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Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!

Dienstag, 27. September 2011, 05:46
von Miriam Kraus
"Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!" - ich weiß, Michail Gorbatschow hat diesen Satz öffentlich so nie gesagt. Doch ich habe diesen Satz sehr oft gehört - er ist nämlich eines der Lieblingszitate meines Opas. Allerdings in der Bedeutung der Worte, welche Gorbatschow tatsächlich öffentlich geäußert hat: "Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren!" Oder in der freien Interpretation der "Kraus'schen Familie": "Bleib wachsam, erkenne die Realität und handle entsprechend!".

Warum ich Ihnen davon erzähle? Nun, vor allem deshalb, weil ich mir wünschen würde, die europäischen Politiker hätten ebenfalls von Gorbatschow und meinem Opa lernen dürfen. Dann wüssten sie jetzt vielleicht auch, dass die Realität sie inzwischen schon längst überholt hat.

EFSF ist schon längst "out"

Politik ist ein schnelllebiges Geschäft - offenbar zu schnell für unsere Politiker, die sich mit ihren Handlungen so viel Zeit lassen, dass sie den Euro vermutlich erst dann aufgeben, wenn der Kollaps der Eurozone bereits sein 10-jähriges Jubiläum feiert. ;-)

Nein ganz im Ernst, wie realitätsfern muss man eigentlich sein, um zu bemerken, dass die Themen, welche man zur Lösung der größten Krise seit Bestehen der Eurozone anbietet, bereits so ein alter Hut sind, dass im Höchstfall noch der eine oder andere gewillt ist, zu gähnen?

Angie versucht uns damit zu beruhigen, dass Bundestag und Bundesrat am Donnerstag und Freitag auf jeden Fall für die Ausweitung des EFSF stimmen werden. Toll! Abgesehen davon, dass wir von dieser Ausweitung bereits seit Juli wissen, reichen auch insgesamt 750 Milliarden Euro nicht aus, um die halbe Eurozone zu "retten". (wobei das Wort "retten" sowieso das falsche Wort ist, denn die ständigen Transferzahlungen verändern die grundlegenden Probleme der angeschlagenen Volkswirtschaften auch nicht...). Oder anders gesagt: auch wenn Deutschlands Volksvertreter diese Woche für die Ausweitung stimmen, rettet das die Eurozone noch lange nicht....

Ich fühle mich auch nicht sonderlich beruhigt, wenn die Kanzlerin andeutet, dass man über Griechenland ja nochmal nachdenken könnte, falls die Troika den Griechen bescheinigen sollte, dass sie es nicht schaffen werden. Da frage ich mich, warum man nicht jetzt schon darüber nachdenkt, denn augenscheinlich schaffen sie es ja nicht. Aber vermutlich wird die Troika dann doch nicht so destruktiv vorgehen und uns stattdessen versichern: die schaffen's schon noch!

Und dann der ESM, dieses ach so großartige, dauerhafte und vollkommen visionäre Vehikel. Mit dem, so die Kanzlerin, können wir dann ja endlich ein paar Staaten pleite gehen lassen. Allerdings ist der ESM noch weit entfernt von der Realität - ab 2013 soll er kommen heißt es, aber drüber reden, will man dann doch erst nächstes Jahr. Bei dem Tempo, das unsere Politiker einschlagen, würde ich im Moment also noch nicht so früh mit dem Super-Duper-Hyper-Rettungsfonds rechnen.

Na ja, der springende Punkt ist: weder das Gequatsche vom ESM, noch die fröhliche Abstimmung über den EFSF ändern irgend etwas. Und leider wissen das auch die Märkte...die sind nämlich, wie meistens, unseren Politikern schon 2 Schritte voraus.

Auch das stärkste Kettenglied kann brechen

Mit Regierungskrisen ist kein Blumentopf zu gewinnen

Aber ich will ja auch nicht ungerecht sein, oder gar den Eindruck erwecken, ich wollte lediglich die deutsche Politik angreifen. Das liegt mir fern, denn die deutsche Politik befindet sich in Europa ja in bester zögerlicher, handlungsunfähiger und überhaupt chaotischer Gesellschaft.

Über die Griechen will ich gar nicht sprechen, da weiß sowieso niemand mehr, ob hinter der Regierung auch noch jemand anderer steht, als die Kanzlerin. Na ja, die griechischen Streiker jedenfalls nicht, aber die wissen ja selbst nicht, wohin sie eigentlich wollen.

Aber auch bei den Spaniern sieht es ja nicht gerade rosig aus - Zapatero hat jetzt, wie geplant, das Parlament aufgelöst und für November Neuwahlen angekündigt. Na, Prost Mahlzeit, eine handfeste Regierungskrise, mitten in der größten Eurozonenkrise, ist genau das, was wir jetzt unbedingt auch noch brauchen...

Aber wir müssen ja noch nicht einmal so weit in den Süden fahren, um zu sehen, dass es auch noch an anderen Orten gewaltig rappelt im Karton. In der Slowakei wird die Regierung keine Mehrheit haben, für die Ausweitung des EFSF. Regierungschefin Radicova will deshalb im Oktober die Vertrauensfrage stellen.

Und auch im hohen Norden geht's alles andere als Euro-solidarisch zu. Die Regierung um den Konservativen Katainen ist jetzt schon nicht in der Lage sich als wirklich handlungsfähig zu präsentieren, musste den sozialdemokratischen Koalitionspartnern und den starken Oppositionellen der "Wahren Finnen" schon mit den Forderungen nach Sicherheitsgarantien für Hilfszahlungen, entgegen kommen.

Und schließlich hat es am Wochenende auch noch Angies wichtigsten Verbündeten im Euro-Krieg getroffen. Die Franzosen haben Nic (Sarkozy) und seiner Regierungspartei UMP bei den Senatswahlen am Wochenende die Quittung für die Sparpläne verpasst. Doch, was wird Angie sagen, wenn Nic die Schuldenbremse in Frankreich nicht einführen kann?!

Sie verstehen sicher, dass ich bei so viel Chaos einfach nicht mehr ruhig bleiben kann.

Natürlich war Europa noch nie ein wirklich homogener Raum und schon gar nicht die Eurozone. Doch, wenn so viele nationale Interessen auseinander driften, in einer Zeit, in der es mehr denn je darauf ankäme, Zusammenhalt, Gemeinsamkeit und Stärke zu demonstrieren, schwinden meine Hoffnungen auf ein handlungsfähiges Europa wie Eis in der Sonne.

So mag die Politik winzigster Schritte zwar teilweise den 17 nationalen Interessen gerecht werden, aber niemals einem vereinten Europa. Sicher, da rächt sich jetzt, was zusammenwachsen musste, obwohl es noch nicht zusammen gehört, aber abgesehen davon, bleibt mir am Ende ja doch nichts anderes als die Hoffnung darauf, dass Europas Politiker (und zwar allesamt) nicht noch länger die akute Brisanz der aktuellen Lage verkennen und der Realität mit Pflastern hinterher hinken, wo doch die Wunde längst hätte genäht werden müssen.

Auch das stärkte Kettenglied kann brechen

Mal ganz abgesehen davon, dass uns auch die Pflaster teuer zu stehen kommen könnten. Zumindest macht sich S&P jetzt ganz explizit Sorgen um....uns!!! Ich meine damit Sie, liebe Mit-Deutsche und mich. S&P ist nämlich der Meinung, dass eine Aufstockung des EFSF uns unter Umständen über den Kopf steigt und damit unsere Kreditwürdigkeit gefährdet - womit die Heinis leider der Realität näher kommen, als die Politik.

Wenn Sie schon länger Rohstoff Daily lesen, dann wissen Sie, dass ich von den Transferzahlungen nichts halte. In erster Linie, weil sie nichts bewirken, aber auch, weil die stärkste Volkswirtschaft Europas nicht gerade wenige Schulden hat.

Ganz ehrlich, ich hatte ja gehofft, dass Deutschland noch länger unter dem Radarschirm durchfliegen kann (und auch weiterhin von niemandem im Zusammenhang mit möglichen Problemen erwähnt wird) - denn der springende Punkt ist: die Kreditwürdigkeit eines Landes gerät nicht zwangsläufig deshalb ins Wanken, weil das Land hohe Schulden hat, sondern dann, wenn das Land auf dem Radarschirm erscheint und der langsame (manchmal auch schnelle) Abbau des Vertrauens einsetzt.

Natürlich heißt das nicht, dass Deutschlands Top-Bonität gleich morgen in Gefahr ist, aber bleiben wir realistisch: was wir uns nicht leisten können, ist ein Vertrauensverlust!! Doch sollte S&P heute tatsächlich den Grundstein für diesen gelegt haben, dann ist das der Anfang vom Ende der Zone in ihrer jetzigen Form - was immer dann auch kommen mag.

So long liebe Leser....ich mache S&P keinen Vorwurf, denn die Realität ist eben mittlerweile diese: wir befinden uns in einer Zeit, in der das generelle Vertrauen in die Staaten nachlässt (was natürlich selbstzerstörerisch wirkt, weil die Staaten zugleich die Vertrauenshorte letzter Instanz sind)....aber vielleicht will S&P den Politikern auch nur eine Botschaft zukommen lassen: vergesst die Transferzahlungen und entscheidet euch endlich, wie die Zukunft eurer Zone tatsächlich aussehen soll...hoffen wir nur, dass die Euro-Politiker nicht ebenso zu spät kommen, wie die Ami-Politiker...denn sonst bestraft uns alle am Ende das Leben....machen Sie sich trotzdem einen schönen Abend (schließlich ist der DAX heute ja auch mal gestiegen ;-)) und erholen Sie sich gut, denn die nächsten Tage könnten vielleicht doch noch spannend werden...ich freue mich auf jeden Fall, wenn wir uns morgen in alter Frische wiederlesen...liebe Grüße...

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » http://www.investor-verlag.de