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Der IWF hilft dem Goldpreis auf die Sprünge

Vor einer Woche habe ich an dieser Stelle vorsichtshalber schon die Folgen aufgezeigt, die sich aus der Einmischung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in die inneren Angelegenheiten der Euroländer bezüglich der Schuldenkrise Griechenlands ergeben. Wie beschrieben, werden diese Folgen wegen der eher als erwartet in Fahrt kommenden Inflation einerseits dramatisch sein, andererseits den Besitzern von Gold, von anderen Edelmetallen und von Edelmetallaktien eher Freude bereiten. Deshalb greife ich heute einige pikante Details zum Thema IWF auf. Vorab: Der IWF ist das auf einem Abkommen vom Dezember 1945 beruhende, im März 1947 mit der Arbeit gestartete, im Lauf der Jahrzehnte immer weiter aufgeblähte bürokratische Monster mit Sitz in Washington, das dank der von den USA stark beeinflussten Stimmrechtsverteilung unter anderem ein Instrument der amerikanischen Politik ist. Beispielsweise sind China, Südkorea und Singapur im IWF unterrepräsentiert, Ölländer wie Saudi-Arabien und Venezuela dagegen überrepräsentiert. Die Bundesbank drängt zwar ebenso wie andere immer wieder auf eine den wirtschaftlichen Verhältnissen angepasste Neuverteilung der Stimmrechte, aber diesbezüglich tut sich nichts.
Um mit einem Vergleich aus der Antike zu beginnen, der sich nach der vermeintlichen – aber nicht tatsächlichen – Bewältigung der jüngsten griechischen Schuldenkrise geradezu aufdrängt: Stellen Sie sich den IWF als Trojanisches Pferd vor. Dieses gab es gemäß antiker Überlieferung; es war aus Holz konstruiert und so groß, dass viele Krieger darin untergebracht werden konnten. Die alten Griechen hinterließen es nach der zunächst erfolglosen Belagerung Trojas listigerweise vor dessen Toren, woraufhin die Trojaner es in der Annahme, die Griechen seien abgezogen, in ihre Stadt holten. Das Ergebnis der List: Griechische Krieger entstiegen dem hölzernen Gebilde, kämpften die überraschten Trojaner nieder, und Troja fiel.
Der verstorbene Bankier Ferdinand Lips hat in seinem Buch „Die Gold-Verschwörung“ die Rolle des IWF auf originelle Weise interpretiert. Da ging es im Wesentlichen um die Erpressung der Schweiz mit unlauteren Mitteln, deren Ziel schließlich erreicht wurde, weil die Schweiz – offenbar unfreiwillig – einen großen Teil ihres Goldschatzes verkaufte. Dabei fiel ausgerechnet dem IWF eine Schlüsselrolle zu. Lips: „Der IWF behauptet zwar, für gesunde Währungsverhältnisse einzutreten. Trotzdem ist es unter den Staaten des Währungsfonds leichter, eine Währung an Schweinebäuche oder Sojabohnen zu binden als an Gold.“ Wahrscheinlich erklärt sich so auch der seltsame Umgang des IWF mit dem Edelmetall, von der Einbindung in die US-Goldpolitik während der 70er Jahre bis zum Verkauf von 200 Tonnen Gold an Indien im vergangenen Herbst.
Ein Kapitel für sich: der IWF und die Politik. Als es im Jahr 2000 galt, den IWF-Chefsessel neu zu besetzen, tauchte wie aus dem Nichts der Name des deutschen Staatssekretärs Cajo Koch-Weser auf. Doch wie ebenfalls aus dem Nichts bildete sich politisch motivierter Widerstand gegen ihn, und der heutige deutsche Bundespräsident Horst Köhler durfte Chef des IWF werden. Aktuell ist der Chefsessel mit dem Franzosen Dominique Strauss-Kahn besetzt. Aber der strebt offenbar schon ein ganz anderes Mandat an: Wie aus Washington und Paris zu hören ist, will er bei der nächsten Präsidentschaftswahl 2012 in Frankreich Nicolas Sarkozy ablösen.
Wenn es unter politischen Aspekten doch nur bei der IWF-Funktion als Durchlauferhitzer für ehrgeizige Aufsteiger bliebe. Doch weit gefehlt, der IWF hat ja noch ein anderes Mandat: Er soll die Gelder seiner Mitglieder gerecht verteilen, wenn ein Land der Hilfe bedarf. Das bekamen während der Asienkrise im Jahr 1997 gleich mehrere Länder zu spüren, allerdings anders, als sie es sich erhofft hatten: Die an die Hilfe für Südkorea, Malaysia, Thailand und andere Länder gekoppelten Auflagen zur Stabilisierung ihrer Wirtschaft waren so hart, dass zum Beispiel die koreanische Regierung die Bürger des Landes ermunterte, zur Rettung der Nation ihr privates Gold abzuliefern. Von derartiger Härte war im Herbst 2008 kaum noch etwas zu spüren, als der IWF der Ukraine großzügig half, ohne solche Auflagen zu machen wie 1997 aus Anlass der Asienkrise. Klar, die Ukraine als Nachbar Russlands ist für die USA von strategischer Bedeutung.
Verglichen mit solchen Interventionen mag der hier vor einer Woche untersuchte IWF-Vorschlag, das Inflationsziel von 2 auf 4 Prozent zu erhöhen, zwar wie eine Marginalie erscheinen. Aber daraus könnte im Fall der Realisierung mehr entstehen, nämlich auf dem Umweg über höhere Inflationserwartungen am Ende mehr Inflation. Auch ein Indiz aus jüngster Zeit spricht für die These, dass der IWF mit solchen Vorschlägen versucht, Politik – vor allem im Sinn der USA – zu machen: Da wagt er doch tatsächlich, das Wachstum der deutschen Wirtschaft für 2010 und 20111 mies zu machen, indem er es von 1,5 auf 1,2 Prozent (2010) und von 1,9 auf 1,7 Prozent (2011) senkt.
Abgesehen davon, dass solche Zahlenspiele an sich schon so albern sind, dass aus ihnen kaum Erkenntnisse gewonnen werden können, riechen sie in diesem konkreten Fall geradezu nach Manipulation. Oder wie Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank zu Recht moniert: „Die Prognose des IWF hat einen politischen Beigeschmack.“ Der besteht darin, dass der IWF mit seiner seltsamen Wachstumsprognose dafür plädiert, Deutschland möge doch endlich für mehr Wachstum sorgen. Ähnliche Töne habe ich übrigens zuletzt von einem Insider aus der Europäischen Zentralbank vernommen, der behauptete, Deutschland werde von mehreren Seiten gedrängt, den Konsum stärker anzuregen.
Noch ist das alles erst die an Worten reiche, an Taten arme Vorstufe zur neuen Weltwährungsordnung. Lange wird es allerdings nicht dabei bleiben. Denn Griechenland braucht bis Mai sehr viel Geld, das es sich mit hoch verzinsten, also teuren Anleihen besorgen muss; und der IWF hat von den Euroländern das Mandat übertragen bekommen, den Griechen zu helfen – auf seine Weise, als Trojanisches Pferd vor allem im Sinn der USA. Daraus werden zwangsläufig Verwerfungen an den Märkten erwachsen: Anleihen minderer Qualität runter, Anleihen höherer Qualität – vorausgesetzt, die Restlaufzeit ist nicht zu lang - im Zickzack, Aktien ebenfalls, Rohstoffe erst recht, Edelmetalle rauf. Was Letztere betrifft, hat die vorösterliche Woche erst einen kleinen Vorgeschmack gegeben. In diesem Sinn: Frohe Ostern!

Manfred Gburek, 2. April 2010

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu