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Schlimmste Krise seit der Großen Depression

Barbara Herbst und Eva Haslinger
Vorerst gibt es einmal Entwarnung an den internationalen Börsen. Die Frage ist aber, wie nachhaltig diese Erholung ist. Denn die Finanzmärkte haben sich in den vergangenen Monaten praktisch durch nichts beruhigen lassen; weder durch die milliardenschweren Geldspritzen der Notenbanken noch durch die massiven Zinssenkungen der US-Notenbank FED. Nach der Fast-Pleite der US-Investmentbank Bear Stearns, die durch einen Notverkauf gerettet wurde, traut sich kein Experte aus der Deckung. Welche Bank könnte es noch erwischt haben, welche Bank hat noch ein Millionengrab namens faule Kredite in den Büchern? Neben Banken sind ja auch Versicherer, Hedgefonds und Pensionskassen betroffen.

"Schlimmste Krise seit der großen Depression"
Die Probleme auf dem Kreditmarkt und die Immobilienkrise werden voraussichtlich noch "über die nächsten Quartale" die US-Konjunktur belasten. Gewissheit wird es erst im Frühjahr 2009 geben. Dann nämlich, wenn die Bilanzen für das Jahr 2008 veröffentlicht werden. Was jetzt abschätzbar ist, ist das Ausmaß der Krise. Da spricht etwa Nobelpreisträger Joseph Stiglitz von der schlimmsten Krise seit der großen Depression der 30er Jahre. (Stiglitz hat US-Präsident Bill Clinton beraten) Er sieht auch diese sechste Zinssenkung innerhalb eines halben Jahres wird nicht so euphorisch, wie die Finanzmärkte. "Die Zinssenkung wird die Blutung ein bisschen aufhalten, aber sie geht nicht auf die grundlegenden Probleme ein, die zum Zusammenbruch des Finanzsektors führen". Er warf der US-Notenbank Misswirtschaft vor. Sie hätte die riskante Kreditvergabe zahlreicher Banken verhindern können, meinte Stiglitz.

Wie bei geplatzter Internetblase
Dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Zinsen so massiv senkt, kennt man aus Europa nicht. Die amerikanische Notenbank hat die Leitzinsen jetzt zum sechsten Mal hintereinander gesenkt. Die Entwicklung derzeit erinnert an das Jahr 2001, als die Fed die Zinsen um 4,75 Punkte auf 1,00 Prozent herunterdrosselte. Die US-Notenbank reagierte damit damals auf das Platzen der Internet-Blase. Kritiker meinen heute, dass der damalige Fed-Chef Alan Greenspan damit erst die jetzige Immobilien-Blase ermöglicht habe.

Auch schon bis zu 19 Prozent
So kräftige Zinsschritte haben in den USA in Finanzkrisen lange Tradition. 1980, als die Rentenmärkte weltweit ihren Tiefpunkt erreichten, hat der damalige US-Notenbankpräsident Paul Volcker eine Hochzinsphase eingeleitet und den Leitzinssatz bis auf 19 Prozent angehoben. Das war - so sagen Ökonomen - dann der Auslöser für die schwere Doppelrezession von 1980/82. Verglichen dazu entwickelt sich der Euro-Leitzins äußerst stabil. Die Europäische Zentralbank hat anders als die Fed in erster Linie die Preisstabilität im Blickpunkt. Seit Juni vergangenen Jahres liegt der EZB-Leitzins unverändert bei 4,00 Prozent.

Ganze Volkswirtschaft verloren
Im Juli 2007 hat US-Notenbankchef Ben Bernanke die Verluste durch Fehlspekulationen am Finanzmarkt mit 50 bis 100 Milliarden Dollar beziffert. Doch diese Zahl hält schon lange nicht mehr. Erst vor zwei Tagen hat der Direktor des Internationalen währungsfonds, Anoop Singh, den achtfachen Schaden angenommen. Seiner Ansicht nach werden die Verluste für das globale Finanzsystem bei 800 Milliarden Dollar liegen. Und das ist wie gesagt eine Schätzung. An den Weltbörsen haben sich in fünf Monaten 5,5 Billionen Euro in Luft aufgelöst, rechnet das Wirtschaftsblatt heute vor. Allein die Banken haben mehr als eine Billion an Wert verloren. Anleger haben somit innerhalb von nicht einmal einem halben Jahr 5.550 Milliarden Euro verloren. Das ist fast das doppelte BIP von Japan, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Kann sich der Markt noch selbst heilen?
Die Finanzmärkte stehen unter beträchtlichem Stress, sagt die US-Notenbank. Das sieht man am Beispiel der Ho-Ruck-Rettungs-Aktion, durch die der völlige Absturz einer der größten US-Investmentbanken der USA, Bear Stearns, verhindert werden konnte. In der Finanzbranche werden Rufe nach Hilfe aus der Politik laut. "Ich glaube nicht mehr an die Selbstheilungskraft der Märkte", sagt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Er forderte ein gemeinsames Vorgehen der Notenbanken, Regierungen und Anleger. Der deutsche Bundesbankpräsident Axel Weber widerspricht Ackermann. "Bei der Überwachung und Lösung der eigenen Schwierigkeiten sind zunächst einmal die Banken selbst gefordert", sagt Weber. Der deutsche Notenbanker setzt stattdessen auf mehr Transparenz in der Branche. "Alle Finanzmarktteilnehmer sind aufgefordert, zeitnah über ihre Risiken zu informieren." Das gegenwärtige Misstrauen sei "nur durch Offenlegung des Wertberichtigungsbedarfs zu beseitigen".

Quelle: http://oe1.orf.at