in Schwierigkeiten, die viel verliehen haben und die zu hoch geflogen sind.

Und das sind nur zwei von der langen Liste der Probleme, die heute verzeichnet werden... und die sich direkt oder indirekt auf das Geldsystem der vergangenen 37 Jahre zurückführen lassen. Geschäftsleute, Verbraucher und Investoren reagieren auf die wirtschaftlichen Signale. Wenn die Zinssätze zu gering sind, dann leihen sie normalerweise zu viel.

Wenn die Geldmenge so rapide steigt, dann expandieren sie auch zu rapide. Letzten Endes führt eine blasenähnliche Geldmenge zu Blasen-Märkten. Und die amerikanischen und anderen Aktienmärkte sind seit dem Januar 2003 auf die höchsten Werte aller Zeiten geklettert und danach wieder gefallen. Berechnet man die Kurse unter Berücksichtigung der Inflation, dann haben sich die meisten nie erholt. Und dann kamen im Jahr 2003 die Immobilien an die Reihe... gefolgt von den Schwellenmärkten... und in letzter Zeit auch von Öl und Rohstoffen.

Sicher, Kapitalisten sind gierig. Und sicher, viele von ihnen machen auch Fehler. Aber wenn die Zentralbanker den Himmel neu ordnen, dann ist es ein Wunder, dass sie nicht viel öfter in Schwierigkeiten geraten.


© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte"