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Rotierende Wegweiser

Wöchentlicher Kommentar
von Frank Meyer um 09:17:33 Uhr

Die Klimaerwärmung macht offenbar eine Pause, leider, denn eigentlich will man ja mit dem Rad raus, zum Wohle der Umwelt. Doch dafür ist es noch zu kalt. Ein Teufelskreis. Dafür heizt sich die Stimmung an der Börse schon wieder auf. Besonders hitzig geht es gerade im Rohstoffmarkt zur Sache. Der Wut derer, die ihre täglichen drei Schüsseln Reis nicht mehr bezahlen können, entlädt sich inzwischen an einigen Ecken der Erde. Hunger macht eben Wut und sich verdoppelnde Reispreise Hunger. Das Fass Öl kostet inzwischen 115 Dollar, und es schlägt selbigem den Boden aus, wenn man auf die wirtschaftlichen Rahmendaten samt der kostenlos mitgelieferten Interpretationen achtet. Haarscharf wird analysiert, was sich wohl kaum einstellen wird. Selbst das Wetter ist verlässlicher als die Prognosen der Wirtschaftsexperten.
Inzwischen sind die Ausblicke für 2008 zum x-ten Male angepasst worden, nur die Interpretation blieben gleich. Alles bleibt besser, und wenn nicht, dann ist das völlig überraschend. Schließlich ist "überraschend" in meiner nach oben offenen Liste der Un-Worte ganz oben. Nirgendwo öfters taucht dieses Wort auf als in der Finanzszene. Überrascht? Ein ehemaliger Kollege sagt jetzt permanent, dass irgendwelche Zahlen "angenehm positiv " überrascht hätten. Au Backe! Selbst der Otto Normalverbraucher ist irgendwie täglich mehrfach angenehm oder unangenehm positiv überrascht, scheint aber dem ganzen Zahlensalat auch immer weniger zu trauen, selbst wenn er noch so nett angerichtet ist. Vielen ist es auch völlig egal, was da prognostiziert wird. Notfalls kommt eben Herr Zwegert von RTL. In Umfragen sieht man, dass sich zwischen dem Schein und dem Sein ein Spalt öffnet, der dringend nach Füllung ruft. Doch warten kann man auch vergebens.
Was wichtige Menschen gerade wieder gebetsmühlenartig präsentieren, wirft die Frage auf, was diese Aussagen überhaupt wert sind, wenn sie drei Monate später wieder durch Neue ersetzt werden. Meist geht der Optimismus oder auch der Wunsch des Verkünders mit selbigem durch. Das ist an der Börse nicht anders. Dort rätseln gerade die Reporter, ob das Ende der Kreditkrise in dieser oder in der kommenden Woche zu verankern sei. Fällt der Ölpreis wie gerade jetzt um 0,3% und der DAX schwingt sich über die Marke von 6700 Punkten, dreht die Stimmung auf dem Frankfurter Parkett von mies auf toll. Kurse machen eben Nachrichten. Was nicht passt, wird passend gemacht.
Nebenbei vernehme ich das Frühjahrsgutachten der diesmal acht führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute. Demnach wächst die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 1,8 Prozent. Im letzten Herbstgutachten war noch von 2,2 Prozent die Rede, ein Jahr zuvor von 2,4%. Der Prognose lagen übrigens ein Erdölpreis von 65 Dollar pro Barrel (Brent) und ein Wechselkurs des Euro von 1,32 US-Dollar zugrunde. Wo stehen wir heute? Beruhigend ist dagegen, dass die Wirtschaft bis 2012 durchschnittlich um 1,5% wachsen soll. Für diese Prognose sollten wir dankbar sein.
Bundesarbeitsminister Scholz hält weiterhin eine Vollbeschäftigung für möglich. Wenn die tägliche Körperhygiene zur Beschäftigung hinzugezählt werden dürfte, wäre dieses Ziel schon bald erreicht. Oder sollte man jedem ein Paar Stricknadeln reichen und wir wären alle voll beschäftigt? Doch das wäre etwas zu plump, denn schließlich hat man andere Instrumente, um die Arbeitslosenquote im nächsten Jahr unter drei Millionen zu drücken. Man lasse Frührentner, 1-Euro-Jobber und die in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durch das Raster der Beschäftigten fallen und schon haben wir den Aufschwung. Doch die Realität scheint anders auszusehen. Die Frankfurter Rundschau schreibt, dass 22 Prozent der Beschäftigten in Deutschland Geringverdiener sind. Die Grenze hierfür liegt bei 6,81 Euro im Osten und 9,61 Euro im Westen. Im Durchschnitt erhalten Geringverdiener gerade mal 5,43 Euro. Das ergibt eine Studie von Wissenschaftlern, die in fünf europäischen Staaten durchgeführt wurde und korrespondiert in etwa auch mit den 5,5 Mio. Menschen, die in Deutschland einen Anspruch auf ALG-2 haben. Vollbeschäftigung muss ja auch nicht bedeuten, dass man von seinem Job leben können muss.
Die Leute hätten in diesem Jahr 0,5% netto mehr Geld in der Tasche als im letzten Jahr. Anders gerechnet - ein Millionär und 99 arme Schlucker machen eben auch für jeden 10.000 Euro. Trotz aller Unkenrufe soll der Konsument heuer den Aufschwung tragen. Die Schultern will ich sehen! Der Einzelhandelsverband rechnet mit einem anpassbaren Plus von zwei Prozent. Das kann sich jederzeit auf 1,8% oder 0,2% korrigieren, natürlich überraschend. Es scheint mir auch nicht sonderlich schwer sein, mehr Geld auszugeben zu müssen, wenn die täglichen Dinge teurer werden. Wer vor einem Jahr sich einen Vorrat an Grundnahrungsmitteln angeschafft hätte, wäre besser gefahren als an der Börse oder mit Tagesgeld.
Ich möchte so gerne wissen, mit welche Teemischungen sich manche Experten betrinken. Es muss eine Mixtur aus Maiglöckchen, Tollkirsche und Goldregen sein. Es scheint zumindest Sinn und Verstand zu verwirren. Und so jagen täglich die Zahlen über den Bildschirm, manche verschmutzen meine Ohren und Augen. Nachprüfen kann ich das alles ja nicht, aber aber glauben auch nicht. Man verlässt sich lieber auf das eigene Gefühl und hofft oft, dass auch dieses täuscht.
Und so warte ich weiter auf den Frühling, genieße ein paar freie Tage und komme auf eine komische Idee. Gegenüber macht gerade ein neuer REWE auf. Der andere um die Ecke wird geschlossen. Ich werde morgen mal zum alten REWE rübergehen, und mir den Kassenbon archivieren. REWE wirbt mit "Jeden Tag ein bisschen besser". Mal schauen, ob das auch auf die Preise im Glanze des neuen Lichtes zutrifft. Ich werde davon berichten, obwohl mein Kühlschrank gefüllt ist und ich gerade gesättigt bin. Man muss ja mal investigativ unterwegs sein. Welch blödes Wort.
Übrigens, meine alten Einkaufszettel von meinem letzten Urlaub auf Mallorca habe ich auch noch. In diesem Jahr werde ich auch hier die Preise vergleichen können. Jedenfalls hat diese Insel wie das gesamte Land die beste Zeit wohl hinter sich. Das hat sich im letzten Jahr schon angedeutet. Der Immobilienmarkt ist gerade dabei so zu reagieren, wie eine Blase ihre Nadel gefunden hat. Für den Flug dorthin habe ich in diesem Jahr ein Viertel mehr bezahlt. Aber was tut man nicht alles für die Umwelt.

Herzlichst
Ihr Frank Meyer
© Frank Meyer
Quelle: blog.frank-meyer.tv