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Eingeschränktes Vertrauen in den Kapitalismus

Ich saß heute Morgen hier im Büro, und sah mir eine dicke Frau an - splitterfasernackt - die auf einer Couch schlief. Für mich war die Frage, wofür reiche Leute ihr Geld ausgeben, immer schon ein Quell des Interesses und der Unterhaltung.

Dass so vernünftig erscheinende und kluge Männer wie Roman Abramowitsch 33.641.000 Dollar für das Gemälde "Benefits Supervisor Sleeping" auf den Tisch legen, muss auch für die Armen beruhigend sein. Sie müssen es sich wenigstens nicht ansehen.

Aber die Welt des Geldes ist eine Welt der Wunder... heute genauso wie immer. Ich könnte den heutigen Newsletter auch damit anfangen lassen, dass ich mich darüber wundere, warum die Reichen so wild dahinter her sind, sich von ihrem Geld zu trennen oder aber auch warum die Armen so wild dahinter her sind, Geld zu bekommen.

Sie können doch deutlich erkennen, dass es die eigene Urteilsfähigkeit außer Kraft setzt und den eigenen Geschmack degradiert. Stattdessen will ich mich jedoch darüber wundern, warum diejenigen, die ständig die Vorzüge des Kapitalismus loben, so wenig Vertrauen in den Kapitalismus haben.

Diese Frage kam aufgrund der jüngsten Gesetzesvorlage auf, die das Finanzkomitee des Senats genehmigte. Der Kongress bereitet sich darauf vor, die Funktionsweise des Kapitalismus zu verbessern, indem er die Federal Housing Administration [amerikanisches Bundesministerium für Wohnfragen] (die selbst schon der Fortschritt eines früheren Kongresses war) autorisiert, Immobilienhypotheken im Wert von 300 Milliarden Dollar zu versichern.

Bislang konnte dieses Ministerium Unfug jeglicher Art betreiben. Man könnte sogar behaupten, dass sich die Immobilienblase von vornherein nie entwickelt hätte, wären da nicht die impliziten Garantien durch Fannie Mae und Freddie Mac gewesen, oder die expliziten Bemühungen der praktisch öffentlichen Unternehmen, einen großen Markt für Derivate zu erschaffen, der auf Hypothekenfinanzierungen basiert.

Doch jetzt wird - für den Fall, dass aus dem Gesetzesentwurf ein Gesetz wird, neuer Unsinn in der Szene erscheinen. Die Federal Housing Administration wird die Macht haben, dazu beizutragen, die amerikanische Immobilienblase mit Flicken zu versehen. Das Ziel, sagte Senator Chris Dodd, sei es, die Leute in ihren Häusern zu lassen. Er hat nicht erwähnt, dass ebendiese Häuser, genau die Häuser sind, die sich ihre Kunden offensichtlich nicht leisten konnten.

Auch machte er sich keine besonders großen Sorgen, dass seine Einmischung in die korrektive Maschinerie des Kapitalismus vermutlich dazu führen wird, dass man Sand ins Getriebe streut. Stattdessen blickte er, wie Gott am sechsten Tag, auf seine Schöpfung und fand, dass sie ziemlich gut war.

Alle sind absolut zufrieden damit, dass der Kapitalismus seine Sache macht - solange ihnen die Ergebnisse gefallen. Aber wenn eine Korrektur ins Haus steht, dann ist die Presse plötzlich voll von jammernden Experten und Politikern, die sich einmischen. Jede Korrektur bringt neue Verbesserungen mit sich, bis es so viele davon gibt, dass das System unter dem Gewicht zusammenbricht. Und das ist der Grund für die Revolutionen und die Konkurse, die letzten Endes nur die gesammelten Bremsen wegsprengen.

Und das ist der Grund, warum die Schwellenmärkte einen solchen Vorteil haben. In vielerlei Hinsicht schwingen die Menschen ihre Arme und ihren Hämmer in diesen Ländern, z.B. in Russland und China, freier, als in den Vereinigten Staaten oder in Großbritannien - ganz einfach aus dem Grund, dass es nichts gibt, was sie bremsen würde. Diese Länder haben ihren Augenblick der brutalen Verzweiflung schon hinter sich... ihre Konkurse... und ihre Revolutionen.

Sie haben beide ihre Wirtschaftssysteme in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren zum Fenster heraus geworfen. Sie haben seither sehr schnell alles wieder aufgebaut. Die Blutegel hatten keine Gelegenheit, ihre Saugrüssel auszufahren. Amerikas Krieg gegen den Irak hatte seine Wurzeln in vielen Impulsen zur Verbesserung. Laut John McCain und Alan Greenspan, ist diese Wurzel jedoch in den irakischen Ölfeldern verschwunden; Amerika wollte sich den Zugriff auf billiges Öl sichern, sagen sie.

Dummerweise schlug dieses Programm - wie jede Einmischung der Regierung - irgendwann zurück. Der Ölpreis lag, als der Krieg im September 2003 begann, noch bei 25 Dollar. Mittlerweile liegt der Preis bei deutlich über 130 Dollar. Und der Krieg selbst soll das Land noch eine Billion Dollar oder mehr kosten. Für alle ihre Bemühungen sicherten sich die Vereinigten Staaten die höchsten Energiepreise in der Weltgeschichte. (Und haben dann auch noch die Lebensmittelpreise auf das höchste Niveau moderner Zeiten getrieben...)

China entschloss sich in der Zwischenzeit für den kapitalistischen Weg. Anstatt die Militärmacht dazu zu verwenden, an Öl zu kommen, kaufen sie es einfach am freien Markt. Sie haben ihre Agenten losgeschickt, um sich, friedlich und ehrlich, langfristige Kontrakte für Öl und andere natürliche Rohstoffe zu sichern. Sie brauchen diese, um ihre hungrige Wirtschaft zu füttern. Ihre Käufe treiben die Preise für alles nach oben.

Aber was kann man erwarten? Derweil wandten sich die amerikanischen Verbesserer, nachdem sie im Nahen Osten komplett gescheitert sind, dem Mittleren Westen zu.

Ja, liebe Leser, wenn man kein Öl aus den Sänden des Golfs oder Mesopotamiens mehr bekommen kann, dann werden wir eben unser eigenes Ackerland ausquetschen. Zumindest war das das Versprechen des Programms zur Subventionierung der Produktion von Ethanol.

Auf den Kapitalismus war kein Verlass, als es darum ging, dem amerikanischen Energiebedürfnis nachzukommen, sagten die Kibitzer. Der Kapitalismus hatte sein Urteil über den maisbasierten Brennstoff schon gefällt:

Es ist eine schlechte Idee.

Später kamen die Umweltschützer zum gleichen Schluss; Ethanol hat sogar noch mehr Schaden verursacht als Petroleum. Aber der amerikanische Kongress sah, in seiner königlichen Weisheit, etwas in Ethanol, das den Kapitalisten und den Umweltschützern entgangen war - Beiträge zu den Kampagnen und Stimmen.

Und so kam es, dass ein großer Teil der amerikanischen Maisernte in die Treibstofftanks umgefüllt wird. Und so kommt es auch, dass ein großer Teil der Weltbevölkerung - darunter auch die Amerikaner selbst - feststellen muss, dass die Lebensmittel viel teurer sind als sie einst waren.


© Bill Bonner
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Kapitalschutz Akte" / Goldseiten.de