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Gold „bis zur Unterkante Oberlippe“

Die gute Nachricht: Jede(r) darf in Deutschland die eigene Meinung frei äußern. Die schlechte Nachricht: Das ist reine Theorie; denn immer häufiger müssen Journalisten aus Rücksicht auf Politiker, Lobbyisten, Banker, Informanten, Vorgesetzte, Auftraggeber u.a. mit der Veröffentlichung der Ergebnisse ihrer Recherchen und mit der Zuspitzung ihrer Kommentare hinterm Berg halten.
Aber sind die millionenfachen Meinungsäußerungen im Internet nicht der Beweis des Gegenteils? Wie man's nimmt: Zum einen müssen Journalisten sich auch hier mit ihren Aussagen allzu oft bedeckt halten, wenn ihre Auftraggeber das so wollen. Und zum anderen ist es für fast alle von uns so gut wie unmöglich, wirkliche Rechercheergebnisse und pointierte Kommentare auf Anhieb von dem gigantischen Informationsmüll zu trennen, der uns im Internet täglich, ja stündlich in Hülle und Fülle serviert wird.
Wer sich – vor allem auch in Geldangelegenheiten - schlau machen will, ist auf eigene Beobachtungen und Erfahrungen angewiesen (wie an dieser Stelle immer wieder betont), kann aber auch aus Vorträgen von und Diskussionen mit Fachleuten Honig saugen. Daran musste ich wieder einmal am 8. Juni denken, als der Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VuV) seinen Jahreskongress abhielt. Der VuV hatte zwar einen langen Anlauf gebraucht, um sich zu etablieren und von den Banken abzusetzen, ist inzwischen aber sogar in deren Lager anerkannt – was ihn nicht daran hindert, Gäste einzuladen, die pointierte Kommentare - auch gegen Banken - abfeuern. Im Folgenden seien zwei von ihnen zitiert.
Einer ist Juergen B. Donges, Professor, Freidenker, früher Direktor des Instituts für Wirtschaftspolitik in Köln. „Die denken an ihre Abschreibungen“, analysiert er cool die offenbar total übertriebenen Warnungen der Banken vor einem Finanzkollaps, Warnungen, die man unschwer als prophylaktischen Hilferuf in Richtung Bundesregierung interpretieren kann, im schlimmsten Fall doch bitteschön wieder mal die Schatulle zu öffnen. „So manche deutsche Geschäftsbank ist dabei“, resümiert Donges, wenn er auf die irrsinnigen Schulden Italiens zu sprechen kommt. Was ist mit Griechenland? „Wird sein Sparprogramm nicht durchsetzen“, lautet die lakonische Antwort. Und wie werden die Probleme der Schuldnerländer gelöst? Klare Ansage: „Wir kriegen eine Europasteuer.“
Noch mehr Donges gefällig: „Die Geschäftsbanken können dort (bei der Europäischen Zentralbank) ihre Schrottpapiere abladen, die Regierungen können von dort, und sei es indirekt über den Sekundärmarkt, besser Kreditfinanzierung bekommen, als es ihnen unter Marktbedingungen möglich wäre.“ Summa summarum sieht der Professor drei Risiken: 1. die prekäre Lage der öffentlichen Finanzen, 2. das Außerkraftsetzten von zwei Kernregeln der Europäischen Währungsunion (Nichthaftung einer Regierung für die Verbindlichkeiten anderer Mitgliedstaaten des Euro-Raums und Verbot für die EZB, Schuldtitel von Regierungen zu erwerben) sowie 3. die vom Internationalen Währungsfonds angestoßene Debatte um die Anhebung des Inflationsziels auf 4 Prozent.
Einer, der die Analyse der prekären Situation mit der Geldanlage verbindet, ja von Berufs wegen verbinden muss, ist Philipp Vorndran, Anlagestratege der Vermögensverwaltung Flossbach & von Storch. Eines seiner Bonmots gipfelt in der Behauptung, die zurzeit viel diskutierte, aber noch nicht etablierte europäische Ratingagentur sei wohl wie ihre schon seit Jahrzehnten tätigen US-Konkurrenten dazu ausersehen, Schuldner in erster Linie mit der höchsten Bewertung AAA auszustatten. „Wir leben in einer Abfolge von Notoperationen“, beschreibt Vorndran die Versuche zur Rettung von Griechenland & Co. „Verbannen Sie griechische Staatsanleihen aus Ihrem Portfolio“, rät er allen, die sie zuletzt gekauft haben, wie der ehemalige Finanzminister Hans Eichel und eine Solidargemeinschaft von weiteren blauäugigen Griechenland-Rettungsversuchern.
Welche Konsequenzen sollen Anleger aus all dem ziehen? Angenommen, der Euro besteht eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft nur noch als Torso und fliegt schließlich auseinander, was laut Vorndran „nicht eine Frage des Ob, sondern eine Frage des Wann ist“. Dann, so der Anlagestratege, sei physisches Gold als Anlage „bis zur Unterkante Oberlippe“ empfehlenswert - gelagert im Ausland, zumal seine Konfiskation im Deutschland möglich sei. Darüber hinaus Aktien, die zurzeit relativ niedrig bewertet sind, von RWE und Nestlé bis Coca Cola und China Mobile, ergänzt um Unternehmens- und da speziell Wandelanleihen.
Die Sache mit dem physischen Gold im Ausland und mit der denkbaren Konfiskation ist in diesen Tagen ein Modethema, so, als habe Finanzminister Schäuble schon eine Notverordnung in der Schublade. Hier sollte man allerdings den strategischen Ansatz einer diversifizierten Vermögensverwaltung wie Flossbach & von Storch und die Belange von privaten Anlegern scharf trennen. Denn so berechtigt einerseits der Verdacht ist, der Bundesregierung werde bei passender Gelegenheit schon etwas einfallen, um Goldanleger zur Kasse zu bitten, so wichtig erscheint es, diesbezüglich die Kirche im Dorf zu lassen. Allen Gerüchten zum Trotz sind nämlich nicht so sehr die Goldbesitzer im Berliner Visier, sondern die sog. Reichen, von denen allerdings noch niemand in Berlin weiß, wie sie definiert werden sollen und ob sie überhaupt Gold besitzen. Wenn es in nächster Zeit zum Griff des Staates auf privates Gold kommen sollte, dann eher über den Umweg Abgeltungsteuer, was allerdings nur Neuanleger beträfe.
Abgesehen davon, verfolgen private Anleger mit Goldbarren und -münzen neben dem Ziel, später auf eine Reserve für unsichere Zeiten zurückgreifen zu können, auch das Ziel der Wertsteigerung auf Sicht von zwei oder drei Jahren. Im ersten Fall ist die Lagerung im Ausland dringend zu empfehlen, im zweiten Fall nicht unbedingt, sodass es der eigene Tresor auch tut. Werden Sie sich über Ihr entsprechendes Anlageziel klar, bevor Sie möglicherweise unnötige Umwege gehen und viel Geld dafür ausgeben.

Manfred Gburek, 11. Juni 2010

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu