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US-Banken bald filetiert, Goldpreis neu interpretiert

So schnell können sich die Ereignisse an den Finanzmärkten überschlagen: Noch vor Wochenfrist bewegte dort Griechenland die Gemüter; folglich spekulierten Hedgefonds gegen den Euro und damit indirekt zugunsten des Dollars (was kurzfristig wiederum negativ auf den Goldpreis ausstrahlte), als sei der ganze Euro-Raum verseucht. Doch dann trat US-Präsident Obama an die Öffentlichkeit, indem er den Investmentbanken den Krieg erklärte, und schon hatte die Finanzwelt ein viel spannenderes Thema. Also Anlass genug, zunächst diesen Entwicklungen auf den Grund zu gehen, um danach den Goldpreis zu interpretieren.
Kern von Obamas ehrgeiziger, umfassender und nur unter Inkaufnahme von Kompromissen durchsetzbarer Finanzreform ist die Eindämmung des riskanten Eigenhandels der Banken. Denn einige große unter ihnen (Goldman Sachs, JP Morgan, Morgan Stanley u.a.) streichen dank positiver Handelsergebnisse – wie jetzt, nur gut ein Jahr nach dem Zusammenbruch der Lehman-Bank – Riesengewinne ein, während andere große und viele kleine mit negativen Handelsergebnissen im Extremfall dem Staat und damit den Steuerzahlern zur Last zu fallen. Also nichts anderes als die Privatisierung der Gewinne und die Sozialisierung der Verluste. Besonders der folgende Vergleich spricht Bände: Goldman Sachs kassierte 2009 mehr als zwei Drittel der Bankeinnahmen aus dem Eigenhandel; gut ein Jahrzehnt zuvor war es erst knapp ein Viertel.
Warum Obama Kompromisse eingehen muss, liegt auf der Hand: Die Banken werden sich die fette Beute nicht kampflos entgehen lassen, ihre Lobby ist mächtig, Obamas Finanzminister Geithner und Wirtschaftsberater Summers steuern wegen ihrer guten Beziehungen zu den Banken bereits jetzt Kompromisse an, und der von Obama als Prellbock aufgewertete ehemalige Chef der US-Notenbank Fed, der 82jährige Haudegen Volcker, dürfte sich allein schon wegen seines hohen Alters nicht mehr auf einen strapaziösen Kampf um jeden Preis einlassen.
Anleger können aus all dem zunächst die folgende Schlussfolgerung ziehen: Besonders die Aktienbörsen werden, wie schon während der abgelaufenen Woche, in den kommenden Monaten unruhig und überwiegend mit Kursverlusten reagieren. Ein weiteres Fazit liegt auf der Hand: Banken – nicht nur in den USA, sondern weltweit – werden von Politikern und Zentralbankern zur verstärkten Kreditvergabe angehalten. Das heißt, die Zinsen zur Refinanzierung der Banken bleiben künstlich gedrückt, damit deren Kreditgeschäft bei mehr als auskömmlichen Margen (wegen hoher Kreditzinsen) endlich in Fahrt kommen kann. In diesem Szenario bleiben die offiziellen Leitzinsen natürlich ebenfalls unten. Das wiederum müsste eigentlich den Edelmetallpreisen zugute kommen. Denn bei einem Leitzinsniveau nahe null kann - zumal in Erwartung weiterer Turbulenzen an den Aktienbörsen, überbordender Staatsverschuldung und hoher Geldmengen weltweit - zumindest die Anlage in Gold als risikolos gelten.
Doch der Goldpreis entwickelt sich vorerst schwankend bis leicht enttäuschend; die Preise von Silber, Platin und Palladium tun es ihm unter zum Teil stärkeren Schwankungen nach. Für alles gibt es allerdings Erklärungen. So nahmen einige Hedgefonds das Angebot aus Griechenland dankend an, indem sie das dortige Finanzchaos mithilfe einiger Banken und Medien erfolgreich in eine Euro-Schwäche und damit Dollar-Stärke uminterpretierten. Daraufhin kamen Mitläufer auf die Idee, den Medien die Dollar-Stärke als Gold-Schwäche zu verkaufen. Dieses Spiel kann natürlich nur so lange funktionieren, wie ein Teil der Marktteilnehmer es prozyklisch mitmacht oder darauf hereinfällt. Wenn schon in Kürze, wie hier vor einer Woche angekündigt, die EU ein Hilfspaket für Griechenland schnüren wird, müssten die Edelmetallpreise nach der Schein-Logik der Hedgefonds und ihrer dubiosen Mitstreiter aus der Banken- und Medienwelt wieder steigen.
Tun sie es, dann aber nicht wegen der kurzfristig agierenden Hedgefonds und der hinter ihnen stehenden Banken, sondern weil andere Großanleger den vorübergehenden Preisrückgang mit langfristig-strategischen Zielen für Käufe nutzen. Denn, so deren plausible Überlegung: Alle so genannten Papierwährungen – man müsste treffender sagen, ihre elektronischen Äquivalente - basieren eigentlich auf Vertrauen. Doch das Vertrauen ist längst weg, und dieser Umstand drückt sich seit Jahren mit nur temporären Unterbrechungen in den Edelmetallpreisen aus, egal, ob in US-Dollar, Euro, Pfund, Yen, Schweizer Franken, australischem und kanadischem Dollar, Renminbi, Rupien, Rand oder in irgendeiner anderen Währung.
Da der Goldpreis üblicherweise in US-Dollar gemessen wird, folgt hier noch eine Interpretation seines Verlaufs auf dessen Basis. Er brach mehrfach über sein vorangegangenes Hoch aus, während der vergangenen fünf Jahre über sein Hoch vom Frühjahr/Sommer 2006 im Sommer/Herbst 2007 und zuletzt über sein Hoch vom Winter/Frühjahr 2008 im Spätsommer/Herbst 2009. Was die Dauer betrifft, unterscheiden sich die Intervalle kaum. Ganz anders die Intensität der Preisbewegungen: Der erste Ausbruch begann etwa bei 730 und endete knapp über 1000 Dollar, macht rund 37 Prozent. Der zweite Ausbruch startete dann ungefähr bei 1010, brachte den Preis aber nur auf 1220 Dollar, macht knapp 21 Prozent. Die Betrachtungsweise ändert sich indes drastisch, sobald man den heftigen Preisrückgang im Jahr 2008 berücksichtigt, der ziemlich genau dort endete, wo der Ausbruch im Jahr 2007 begonnen hatte, nämlich bei 730 Dollar: Von dort bis 1220 Dollar ergeben sich gut 67 Prozent Preisanstieg.
Was sagt uns das? Vor allem eines: Der Goldpreis ist – wie auch die Preise der anderen Edelmetalle – volatiler geworden, er schwankt also stärker als früher. Kann er demgemäß auf etwa 1000 Dollar zurückgehen, also auf sein letztes Ausbruchsniveau, vergleichbar mit dem Rückgang auf zirka 730 Dollar im Krisenjahr 2008? Das ist in Anbetracht des volatil gewordenen Marktes zwar möglich, zumal dann von den erwähnten 67 Prozent Preisanstieg immer noch 37 Prozent übrig blieben, aber spätestens danach dürfte der Preis wegen der Käufe langfristig-strategisch ausgerichteter Großanleger schnell wieder über 1100 Dollar springen. Insofern kann es Parallelen zur Entwicklung im Jahr 2008 geben - allerdings nur für den Fall, dass Anleger wie nach der Lehman-Pleite neben ihren Aktien auch Edelmetallbestände liquidieren müssen. Allzu wahrscheinlich ist das nicht.
Der nächste Ausbruch, dann über das bisherige Hoch von 1220 Dollar hinaus, wird angesichts der genannten Rahmenbedingungen (niedriges Zinsniveau, hohe Staatsverschuldung, ausufernde Geldmengen) zwar erst nach einigem Auspendeln des Preises kommen, aber noch in diesem Jahr. Schlägt das Pendel nach unten aus (wie zuletzt), sollten Sie zugreifen, schlägt es nach oben aus, erst einmal abwarten, usw. Ihre Nerven werden noch bis zum Sommer strapaziert, Ihre Geduld auch. Dafür werden Sie später umso mehr belohnt.

Manfred Gburek, 22. Januar 2010

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews.at keine Haftung.
Quelle: » gburek.eu