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Begehrte Edelmetalle
Die Korrektur an den Edelmetallmärkten war heftig. Ein Blick in die Zukunft aber zeigt: Die Rallye bei Gold, Silber, Platin und Palladium ist noch nicht vorbei. Von FOCUS-MONEY-Redakteur Sascha Rose

Was jüngst am Rohstoffmarkt passierte, gleicht fast schon einem Possenspiel: Während die Preise für Gold, Silber, Platin und Palladium in den Keller rutschten und vielen Marktteilnehmern Tränen in die Augen trieben, stieg die physische Nachfrage nach den Edelmetallen. Münzsammler haben bereits Probleme, ihrer Leidenschaft nachzugehen, denn das Hartgeld ist schlichtweg ausverkauft. Die staatliche Münzprägeanstalt der USA musste kürzlich sogar „wegen unvorhergesehener Nachfrage“ den Verkauf der beliebten Gold- und Silber-Eagles einstellen. Offenbar setzen ungeübte Kleinanleger vermehrt auf „handfestes“ Metall, um sich gegen trübe Börsenzeiten und steigende Inflation abzusichern. Und die Preise könnten bald wieder steigen. Der Ausverkauf bei den Edelmetallen hat deutliche Spuren hinterlassen: Gold rutschte von seiner Spitze bei 1030 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zwischenzeitlich bis auf 780 Dollar ab. Bei Silber ging es noch stärker abwärts – fast 40 Prozent verlor der „kleine Bruder“ des gelben Edelmetalls seit Anfang des Jahres.

Rückzug der Spekulanten

Die Verantwortlichen sind schnell gefunden: Investoren, die auf schnelle Gewinne aus sind. Von Mitte Juli bis Mitte August lösten sie 80 000 ihrer Long-Positionen (Wetten auf steigende Preise) auf und schichteten in Dollar um. Das sind rund 260 Tonnen Gold im Wert von 6,8 Milliarden. Warum? Die – vor allem gegenüber dem Euro – wieder stärker gewordene US-Währung gilt nach wie vor als echte Alternative zur „Welt-Reservewährung“ Gold.

Gerade kurzfristige Preisbewegungen bei Gold können mit Wechselkursänderungen des Dollar erklärt werden. Historisch betrachtet, haben sich Goldpreis und Dollar-Kurs seit jeher gegenläufig entwickelt: Steigt der Wert des Dollar gegenüber einer anderen international wichtigen Währung, etwa dem Euro, fällt in der Regel der Goldpreis – und umgekehrt. Die Vergangenheit zeigt allerdings auch, dass es mehr als einen kurzen Anstieg des Dollar braucht, um den Goldpreis dauerhaft in die Knie zu zwingen. „Zwar werden die täglichen Preisänderungen an den Edelmetallbörsen in erster Linie von Faktoren wie Wechselkursen und Zinsen sowie den Aktienmärkten beeinflusst“, erklärt Thorsten Proettel, Rohstoffanalyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), „langfristig jedoch bestimmen Angebot und Nachfrage die Preise.“ Und hier besteht nach wie vor ein Defizit, denn das Angebot hinkt der weltweit steigenden Nachfrage zum Teil deutlich hinterher.

Knappe Ressourcen
Laut Einschätzung der LBBW dürften in diesem Jahr rund 2400 Tonnen Gold aus Bergwerken gefördert werden – knapp zwei Drittel des gesamten Marktes. Doch Gold aus der Erde zu holen wird immer kostspieliger. Neben geeigneten Maschinen und Material bedarf es Personal mit viel Know-how, um das edle Metall in immer tiefer gelegenen Regionen zu finden. Aktueller Rekord: die Savuka-Mine in Südafrika mit 3777 Metern.

Hinzu kommen steigende Energiekosten sowie Engpässe bei der Versorgung. Auch die Ausbeute pro Tonne Gestein nimmt ab: Gewinn bringende Lagerstätten mit einem Goldgehalt von mindestens fünf Gramm sind kaum noch zu finden. Dabei schlummern schätzungsweise bis zu 30 Milliarden Tonnen Gold unter der Erde. Die Folge: Die weltweite Förderquote sinkt. Experten sehen bereits Parallelen zur Peak-Oil-Theorie des amerikanischen Geologen Marion K. Hubbert. Demnach wurde der Höhepunkt der Goldförderung längst überschritten. „Auch wenn Kritiker anführen, dass ein hoher Goldpreis einige der in den Schubladen der Minengesellschaften verschwundenen Projekte zu neuem Leben erwecken sollte, überwiegen die Faktoren für ein knapp bleibendes Angebot“, so Proettel.

Ausverkauf begrenzen

Auch von Seiten der Zentralbanken erwartet Proettel keine allzu große Unterstützung, obwohl rund 29 800 Tonnen Gold in den Tresoren der staatlichen Institute liegen – und damit genug, um bei einem Verkauf massive Preisabstürze zu erzeugen. Einem solchen Horrorszenario wird allerdings durch ein Goldabkommen entgegengewirkt, das die Verkäufe der teilnehmenden Zentralbanken derzeit auf 500 Tonnen pro Jahr begrenzt. Für 2009 wird bereits ein neues Abkommen erwartet, das nur eine geringfügig höhere Quote zulassen sollte. Für Proettel hätten die Währungshüter in der heutigen Zeit auch wenig Interesse, den Goldpreis künstlich in die Tiefe rutschen zu lassen, würde doch damit der Wert ihrer Reserven sinken.

Großabnehmer Schmuckindustrie
Und steht es um die Käuferseite? Gut zwei Drittel der jährlich angebotenen Goldmenge gehen in die Schmuckindustrie. Zu den größten Abnehmern zählen neben den USA und China Länder wie Indien, Indonesien und die Türkei, wo Gold Teil der kulturellen Tradition ist. Das rasante Bevölkerungswachstum und der steigende Wohlstand in diesen Ländern lassen die Nachfrage nach Mode- und Schmuckartikeln weiter ansteigen. Weltweit verbrauchten die wichtigsten Schmuckländer 2007 knapp 2000 Tonnen Gold. Bis 2050 soll der Betrag allein durch die zunehmende Bevölkerung auf gut 2800 Tonnen anwachsen.

In jüngster Vergangenheit schreckte allerdings viele Schmuckkäufer der hohe Goldpreis ab, was sich in den gesunkenen Goldimporten Indiens widerspiegelt. Ab Oktober gehen Marktbeobachter aber davon aus, dass auf Grund der religiösen Feiertage wie des Lichterfests die Nachfrage wieder steigt. Auch das Weihnachtsfest sorgt in der Regel für mehr Interesse an Goldschmuck.

In der Krise bewährt

Auch langfristig denkende Anleger setzen auf Edelmetalle. „So sprechen labile Finanzmärkte, hohe Inflationsraten und politische Konflikte wie in Georgien oder der anhaltende Streit um das Atomprogramm des Irans für Gold als Krisenmetall“, begründet LBBW-Rohstoffexperte Frank Schallenberger das wachsende Interesse strategischer Investoren. Dass Gold hält, was es verspricht, zeigt folgendes Beispiel: Ein zweiteiliger Herrenanzug hatte sowohl zu Zeiten der Hyperinflation Mitte der 1920er-Jahre als auch nach dem Zweiten Weltkrieg und nach der Einführung des Euro 2002 stets einen Gegenwert von rund 30 Gramm Gold.

Viele Analysten rechnen auf Grund der großen Lücke zwischen Angebot und Nachfrage mittel- bis langfristig wieder mit steigenden Preisen. Die Rohstoffanalysten der LBBW etwa sehen spätestens im Herbst die 1000-Dollar-Marke erreicht. Bis Ende Juni 2009 könnte der Preis sogar auf 1100 Dollar steigen. Doch auch bei Silber sind die LBBW-Experten optimistisch: In ihrer Studie „Aktuelle Trends bei Edelmetallen“ erwarten sie den Preis Ende Juni 2009 bereits wieder bei 20 Dollar je Feinunze.

Gefragte Kostbarkeiten in Silber

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Palladium: vor neuem Anstieg Im Gegensatz zu Gold weist Silber deutlich stärkere Kursschwankungen auf und ist daher weniger als Absicherung vor Krisen geeignet. Größere Lieferengpässe wie bei Gold sind ebenfalls nicht zu erwarten. Denn als Nebenprodukt – etwa der Kupferförderung – dürfte das Angebot auf hohem Niveau bleiben.

Ein möglicher Preistreiber findet sich vielmehr in der Solarindustrie: Neben Silizium kommt Silber wegen seiner sehr guten Leitfähigkeit eine wichtige Funktion zu. „Allein aus dem erwarteten Anstieg der kristallinen Solarzellenproduktion könnte sich der Bedarf bis 2010 von 250 auf 1100 Tonnen erhöhen“, sagt Proettel. Im Vergleich zu den mehr als 28 000 Tonnen Jahresverbrauch weltweit ist das aber nur ein Bruchteil. „Gerade die Konjunkturaussichten in der Industrie werden für die Nachfrage bestimmend sein“, so Proettel weiter. Da sich der Silberpreis aber häufig parallel zum Goldpreis entwickelt hat, ist ein erneuter Preisanstieg durchaus wahrscheinlich.

Gefragtes Platin und Palladium

Ebenfalls von der industriellen Verwendung getrieben sind Platin und Palladium. Beide Edelmetalle haben bei der Herstellung von Katalysatoren in der Autoindustrie große Bedeutung. Zwar stehen die Rohstoffe in unmittelbarer Konkurrenz, das billigere Palladium konnte Platin bislang aber nur bei Benzinmotoren den Rang ablaufen. Bei Dieselmotoren hingegen bleibt Platin die erste Wahl. Verstärkte Abgasnormen und ein wieder anziehender Fahrzeugabsatz – vor allem in Asien und Osteuropa – sollten der Nachfrage neuen Schwung geben. Hinzu kommt ein stark begrenztes Angebot. So leiden südafrikanische Minenbetreiber als Hauptlieferanten für Platin nach wie vor unter Produktionsausfällen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) bezeichnet die Versorgungslage sogar als „besonders kritisch“. Mittelfristig sieht die LBBW das Potenzial für Platin und Palladium bei 1800 beziehungsweise 350 Dollar je Feinunze.

Die Möglichkeiten, in Edelmetalle zu investieren, sind vielfältig. Minenaktien etwa versprechen überproportionale Erträge, allerdings bleibt die Branche „die Achillesferse des Marktes“, betont Schallenberger. Missmanagement und steigende Kosten können Unternehmensgewinne schnell dahinschmelzen lassen. Wer einfach und flexibel mit Gold & Co. Geld verdienen will, wird vor allem am Zertifikatemarkt fündig – selbst wenn die Preise nicht steigen. Münzen aus Edelmetallen hingegen sollten angesichts hoher Aufschläge bei An- und Verkauf doch eher Sammlern vorbehalten bleiben, für die deren Besitz auch eine ideelle und historische Bedeutung hat.

Quelle: http://www.focus.de