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Die Profiteure der Angst

von Wolfgang Drechsler
Für die Edelmetalle war 2008 ein Auf und Ab. Einzig Gold hielt sich vergleichsweise gut. Das gelbe Metall gilt Anlegern in Krisenzeiten als sicherer Hafen, da es zur Absicherung gegen die Inflation dient. Experten trauen Gold, aber auch seinem kleinen Bruder Silber deshalb gegen den Börsentrend ein neuerliches Comeback zu.

KAPSTADT. Symptomatisch für den zunächst spektakulären Aufstieg und den dann noch viel heftigeren Absturz der Rohstoffe im vergangenen Jahr steht Rhodium: Das zur Platingruppe zählende Metall war noch zur Jahresmitte zunächst auf über 10 000 Dollar pro Unze geschnellt, um dann abrupt auf zeitweise unter 1 000 Dollar zu kollabieren. Wenig besser erging es Platin: Kostete das weiße Edelmetall noch Anfang Juli mehr als 2 000 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm), waren es zum Jahreswechsel 850 Dollar - ein Absturz um fast 60 Prozent.
Die einzige Ausnahme bildet Gold, das seit langem als sicherer Hafen in Krisenzeiten gilt und Anlegern vor allem zur Absicherung gegen die Inflation dient. Obwohl auch das gelbe Metall vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Horrors weit hinter seinen Möglichkeiten zurückblieb, hielt es sich vergleichsweise gut. Nachdem es die Krise um die Investmentbank Bear Sterns noch im März auf ein Allzeithoch von 1 030 Dollar je Feinunze katapultiert hatte, ging es danach weit weniger heftig als bei den anderen Metallen bergab. Zuletzt lag Gold bei 850 Dollar je Unze und damit fast genau auf dem gleichen Stand wie zu Jahresbeginn.
Nicht wenige Experten trauen Gold, aber auch seinem kleinen Bruder Silber deshalb gegen den Börsentrend ein neuerliches Comeback zu. Ein Indiz dafür findet sich darin, dass bereits jetzt viele Banken den Ausverkauf begehrter Anlagemünzen melden. Aber auch der Erwerb von Gold und Silber in Investmentbarren hält unvermindert an. Immer mehr Anleger befürchten offenbar, dass die zuletzt von den Notenbanken in den Markt gepumpten gigantischen Geldsummen mittelfristig zu einer Rückkehr der Inflation führen werden.
Wieder andere sorgen sich ganz direkt um einen Zusammenbruch der bestehenden Finanzordnung. Für viele Experten ist ein Anstieg des Goldpreises über die Marke von 1 000 Dollar pro Unze deshalb auch eine ausgemachte Sache. Besonders zuversichtlich geben sich die Analysten der Citigroup, die bis Ende 2009 sogar einen Goldpreis von bis zu 2 000 Dollar pro Unze prophezeien. Begründet wird dies damit, dass die von den Finanzexzessen ausgelösten Schäden Politiker weltweit zu bislang nie ausprobierten Schritten zwingen. Dies könnte entweder die Inflation anheizen oder aber eine deflationäre Abwärtsspirale in Gang setzen, begleitet von sozialen Unruhen, schreibt die Bank. Die Folge wäre in jedem Fall die gleiche: ein Ansturm auf Gold.
Auch ein sinkender Dollar, wie er sich nun abzeichnet, dürfte Gold schon deshalb zugute kommen, weil sich das gelbe Metall traditionell in entgegengesetzter Richtung zum Greenback entwickelt. Zudem steigt das gelbe Metall für gewöhnlich in einem Umfeld tiefer Zinsen - und genau diese scheinen weltweit das Rezept gegen eine weitere Ausbreitung der Finanzkrise zu sein. Schließlich weist eine Reihe von Eckdaten im Goldmarkt auf eine zunehmende Verknappung des gelben Metalls hin. So dürften die offiziellen Verkäufe vonseiten der Notenbanken, die rund 30 000 Tonnen Gold gehortet haben, 2009 nochmals nachlassen, wenn nicht sogar gänzlich aufhören.
Auch die Förderung in den Goldminen schrumpft wegen der hohen Kosten weltweit, vor allem in Südafrika. China hat den Produktionseinbruch am Kap weitgehend kompensiert, doch wird sein Gold nicht exportiert. Zwar drückt in Indien, dem mit Abstand wichtigsten Käuferland, die schwache Rupie die Nachfrage und bremst so den Weltmarkt. Dennoch rechnen viele Experte, etwa die von Credit Suisse, mittelfristig mit steigendem Goldbedarf.
Weniger günstig bewerten viele Experten die kurzfristigen Aussichten bei Platin. Denn anders als bei Gold, wo nicht einmal zehn Prozent der Nachfrage aus der Industrie stammen, ist Platin weit stärker konjunkturabhängig.
An rasch steigende Preise ist nach Ansicht von Wolfgang Wrzesniok-Rossbach vom Edelmetallhändler Heräus schon wegen der tiefen Krise der Automobilbranche kaum zu denken. Sie fragt rund 60 Prozent des weltweit geförderten Platins nach, pro Katalysator werden zwischen drei und sechs Gramm benötigt. Entsprechend stark werden die Produzenten von den katastrophalen Einbrüchen bei den Autoverkäufen getroffen. Während die Neuzulassungen in Westeuropa im November um rund 25 Prozent sanken, war der Rückgang in den USA sogar noch höher.
Obwohl beim gegenwärtigen Preis rund 40 Prozent aller Platinförderer mit Verlust arbeiten, erwartet Wrzesniok-Rossbach nur eine langsame Erholung der Preise. Für 2009 prophezeit er einen Durchschnittspreis von etwa 950 Dollar pro Unze, für 2010 eine Preisspanne zwischen 1 000 und 1 400 Dollar. Andere Experten wie die von Credit Suisse halten hingegen bereits für das nächste Jahr einen Preis von 1 400 Dollar für realistisch, weil die Minen ihre Produktion schneller als in früheren Zeiten zurückfahren und der geringeren Nachfrage anpassen. Dies könnte bei einer wieder anziehenden Nachfrage schnell zu neuen Engpässen führen, zumal der Strommangel in Südafrika, wo über zwei Drittel allen Platins gefördert werden, die Produktion noch für längere Zeit begrenzen wird.
Für eine graduelle Preiserholung spricht zudem, dass Platin von den weltweit schärferen Abgasverordnungen profitiert. Schon eine nur sehr leichte Erholung der Autobranche dürfte deshalb positiv auf den Preis durchschlagen.
Viel wird aber auch von jenen Anlegern abhängen, die ihre Investitionen in Exchange Traded Platin-Funds (ETF) zuletzt stark reduziert haben. ETFs geben Anlegern erstmals eine Möglichkeit, direkt in ein Edelmetall wie Platin oder Gold zu investieren. Für die Platinbranche sind die ETFs vor allem deshalb so bedeutsam, weil Investoren noch im Juni fast 500 000 Unzen darin angelegt hatten, was rund acht Prozent der weltweiten Gesamtförderung von 6,5 Mio. Unzen entspricht. Inzwischen ist mehr als die Hälfte davon wieder in den Markt gelangt. Sollten die Verkäufe anhalten, ist nach Ansicht des Londoner Edelmetallhändlers Johnson Matthey sogar ein Platinpreis von nur noch 700 Dollar möglich. Sollten die Verkäufe jedoch auslaufen, könne Platin 2009 auf 1 400 Dollar pro Unze steigen. In einem Punkt ist sich Johnson Matthey aber sicher: 2008 war ein Jahr, das die Branche nicht vergisst.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.handelsblatt.com