StartseiteAllgemeinesBeständeAnlageformenAnalysenWissenswertesChartsHandelBlog

Wissenswertes:

Silber (Archiv)

Allgemeines über Edelmetalle

Papiergeldsystem

Erklärungsbegriffe

Krisenvorsorge

Krisenvorsorge:

Beiträge zur Krisenvorsorge

Beiträge zur Krisenlage

Beiträge zur Krisenbegriffe

Beiträge zur Krisengeschichten

Allgemein:

Startseite

News (RSS)

Link´s

Sitemap

Kontakt

Disclaimer

Verfasst von Diverse am 19.02.2008 um 10:38 Uhr

Die US-Notenbank - Die Größte Gefahr für die US-Wirtschaft

Wie ich schon so oft gesagt habe: Die wahren wirtschaftlichen Probleme in der heutigen Welt - und dazu gehören auch die USA - sind miserabler Wirtschaftspolitik geschuldet. Bernanke hat deutlich gemacht, dass er dem trügerischen Grundsatz folgt, dass die US-Notenbank die Aufgabe habe, die Zinssätze zu manipulieren. Da gibt es auch noch einen Herrn Charles Plosser, Präsident der Notenbank von Philadelphia, der sagte, dass Bernankes "aggressive Zinssenkungen" den US-Wachstumstrend bis zum Jahr 2009 auf 2,7% treiben werden. Er erklärt jedoch auch: "[W]enn uns eine Sache in die Rezession treiben kann, dann stellt der Immobilienmarkt hierbei das größte Risiko dar."

Also warum ist Plosser vergleichsweise so sicher, dass seine Wachstumszahlen stimmen? Ein Grund könnte die Tatsache sein, dass der Richtsatz der US-Notenbank jetzt unter dem 10-Jahres-Satz für Bonds liegt. Das heißt, dass die Ertragskurve in Positive abgedreht ist. Man muss hierbei hervorheben, dass der Zins der wichtigste Preis in der Wirtschaft ist. Es gibt nicht einen einzigen Produktionsfaktor, der frei von seinem Einfluss ist. Er ist sozusagen das Mittel, mit dem das Angebot an Kapital mit der Nachfrage an Kapital abgeglichen werden kann, worauf das Kapital dann über Zeit zugeteilt wird.

Wie jeder andere Preis, ist der Zins ein Phänomen des Marktes. Wenn man jetzt Plosser oder Bernanke vorschlagen würde, sie sollten doch versuchen, die Preise für Häuser, Autos oder Fernseher zu bestimmen, dann würde man von ihnen einfach ausgelacht werden. Dennoch glauben dieselben fachkundigen Männer, dass sie den Preis von Zeit kontrollieren könnten - also das, was wir auch gemeinhin Zins nennen. In einer bahnbrechenden Arbeit schrieb Knut Wicksell 1898:

"Es ist wichtig, anzumerken, dass der langfristige Zinssatz (der Bond-Zinssatz) immer auch relative eng an den kurzfristigen Zinssatz gebunden sein muss (der Banken-Zinssatz) - auf jeden Fall muss eine Verbindung zwischen ihnen bestehen bleiben. Der langfristige Satz kann unmöglich viel höher liegen, als der kurzfristige Satz, da ansonsten Unternehmer ihr Geschäft über Bankkredite laufen lassen würden - dies ist normalerweise auch machbar, jedenfalls auf indirektem Wege. Genauso wenig kann er unter den kurzfristigen Sätzen bleiben, da die meisten Kapitalisten es ansonsten vorziehen würden, ihr Geld auf der Bank zu lassen..." (Knut Wicksell, Interest and Prices, Sentry Press New York, 1936, S. 75)*

Wicksell hatte voll und ganz Recht. Er hat vollauf verstanden, dass die erzwungene Senkung der Zinssätze unter ihren Marktsatz, falsche Signale an Konsumenten sowie Produzenten aussenden würde. Dass diese scheußliche Einmischung bei Geschäftsleuten und Konsumenten zu Ausgabeentscheidungen führt, die eigentlich unhaltbar sind, scheint jenseits des Horizonts der Zentralbanker zu liegen. Verführt durch die künstlich niedrigen Zinssätze machen Geschäftsleute unprofitable Investitionsentscheidungen, weil sie glauben, dass die Nachfrage nach Kapitalgütern steigen wird. Die Konsumenten werden ihrerseits auch hinters Licht geführt, was solche Gebrauchsgüter wie Häuser und Autos betrifft.

In meinen letzten Artikeln habe ich erklärt, wie eine Zinssatzsenkung von 4% auf 3% zu einer massiven Nachfragesteigerung nach Kredit führen kann. Wenn zum Beispiel die Summe, die sich ein Paar maximal für ein Haus leihen könnte bei 300.000 $ mit einem Zinssatz von 4% läge und die US-Notenbank dann den Satz auf 3% absenkte, so würde dies das mögliche Kreditvolumen auf 400.000 $ anheben. Dasselbe kommt auch bei Autos zum Tragen, weil die großen Ausgaben der Konsumenten, die Konsumgüter, in gewisser Hinsicht mit sehr langlebigen Kapitalgütern zu vergleichen sind.

Damit die Zinssenkungen auch ihre Auswirkungen haben können, müssen die potentiellen Kreditnehmer selbstverständlich auch mit einiger Sicherheit davon ausgehen können, dass die Sätze niedrig bleiben werden, zumindest für einige Zeit. Dies führt uns wieder zu Plossers Ansichten, dass der "Immobilienmarkt das größte Risiko" ist, dem die US-Wirtschaft ausgesetzt ist. Aber wie wir eben gesehen haben, hängen die Nachfrageveränderungen für Immobilien direkt mit der Manipulation der Zinssätze durch die US-Notenbank zusammen. Da aber Bernanke, Plosser und andere leitende Mitarbeiter der US-Notenbank eben dies nicht erkennen können, heißt nur, dass die US-Notenbank selbst das größte Risiko für die Wirtschaft ist.

Bernanke wurde beschuldigt, die Implementierung der "Stop-and-Go-Politik" Greenspans weiter voranzutreiben. Was diese Kritiker nicht verstanden haben, dass dieses "Stop-and-Go", wie es im Großbritannien der 50er Jahre genannt wurde, die Folge monetärer Manipulation ist. Zinssatzsenkung stimuliert Kreditexpansion, die wiederum zu Problemen in den Zahlungsbilanzen und zur "Überhitzung" führt, an diesem Punkt werden die monetären Bremsen wieder angezogen. Die Kritiker haben dahingehend Recht, dass diese Politik langfristige Investitionsplanungen stört und unterläuft. Aber eben dieselben Kritiker glauben auch, dass die Durchsetzung von Geldpolitik zur Stabilisierung der Preisniveaus die notwenige Umgebung für unternehmerische Investitionen bereitet. Sie sind blind für die Tatsache, dass solche Stabilisierungsmaßnahmen schon an sich inflationär wirken.

Die US-Notenbank scheint davon auszugehen, dass sie mit der richtigen Geldpolitik, die allgemeine Nachfrage nach Kredit erfolgreich lenken kann. Für die US-Notenbank gibt es nur dann Probleme, wenn die Gesamtnachfrage das Angebot übersteigt. Aber das heißt eigentlich nur, dass die monetäre Nachfrage schneller gestiegen ist, als der Output. Monetaristen behaupten, dass das Halten des Gleichgewichts zwischen monetärer Nachfrage und Output die Preise - hier sind die Konsumgüterpreise gemeint – stabil hält. Die "Angebots-Fraktion" hebt die Notwendigkeit von Steuersenkungen hervor, um den gesamten Output zu steigern, wobei jene jedoch nicht zu bemerken scheinen, dass (wie schon die klassischen Ökonomen richtigerweise feststellten) die Angebotsseite die Nachfrage konstituiert. Was den Mainstream-Ökonomen abhanden gekommen ist, ist das Verständnis für die Tatsache, dass diese ökonomische Identität eben durch jene Art der Geldpolitik schwer gestört wurde, die durch die Monetaristen und die Angebots-Fraktion wohlmeinend unterstützt wird. Wie immer ist das Endresultat eine Rezession.

*Wicksell war sich offenbar gar nicht bewusst, dass Henry Thornton in seinem An Enquiry into the Nature and Effects of the Paper Credit of Great Britain (1802) zu demselben Schluss gekommen ist.


© Gerard Jackson
10. Februar 2008
BrookesNews.Com