StartseiteAllgemeinesBeständeAnlageformenAnalysenWissenswertesChartsHandelBlog

Wissenswertes:

Silber (Archiv)

Allgemeines über Edelmetalle

Papiergeldsystem

Erklärungsbegriffe

Krisenvorsorge

Krisenvorsorge:

Beiträge zur Krisenvorsorge

Beiträge zur Krisenlage

Beiträge zur Krisenbegriffe

Beiträge zur Krisengeschichten

Allgemein:

Startseite

News (RSS)

Link´s

Sitemap

Kontakt

Disclaimer

Die Inflation erreicht im Euro-Raum 4 Prozent

Von Benedikt Fehr und Philip Plickert

01. Juli 2008 Die Inflationsrate im Euro-Raum ist nach einer vorläufigen Schätzung des europäischen Statistikamts Eurostat im Juni auf 4 Prozent gestiegen - den höchsten Stand seit Gründung der Währungsunion 1999. An den Finanzmärkten gilt nun als so gut wie sicher, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) den Leitzins am kommenden Donnerstag zur Bekämpfung der Inflation von 4 auf 4,25 Prozent anheben wird. Angesichts der sich abschwächenden Konjunktur ist eine Zinserhöhung allerdings umstritten und hat in Deutschland zu einem politischen Streit geführt.
Unterdessen ist der Ölpreis auch zum Wochenauftakt weiter gestiegen. Am New Yorker Terminmarkt wurden in der Spitze 143,910 Dollar je Barrel (159 Liter) gezahlt, ein neuer Rekordwert. Vor einem Jahr hatte Öl nur knapp die Hälfte gekostet. Auch die Preise anderer Rohstoffe sowie einiger Grundnahrungsmittel sind stark gestiegen. Das heizt die Inflation rund um den Globus an. Am deutschen Aktienmarkt hat die Aussicht auf abflauendes Wirtschaftswachstum und höhere Leitzinsen belastet. Der Deutsche Aktienindex Dax lag am Nachmittag um 0,4 Prozent niedriger. In New York eröffneten die Börsen uneinheitlich.Argumente für einen weiteren ZinsschrittIndes ist die Rendite für zweijährige Bundesanleihen am Montag von 4,44 auf 4,60 Prozent nach oben geschnellt. Händler erklärten dies damit, dass die Anleger angesichts der nun auf 4 Prozent gestiegenen Inflation eine weitere Leitzinserhöhung auf dann 4,5 Prozent vorwegnähmen. „Die Inflationsrate wird weiter steigen und im August vermutlich 4,2 Prozent erreichen“, sagt Christoph Balz, ein Volkswirt der Commerzbank, voraus. Das werde den Befürwortern einer strammen Antiinflationspolitik im EZB-Rat Argumente für einen weiteren Zinsschritt liefern. Die Commerzbank erwartet deshalb, dass der Leitzins im September auf 4,5 Prozent angehoben wird.
Die Mehrheit der EZB-Beobachter in den Banken teilt diese Einschätzung allerdings nicht, sondern rechnet damit, dass der Leitzins bis ins kommende Jahr hinein bei 4,25 Prozent bleibt. Die Begründung: Schon bald werde sich das Wirtschaftswachstum im Euro-Raum deutlich verlangsamen; das aber werde dann auch den Preisauftrieb dämpfen. Zum Beleg verweist dieses Lager darauf, dass der europäische Index der Einkaufsmanager zuletzt unter die Schwelle von 50 Punkten gefallen sei; dieser - üblicherweise zuverlässige - Frühindikator deute damit auf eine bevorstehende Kontraktion hin.
Lohnkosten sind in Bewegung
„Im kommenden Jahr wird die Wirtschaft des Euro-Raums nur mit einer Rate von 1,5 Prozent wachsen“, sagt Ulrich Kater, der Chefvolkswirt der Deka-Bank. Die Inflationsrate werde deshalb im Jahresdurchschnitt auf 2,2 Prozent zurückgehen - und sich damit dem von der EZB gesetzten Ziel von mittelfristig knapp 2 Prozent wieder annähern. Kater räumt allerdings ein, dass der Inflationsausblick unsicher sei. Denn zahlreiche Unternehmen - zum Beispiel Stahl- und Chemiehersteller - hätten Preiserhöhungen von 20 Prozent und mehr angekündigt. Wenn es dem Handel gelinge, dies weitgehend auf die Verbraucherpreise zu überwälzen, könne die Inflation noch länger hoch bleiben.
Die EZB befürchtet, dass auch die Lohnkosten nach oben in Bewegung gekommen sind. In ihrem jüngsten Monatsbericht hat sie darauf hingewiesen, dass die Tarifverdienste im ersten Quartal mit einer Jahresrate von 2,7 Prozent so stark gestiegen seien wie seit Beginn der neunziger Jahre nicht mehr. „Wenn der EZB-Rat den Leitzins erhöht, dann um zu verhindern, dass sich die Inflationserwartungen der Bürger nicht verselbständigen“, erläutert Kater.
Diskussion über den EZB-Kurs
Allerdings gibt es auch Kritik an diesem Kurs. So wurde Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) jüngst mit den Worten zitiert: „Die EZB muss bedenken, dass sie mit einer Zinserhöhung ein falsches Signal setzen könnte, weil diese im Abflauen der Konjunktur prozyklisch wirken könnte.“ Der CDU-Finanzpolitiker Steffen Kampeter hat dies als Eingriff in die Unabhängigkeit der europäischen Notenbank verurteilt. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sagte der Zeitung „Handelsblatt“: „Wer glaubt, Inflationsrisiken ignorieren zu können und damit etwas Gutes für die Konjunktur zu tun, hat die schmerzhafte Lektion der ersten Ölpreiskrise der siebziger Jahre nicht gelernt.“ Er habe keine Zweifel, dass die EZB die richtigen Stabilitätssignale senden werde. „Von Zinsempfehlungen der Politik halte ich deshalb überhaupt nichts.“
Unterstützung erhielt die EZB indirekt auch von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), einer Art Zentralbank der Zentralbanken. „Angesichts der eindeutigen und aktuellen Inflationsgefahren und der in den meisten Ländern historisch gesehen sehr niedrigen Leitzinssätze scheint auf globaler Ebene eher eine Straffung der Geldpolitik angezeigt“, heißt es in dem am Montag vorgestellten BIZ-Jahresbericht.

Quelle: http://www.faz.net