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Jahrhunderttief befürchtet

Von Karsten Stumm

Die Börsenkurse fallen wie die Konjunkturerwartungen. Schon müssen Deutschlands Aktiensparer ein zweistelliges Minus seit Jahresbeginn verkraften. Jetzt aber rechnen Experten mit weit Bedrohlicherem - und die Börsenhistorie zeigt, dass sie womöglich Recht haben.
Eins, zwei, drei - und Aus? Schon wieder mussten Deutschlands Anleger in diesem Jahr einen Rücksetzer des führenden Frankfurter Aktienbarometers Dax verkraften. Erstmals gleich zu Jahresbeginn - minus 18 Prozent. Zum zweiten Mal dann Anfang März - minus 12 Prozent. Und zum dritten nun im Juni - minus 5 Prozent. Zwischenzeitliche Erholungen brachten in keinem Fall die entscheidende Wende, unter dem Strich bleibt ein Minus von rund 16 Prozent. Der Dax ist längst angezählt. Und jetzt fürchten Experten, dass noch viel Gefährlicheres auf die Aktiensparer zukommen wird.
"Wir bewegen uns auf einen der schlimmsten Bärenmärkte seit einhundert Jahren zu", glaubt beispielsweise Bob Janjuah, Chef-Kreditstratege der Royal Bank of Scotland (RBS) . Fondsmanager weltweit beginnen bereits, Aktien zu Geld zu machen, hat die Investmentbank Merrill Lynch in diesem Monat ermittelt. 27 Prozent der Manager, die von den Bankern befragt worden sind, hätten den Aktienanteil in ihren Porfolios bereits gewaltig hinuntergeschraubt. So weit, dass er verglichen mit den anderen gewählten Anlageformen nur noch eine untergeordnete Rolle spielt - das ist der pessimistischste Wert seit einem Jahrzehnt.
"Allein bis Ende September kann der amerikanische Aktienindex Standard & Poor's 500 (S&P 500) um weitere 300 Punkte auf dann etwa 1050 Zähler sinken", warnt RBS-Fachmann Janjuah.
Das müsste Deutschlands Anleger zwar auf den ersten Blick nicht beunruhigen. Viele Sparer hierzulande haben ihr Geld schließlich in die Anteilsscheine hiesiger Unternehmen gesteckt. Doch unglücklicherweise klebt der Frankfurter Dax seit einem Jahr geradezu an der Entwicklung dieses New Yorker Aktienindexes: Der deutsche Aktienleitindex macht dem S&P 500 nahezu jeden Einschnitt und jedes Aufbäumen nach.
"Die Kurse werden in New York gemacht", sagt Börsenstratege Gottfried Heller dann auch. Und die wiederum werden von den schwächelnden amerikanischen Konjunkturdaten auf Talfahrt geschickt.
Da drückt beispielsweise der ungewöhnliche Sprung der US-Arbeitslosenquote im Juni - von 5 Prozent im Mai auf nunmehr 5,5 Prozent; das war die größte monatliche Verschlechterung in mehr als zwei Jahrzehnten in Amerika. Und der mächtige Satz des Ölpreises auf Rekordniveau - an einem einzigen Handelstag im Juni schoss der Preis für US-Öl um fast elf Dollar auf 138,54 Dollar je Barrel (159 Liter) hoch; das war der stärkste Preisanstieg binnen eines Tages, der je im Ölhandel gemessen worden ist. Heute kostet ein Barrel amerikanisches Öl noch immer gut 132 Dollar.

Zwischenerholungen passé
Beides lässt Wirtschaftsexperte fürchten, dass die Milliarden Dollar schweren Steuergeschenke an Amerikas Bürger zu Beginn des Jahres nun wirkungslos versickern. Von den Verbrauchern zurückgehalten, um bereits aufgelaufene Kreditkartenrechnungen aus der Vergangenheit noch irgendwie begleichen zu können. Oder eingesogen von den Zapfpistolen an Amerikas Tankstellen zwischen New York und San Francisco, zwischen Chicago und Dallas.
"Es kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass die amerikanische Wirtschaft seit einem halben Jahr äußerst schwach ist. Und die Hinweise auf eine Rezession verdichten sich", sagt Jared Bernstein vom Economic Policy Institute in Washington. Entsprechend geht es derzeit wieder bergab an den Börsen in Übersee. Und damit eben auch in Deutschland. Das Vertrackte dabei: Von Einstiegskursen kann dennoch kaum die Rede sein.
Zwar weist beispielsweise der S&P-500-Index jetzt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 22,4 auf; vor einem Jahr waren es noch 27,4. Und da diese Maßzahl angibt, wie viele Jahre Anleger warten müssen, bis sie ihr investiertes Geld wieder verdient haben, wäre der Börseneinstieg jetzt schon um einiges attraktiver für Investoren als noch vor zwölf Monaten. Doch im historischen Vergleich ist auch das aktuell erreichte KGV von 22,4 noch alles andere als günstig. Denn der S&P-500-Index weist seit 1872, den ältesten verfügbaren Aufzeichnungen, bis heute ein durchschnittliches KGV von 14,5 auf, hat die Federal Reserve Bank of Kansas City gemeinsam mit den Harvard- und Yale-Professoren John Campbell und Robert Shiller ermittelt.
Mit anderen Worten: Der KGV-Rückgang zeigt eigentlich nur, dass Aktien verglichen mit der Zeit vor einem Jahr bereits mit einem Risikoabschlag gehandelt werden. Und der spiegelt Amerikas Wirtschaftsabschwung wider - von der globalen Konjunkturlokomotive zum Wackelkandidaten, der womöglich die Weltwirtschaft nach unten zieht. Auch Deutschland. Aber aus historischer Perspektive wären sogar weitere Kursrückschläge nötig, bis erst einmal das übliche durchschnittliche Aktienpreisniveau erreicht wäre. Dabei ist Amerikas Wirtschaft doch längst unter sein Durchschnittsniveau gerutscht.
"Wer jetzt noch meint, die amerikanische Wirtschaft befinde sich nicht in einer Rezession, der muss an ein neues Paradigma glauben", kommentierte David Rosenberg, Chefvolkswirt von Merrill Lynch, jüngst die neuen US-Arbeitsmarktzahlen. Teun Draaisma, Aktienstratege der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley , fasst die Lage dann auch so zusammen: "Die Zeit der Zwischenerholungen ist erst einmal vorbei."

Quelle: http://www.manager-magazin.de