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Verfasst von Eugen Weinberg am 25.03.2008 um 13:12 Uhr

Edelmetalle: Goldene Zeiten

Während andere Finanzanlagen erhebliche Einbußen erleiden, ist Gold zum ultimativen sicheren Hafen geworden. Alleine dieses Jahr ist der Spotpreis um 23% auf über 1.000 $ pro Unze gestiegen. Aber nicht nur Gold hat von dem Sicherheitsbedürfnis profitiert: Auch der Ölpreis steigt rasant. Besteht hier eine Verbindung?


Die Historie zeigt, dass nach 1945 der Gold- und der Ölpreis bis Anfang der 70er Jahre im Verhältnis von etwa 20:1 fixiert waren (d.h. der Goldpreis pro Unze betrug das Zwanzigfache des Ölpreises pro Fass). Als in den 70ern der Markt die Preise bestimmen durfte, stieg dieses Verhältnis kurz auf bis zu 40, bevor es im Zeitraum von 1975 bis 1985 wieder in die Nähe des früheren Durchschnitts zurückfiel. Von 1985 bis 2000 betrug es im Durchschnitt 20; seit Beginn dieses Jahrzehnts bewegt es sich jedoch in einer Spanne von 10 bis 15.

Somit lässt sich schwerlich argumentieren, das Verhältnis zwischen den beiden Preisen sei stabil. Die Historie zeigt jedoch, dass es sich zumeist etwa zehn Jahre lang in einer begrenzten Spanne bewegt, bis Ereignisse eintreten, die es in neue Regionen führen. Bei einem Durchschnitt von 10,7 seit dem Jahr 2000 liegt das Verhältnis derzeit mit etwa 9,2 eindeutig am unteren Ende des Spektrums.

Natürlich ist es nicht sicher, dass dieses Verhältnis in Zukunft Bestand haben wird. Wir vermuten jedoch, dass dies zumindest bis Ende dieses Jahres der Fall sein wird, da Investoren Öl und Gold in Zeiten großer Unsicherheit an anderen Anlagemärkten weiter als sichere Häfen nutzen. Unter der Annahme, dass sich der Ölpreis dieses Jahr über 100 $ pro Fass hält, ist es somit durchaus möglich, dass sich der Goldpreis bis Jahresende weiter in Richtung 1.100 $ pro Unze bewegt.

Gold wird auch von der Furcht vor höherer Inflation gestützt. Denn es ist zu beobachten, dass der reale Goldpreis auf lange Sicht tendenziell stabil ist; was wiederum bedeutet, der Spotgoldpreis reagiert auf Veränderungen der Inflationserwartungen. Zieht man die US-Verbraucherpreise als Deflator heran, so ist der reale Goldpreis heute so weit von seinem langfristigen Durchschnitt entfernt wie noch nie seit Anfang der 80er Jahre: Er liegt mehr als zwei Standardabweichungen über dem langfristigen Durchschnitt (1913 bis 2007) - ein Phänomen, das bisher nur im Zeitraum von 1979 bis 1983 aufgetreten ist. Auf Basis unserer Prognose für die US-Verbraucherpreisentwicklung in diesem Jahr würde ein nominaler Goldpreis von 900 $ pro Unze den realen Preis zumindest wieder in die Nähe von zwei Standardabweichungen vom Mittelwert bringen.

Unsere Prognose eines Goldpreisanstiegs auf bis zu 1.100 $ pro Unze bedeutet somit, dass der Goldpreis den "fairen" Wert um bis zu 20% übersteigen wird. Das ist vielleicht die unvermeidbare Konsequenz eines wirtschaftlichen und finanziellen Umfeldes, das wohl das Unsicherste ist seit Anfang der 80er Jahre. Gold befindet sich damit im größten Haussemarkt seit mehr als einem Vierteljahrhundert.
© Eugen Weinberg (18.03.08)
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank, Corporates Markets