StartseiteAllgemeinesBeständeAnlageformenAnalysenWissenswertesChartsHandelBlog

Wissenswertes:

Silber (Archiv)

Allgemeines über Edelmetalle

Papiergeldsystem

Erklärungsbegriffe

Krisenvorsorge

Krisenvorsorge:

Beiträge zur Krisenvorsorge

Beiträge zur Krisenlage

Beiträge zur Krisenbegriffe

Beiträge zur Krisengeschichten

Allgemein:

Startseite

News (RSS)

Link´s

Sitemap

Kontakt

Disclaimer

Machen Sie sich frei

Nachdem ich Sie in der vergangenen Woche auf die Postbank-Aktie aufmerksam gemacht habe, steht sie wegen eines Manager Magazin-Artikel wieder einmal im Mittelpunkt der Diskussion um die seit etwa zehn Jahren diskutierte so genannte Konsolidierung des deutschen Bankwesens. Doch gemach, noch ist nicht aller Tage Abend, denn die Bieterschlacht beginnt erst. Wobei bezeichnend ist, dass am Donnerstag nach dem Durchsickern der Einzelheiten die Commerzbank- stärker als die Postbank-Aktie stieg, während die der Allianz, Mutter der Dresdner Bank, sogar leicht fiel. Das heißt, bei der Commerzbank atmet man am meisten auf, weil dieses Institut unter den führenden deutschen im europäischen und weltweiten Wettbewerb die geringste Chance zum alleinigen Überleben hat, nachdem die Dresdner bei der Allianz und die HypoVereinsbank bei Unicredit Unterschlupf gefunden hat. Warum die Bieterschlacht erst beginnt, liegt auf der Hand: Zum einen, weil die bisher gescheiterten Fusionen (Deutsche/Dresdner, Dresdner/Commerzbank, Commerzbank/HypoVereinsbank) eindeutig belegen, dass allein schon die Bewertungsprobleme die ganze Chose in die Länge ziehen werden. Zum anderen, weil die auch an der Postbank stark interessierte Deutsche Bank längst an einer Gegenstrategie arbeitet. Und wie kompliziert die Beteiligungsverhältnisse bei der Postbank sind (mit der Post und der KfW), konnten Sie hier ja vor einer Woche lesen.
So weit die Großwetterlage. Nun fragen Sie sich bestimmt, was das alles für Sie bedeutet. Eine ganze Menge! Und zwar egal, ob Sie hier oder da Aktionär und/oder Kunde sind. Denn der zu Recht als "overbanked" bezeichnete deutsche Markt - das bedeutet, viele Banken und Sparkassen sind überflüssig - wird den größten Konzentrationsprozess nach dem 2. Weltkrieg erleben. Die Folgen: Erst werden sich die Angestellten der Institute vor lauter Angst um ihren Job mehr mit sich selbst als mit ihren Kunden beschäftigen, der Kundendienst wird also noch schlechter sein, als er vielfach schon ist. Danach wird unter ihnen eine solche Fluktuation einsetzen, dass die Kunden kaum noch wissen dürften, an wen sie sich wenden sollen. Und sobald die Konzentration im Großen und Ganzen abgeschlossen sein wird, werden die Kunden über ungünstigere Konditionen, höhere Gebühren usw. zur Kasse gebeten, und das alles in den kommenden zwei bis drei Jahren. Dafür gibt es bereits das eine oder andere Indiz. Wenn z.B. die Citigroup ihr relativ hoch rentierendes Privatkundengeschäft mit der deutschen Citibank verkaufen will, dann haben es die niedriger rentierenden deutschen Banken und Sparkassen offenbar umso mehr nötig, etwas für ihre Rendite zu tun. Und weil die Kosten sich zu diesem Zweck nur noch wenig senken lassen, wird man mehr auf Seiten der Einnahmen tun, sprich, die Kunden zur Kasse bitten.
Dieser Prozess wird schleichend und für viele Kunden zunächst so vonstatten gehen, dass sie es nicht merken, wie heute schon beim Abzocken über undurchsichtige Konditionen im Geschäft mit Fonds und vor allem mit Zertifikaten. Oder um zwei Beispiele aus der Baufinanzierung anzuführen: Wenn die finanzierende Bank bzw. Sparkasse mit einem neuen Angebot auf sich warten lässt, obwohl die Zinsbindung in wenigen Tagen ausläuft, dann hofft sie ganz einfach, dem betreffenden Kunden kurz vor oder nach Toresschluss für ihn ungünstige Konditionen unterjubeln zu können, falls er sich nicht rechtzeitig um alternative Angebote gekümmert hat oder falls er ganz einfach die Formalitäten beim Institutswechsel scheut. Und wenn die HypoVereinsbank, um einen konkreten Fall zu nennen, bei der Verlängerung von Baukrediten für Ost-Immobilien abschreckende Konditionen anbietet, dann rechnet sie zum einen mit der Naivität des Kunden, zum anderen will sie sich offenbar gern von der früher expansiv betriebenen Ost-Finanzierung verabschieden.
Beispiele der genannten Art werden sich in den nächsten Jahren häufen, sodass ich Ihnen dringend rate, rechtzeitig vorzusorgen. Das können Sie am besten, indem Sie die Konditionen der für Sie infrage kommenden Bankgeschäfte ständig vergleichen und konsequent die Anbieter wechseln. Denn wir werden in Deutschland amerikanische Verhältnisse bekommen, den Banken und Sparkassen werden ihre Renditen also wichtiger sein als die meisten ihrer Kunden, und zwar allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz. Die Multimillionäre und Milliardäre werden den Schutz privater Family Offices (persönlicher Finanzbetreuer) suchen, die einfachen Millionäre und Durchschnittskunden werden flexibel sein müssen (s. oben); und wer nichts oder wenig auf dem Konto hat, wird bestenfalls bei den Verbraucherzentralen Trost finden.
Übrigens bin ich in meinem Archiv nicht nur auf die Bank- und Sparkassensünden aus vergangenen Jahren gestoßen, sondern auch auf offenbar zukunftweisende Aussagen der jüngsten Zeit. Dazu nur ein markantes Beispiel aus der Deutsche Bank-Broschüre "X-press Trading" vom Januar dieses Jahre. Dort heißt es zur Überschrift ("Machen Sie sich frei") gleich im Eingangstext: "Traden macht reich, Traden macht mobil, Traden macht frei." Das ist natürlich eine dumme Aussage. Die vernünftige Gegenthese heißt: Hin und Her macht Taschen leer. Ansonsten lässt sich das Traden noch um einen Satz ergänzen: Und die Erde ist eine Scheibe. Da rate ich Ihnen dringend: Machen Sie sich wirklich frei, aber in dem Sinn, dass Sie (s. wieder oben) von nun an regelmäßig die Konditionen vergleichen und sofort zur Konkurrenz gehen, wenn Ihnen an Ihrer Bank oder Sparkasse etwas nicht passt.

Manfred Gburek, 23. Mai 2008
Quelle: http://www.gburek.eu/