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Misstrauen in Währungen, Vertrauen in Gold

Samstag, 09. Juli 2011, 07:52
So nervös wie am vergangenen Donnerstag war EZB-Chef Jean-Claude Trichet schon lange nicht mehr. Er lamentierte, machte den anwesenden Journalisten Vorwürfe, fuhr ein ums andere Mal aus der Haut und verteidigte den Kauf maroder Staatsanleihen. Den Rest konnten Sie den Medien entnehmen: Leitzinserhöhung wie erwartet, Wiederholung im Herbst möglich. Die Marktteilnehmer reagierten so, wie es dem obersten europäischen Geldwächter gar nicht passen konnte, nämlich ohne seine Aussagen zu würdigen. Das heißt, was auch immer die EZB in Zukunft beschließt, sie wird bis auf Weiteres kaum noch für voll genommen.
Wenn sogar die auf eine ausgewogene Berichterstattung bedachte Börsen-Zeitung Kritiker zitiert, die die EZB „als involvierte Bad Bank“ ansehen, besteht Anlass, ein wenig hinter deren Kulissen zu blicken – und da tun sich Abgründe auf. Bad Bank bedeutet ja nichts anderes, als dass risikoreiche Anlagen ihre Bilanz verunzieren. Über deren aktuellen Umfang kann man streiten, solange die EZB sogar portugiesische, griechische und irische Anleihen für kaufwürdig hält. Nicht streiten lässt sich dagegen über die Höhe des EZB-Engagements (Kredite und Staatsanleihen) in den sog. PIIGS-Staaten (Portugal, Irland, Italien, Griechenland, Spanien). Nach der letztverfügbaren Statistik geht es hier um annähernd 450 Milliarden Euro.
Diese Zahl mag, für sich genommen, in Anbetracht der ganzen Milliarden-Rettungsaktionen noch nicht so viel Aussagekraft besitzen. Aber wenn man sie im Verhältnis zu den Aktiva der EZB-Bilanz (1,9 Billionen Euro) betrachtet, kann es einem schon eiskalt den Rücken herunterlaufen: 23,7 Prozent. Eine Geschäftsbank würde darüber pleite gehen. Dagegen bleibt der EZB, wie jeder anderen Notenbank auch, ein solches Schicksal erspart. Denn sie kann ja, symbolisch formuliert, in Abstimmung mit den Euro-Ländern und zu deren Lasten Geld drucken – was am Ende zwangsläufig zur Inflation führen muss.
Bevor ich mich diesem Thema widme, hier noch zwei Schmankerl aus der Welt des großen Geldes, die verdeutlichen, dass es kaum Alternativen zum Weiter-so gibt. Da antwortete doch tatsächlich EZB-Direktoriumsmitglied Jürgen Stark am 25. Juni der FAZ auf die Frage, ob er eine Chance sehe, dass Griechenland pünktlich und vollständig Zinsen und Tilgung für die aufgehäuften Schulden zahle: „Das ist die Arbeitshypothese.“ Bei dieser Antwort fiel mir schlagartig das Beispiel von den drei Schiffbrüchigen ein, die auf einer Insel gestrandet waren und eine Konservendose öffnen wollten, ohne einen Dosenöffner zu besitzen. Der erste, ein Physiker, wollte das Dosenblech mit gebündelten Sonnenstrahlen zum Schmelzen bringen. Der zweite, ein Geologe, plädierte dafür, mit Steinen auf die Dose einzuschlagen. Der dritte schließlich, ein Volkswirt, begann zu argumentieren: „Angenommen, wir haben einen Dosenöffner.“
Nimmt man EZB-Chef Trichet mit seinen Anmerkungen zur Bonität Portugals beim Wort, setzt er sich offenbar über die jüngste Ramschniveau-Note von Seiten der Ratingagentur Moody's hinweg. Seine diesbezüglichen Andeutungen haben am vergangenen Donnerstag unter den Journalisten einiges Erstaunen hervorgerufen. Dabei hat Bundesbank-Vorstand Joachim Nagel schon am 29. Juni in einem Interview der Süddeutschen Zeitung behauptet: „Wir verlassen uns nicht auf Ratings der Agenturen.“ Und das in Bezug auf ABS-Papiere (Asset Backed Securities), von denen allzu viele Ramschniveau haben dürften. Sind Ratingagenturen also überflüssig? Sicher nicht, denn weder die EZB noch die Bundesbank oder sonst eine Institution verfügt über ein so umfangreiches Instrumentarium wie Moody's, Standard & Poor's oder Fitch. Doch dieses Oligopol kann als Brandbeschleuniger gefährlich werden; und seine positiven Ratings vor Ausbruch der Finanzkrise 2008 waren nicht gerade Meisterleistungen.
Die Argumente der EZB für die geringfügige Anhebung des Leitzinses drehen sich um die Bekämpfung der Inflation und die Eindämmung der Spekulation. Das scheint, rein äußerlich betrachtet, plausibel zu sein. Doch warum sollen die Preise von Lebensmitteln, Strom, Sprit usw. ausgerechnet wegen einer Leitzinserhöhung von 1,25 auf 1,50 Prozent nicht mehr so stark steigen wie bisher? Zumal die Inflationsrate im Euro-Raum schon bei 2,7 Prozent angelangt ist und bereits Eigendynamik entwickelt hat. Würde die EZB den Leitzins jetzt allerdings auf 2,5 oder sogar 3 Prozent anheben, um die Inflation einzudämmen, käme es unweigerlich zu einem Crash an den Finanzmärkten.
Was die Eindämmung der Spekulation betrifft, handelt es sich wohl eher um ein Lippenbekenntnis. Denn die EZB hat – ebenso wie ihre Schwester Fed in den USA – mit billigem Geld nicht nur dem Inflationsvirus zur Ausbreitung verholfen, sondern auch die Spekulation angeheizt. Die Folge: nicht mehr tot zu kriegende Inflationserwartungen und spekulativ angeheizte, zum Teil stark schwankende Preise von fast allem, womit gehandelt wird. Es ist illusorisch, anzunehmen, diese Entwicklung könnte gestoppt werden, solange die Euro-Länder - wie auch die USA - ihre Schuldenprobleme haben und weit davon entfernt sind, sie zu lösen.
In dieser Phase steht das Gold – und mit ihm das Silber – vor einem neuen Aufschwung. Die Preise beider Edelmetalle mögen ja noch einige Wochen Anlauf nehmen, um nachhaltig über ihre bisherigen Höchststände zu klettern, aber niemand wird sie daran hindern. Als aktuelles Indiz können Sie übrigens die Netto-Goldkäufe der Notenbanken ansehen.
Welche Rolle spielt Gold in der kommenden Weltwährungsordnung? Um die Frage abschließend zu beantworten, muss man erst einmal festhalten, dass der bisherige wie auch der demnächst zu erwartende Preisaufschwung des Goldes nur wenig mit einer solchen Ordnung zu tun hat, sondern auf die auch hier schon häufig genannten Faktoren zurückgeht, wie Dehedging und Produktionsengpässe der Minen, Begrenzung der Notenbankverkäufe, Nachfrage aus Asien u.a.
Ansonsten ist zu konstatieren, dass gerade die goldaffinen Schwellenländer unter Führung Chinas trotz erheblicher Goldkäufe immer noch nicht annähernd so hohe Goldanteile an ihren Währungsreserven haben wie etwa die USA, Deutschland, Frankreich oder Italien, ja sogar Portugal und Griechenland. Daraus folgt: Da eine neue Währungsordnung ohne China und andere Schwellenländer wegen deren Bedeutung für die Weltkonjunktur praktisch ausgeschlossen ist, diese Länder aber immer noch über nur geringe Anteile von Gold an ihren Währungsreserven verfügen, müssten sie das Edelmetall erst in noch größerem Umfang als bisher kaufen.
Das ist durchaus ein positives Argument für Gold, auch wenn es zurzeit nicht die dominierende Rolle spielt. Dominant ist und bleibt erst einmal das Thema Schulden. Das bedeutet: Solange Europa und die USA ihre Schuldenprobleme wie bisher nur vor sich her schieben, bleibt das Misstrauen in ihre Währungen erhalten. Und da ein Ende dieser Entwicklung nicht abzusehen ist, bleibt in umgekehrter Betrachtungsweise das Vertrauen in Gold erhalten.

Manfred Gburek, 8. Juli 2011

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu