StartseiteAllgemeinesBeständeAnlageAnalysenNewsWissenAutorenChartsHandelForum

News:

News zu Silber

News zu Edelmetallen

News zu Minen

News zu Wirtschaft

News zu Währungen

News zu Edelmetallen:

Edelmetallnews 2008

Edelmetallnews 2009

Edelmetallnews 2010

Edelmetallnews 2011

Allgemein:

Startseite

News (RSS)

News-Select (RSS)

Link´s

Sitemap

Kontakt

Disclaimer

Was Dollar und Anleihen über Gold und Silber verraten

Freitag, 22. April 2011, 08:35
Kaum hatte der Goldpreis die Hürde von 1500 Dollar genommen, überschlugen sich einige Kommentatoren mit Bemerkungen von der Sorte, wie psychologisch wichtig das doch sei. Wirklich? Eher nicht, denn die jüngste Preisbewegung ging schleichend und in leichten Schüben vonstatten, so, als würden potente Käuferkreise gezielt à la hausse spekulieren, ohne dem Preis mit aller Macht hinterherlaufen zu wollen oder zu müssen.
Psychologische Momente gibt es an Börsen in der Regel immer dann, wenn 1. eine Kaufpanik ausbricht oder wenn 2. das Gegenteil stattfindet, also eine Verkaufspanik, oder wenn 3. ein überraschendes Ereignis eintritt, in der modernen Börsianersprache auch „Schwarzer Schwan“ genannt (Beispiele: Crash 1987, Lehman-Pleite 2008, Griechenland-Krise 2010). Wie man inzwischen von Letzterer weiß, war sie – wenigstens zum Teil – künstlich erzeugt worden.
Kauf- und Verkaufspaniken markieren üblicherweise das Ende von Trends, während überraschende Ereignisse Trends fast immer nur unterbrechen, mal mehr, wie im Herbst 2008, mal weniger, wie aus Anlass der Griechenland-Krise vor einem Jahr. Nun mag der eine oder andere Leser der Meinung sein, der Absturz der Aktienkurse am 19. Oktober 1987 und dann im Gefolge der Lehman-Pleite vom 15. September 2008 die bangen Monate danach – hier begleitet vom Rückschlag der Edelmetall- und Rohstoffpreise – das alles sei mehr als eine Unterbrechung gewesen, nämlich zumindest im Herbst/Winter 2008/09 das Ende des Abwärtstrends, der 2007 begonnen hatte. Diese Meinung kann man vertreten, wenn es um einen Teil der Aktien geht, nicht dagegen im Hinblick auf alle Aktien und erst recht nicht, wenn man auf die Edelmetall- und Rohstoffpreise zurückblickt. Schließlich war die internationale Geldschwemme schon vor der Lehman-Pleite da, und sie kam danach sintflutartig daher.
Wie ist der Warnschuss einzuordnen, den die Ratingagentur Standard &Poor's in Richtung Washington abgegeben hat (Gefahr, dass die USA ihr AAA-Rating verlieren könnten)? Auf jeden Fall ist er ernst zu nehmen, und zwar umso mehr, als er nur etwas bestätigt, was alle relevanten Marktteilnehmer längst wissen: Dass die USA hoffnungslos überschuldet sind. Der aktuell sehr schwache Dollar spricht ja Bände.
Die Märkte haben jedoch zu Recht per Saldo verhalten reagiert, sieht man von dem einen oder anderen kräftigen Aktienkursrückgang in New York ab. Die Reaktion der Edelmetallpreise war geradezu klassisch: Sie stiegen, ohne nach oben zu übertreiben – schließlich hatten sie bereits vorher einen Großteil der amerikanischen Schulden eingepreist, wie es im Börsenjargon heißt.
Nach dem Überwinden der 1500-Dollar-Hürde durch das Gold und im Zuge des Silberpreises, der auf sein historisches Hoch von rund 50 Dollar aus dem Januar 1980 zustrebt, fragen viele Anleger sich jetzt natürlich nach dem inneren Wert der beiden Edelmetalle. Die richtige Antwort wird ihnen niemand geben können. Das ist allerdings auch nicht nötig. Denn solange – im übertragenden Sinn – immer mehr Dollars gedruckt werden bzw. die US-Notenbank Fed amerikanische Staatsanleihen in beliebiger Höhe aufkaufen kann, entspricht im Großen und Ganzen der jeweils aktuelle Preis der Edelmetalle ihrem innerem Wert.
Nähern wir uns dem Thema noch von einer weiteren Seite. Edelmetall- und zum Teil auch Rohstoffreise sind unter anderem das Ergebnis von Vergleichen mit anderen Anlagen, seien es Festgelder, Anleihen, Aktien, Immobilien oder sonst was. Nehmen wir als Beispiel die US-Staatsanleihen, die durch die Drohung von Standard & Poor's einen zusätzlichen Schuss vor den Bug erhalten haben. Großanleger wie die zum Allianz-Konzern gehörende Vermögensverwaltungs- und Fondsgesellschaft Pimco haben sich von ihnen getrennt. Die wichtigste Überlegung, die dahinter steckt: US-Staatsanleihen bringen entweder schon jetzt oder zumindest in absehbarer Zukunft eine negative Realverzinsung (Nominalzins minus Inflationsrate), je nachdem, welche Anleihelaufzeiten und Inflationsrate man zugrunde legt.
Das Verhalten der Großanleger wird stark von Erwartungen geprägt, und die sind im Hinblick auf US-Anleihen nicht gerade positiv. Man stelle sich nur vor, die Realverzinsung drohe über längere Zeit negativ zu werden. Dann kommen zwei Überlegungen ins Spiel: 1. Die Anleiherendite steigt. In diesem Fall werden 4 Prozent, demnächst 5, später 6 und immer mehr Prozent gegen die Inflationsrate gerechnet, und unter dem Strich kommt je nach Zahlenspiel eine positive oder bereits eine negative Realverzinsung heraus. 2. Die Anleihekurse fallen, was ja nichts anderes ist als das Spiegelbild steigender Anleiherenditen. Ziehen Großanleger nun die Kursverluste mit in Betracht, sieht die Rechnung umso schlechter für die Anleihen aus, je weniger die Differenz aus Nominalzinsen auf der einen und Kursverlusten auf der anderen Seite mit alternativen Anlagen mithalten kann.
Je länger die Laufzeiten der Anleihen und je höher die Inflationsraten, desto mehr spricht dann für alternative Anlagen. Und je sicherer diese den Anlegern erscheinen, wie etwa Gold und Silber, desto höhere Preise sind für die Edelmetalle gerechtfertigt. Wobei immer zu unterstellen ist, dass die Erwartungen der Anleger im Hinblick auf die weitere Staatsverschuldung, die kommende Inflation und die Sicherheit alternativer Anlagen in ihre Dispositionen ebenso eingehen wie die aktuellen Fakten.
Noch ein wichtiger Punkt: Bei steigenden Anleiherenditen kann man davon ausgehen, dass sie nur auf dem Papier stehen, nichts anderes sind als Zahlenspiele und dass eine Abwertung der Anleihen über Nacht ihre Renditen wieder auf ein normales Niveau bringen wird. Typisches aktuelles Beispiel dafür: Griechenland-Anleihen. Im Übrigen haben Argentinien-Anleihen zu Beginn dieses Jahrzehnts vorgezeichnet, wohin die Reise geht: im schlimmsten Fall bis zum Totalverlust. Als Trost für alle Besitzer von Griechenland-Anleihen: Ganz so schlimm dürfte es sie nicht erwischen, denn im Zweifel wird eine Mischung aus Hilfsgeldern der anderen Euro-Länder (vorrangig Deutschland) und griechischen Sparmaßnahmen unter Auflagen aus Brüssel die Verluste auf einen mittleren zweistelligen Prozentbereich begrenzen – was indes schon schlimm genug ist.
Mein heutiger Ausflug in die Welt der Anleihen hat, was aus den hier angestellten Überlegungen hervorgehen sollte, mehr mit den sogenannten zinslosen Edelmetallen Gold und Silber zu tun, als auf Anhieb zu vermuten wäre. Oder um den Zusammenhang von noch einer Seite zu betrachten: lieber eine Realverzinsung von Null mit Edelmetallen als eine negative mit Anleihen, verbunden mit der Erwartung, dass bei Anleihen am Ende fast ein Totalverlust herauskommen kann. So gesehen, sollten Sie sich über die schleichende Aufwärtsbewegung des Gold- und des Silberpreises freuen, vorausgesetzt, sie haben sich reichlich mit den beiden Edelmetallen eingedeckt. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein besonders schönes Osterfest!

Manfred Gburek, 21. April 2011

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu