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China steckt tief im Sog der globalen Krise

von Andreas Hoffbauer und Georg Watzlawek
Lange galt als sicher, dass China die Deutschen als Exportweltmeister ablösen wird. Doch nun lässt die weltweite Wirtschaftskrise Chinas Exporte einbrechen. Seit November gehen die Ausfuhren zurück. Die Folgen für die chinesische Wirtschaft könnten fatal sein.

PEKING/DÜSSELDORF. Chinas Exportwirtschaft fährt in voller Fahrt gegen die Wand. In den letzten fünf Jahren waren die Exporte Monat für Monat um regelmäßig mehr als 20 Prozent gewachsen – doch seit November schrumpfen die Ausfuhren im Vorjahresvergleich. Das bestätigte der als notorischer Optimist bekannte Notenbankberater Fan Gang in Peking. Er nannte keine konkrete Zahl, doch wäre es der erste Rückgang seit sieben Jahren. Noch im Oktober waren die Exporte um fast 20 Prozent dynamisch gewachsen.
Die Zeitung „21. Century Business Herald“ hatte ohne Quellenangabe berichtet, der Ausfuhrwert sei im November auf 100 Mrd. Dollar gesunken. Wenn sich das bewahrheitet, sieht es schlecht für Chinas Industrie aus: Im Oktober hatte sie noch Waren im Wert von rund 130 Mrd. Dollar im Ausland abgesetzt – vom Export hängen große Teile der Wirtschaft ab.
Laut Notenbankberater Fan zeichnet sich ab, dass die Industrieproduktion im November nur noch um fünf Prozent wuchs. Auch das wäre nach einem Wert von acht Prozent im Oktober ein Beleg, dass Chinas Wirtschaft trotz massiver konjunkturpolitischer Maßnahmen viel stärker in den globalen Abschwung geraten ist als bislang erwartet. Die offiziellen Zahlen werden in den nächsten Tagen vorgelegt.
Auch die ausländischen Investitionen in China sind im Zuge der Finanzkrise im November gegenüber dem Vorjahr um mehr als ein Drittel eingebrochen. Wie aus Daten des chinesischen Handelsministeriums hervorgeht, betrug die Summe der Investitionen im vergangenen Monat nur noch 5,3 Milliarden Dollar, also rund vier Milliarden Euro – 36,5 Prozent weniger als im November 2007. Eine Aufschlüsselung nach Ländern gab es nicht. Besonders der Süden Chinas mit seiner exportabhängigen produzierenden Industrie wurde von der Krise getroffen. Tausende Arbeiter verloren dort ihre Jobs.
Chinas Wirtschaft wird laut Weltbank im nächsten Jahr mit 7,5 Prozent so schwach wachsen wie zuletzt vor zehn Jahren. Für westliche Industriestaaten wäre das eine stolze Zahl – doch gerät ein Schwellenland wie China bei Wachstumszahlen unterhalb von sieben Prozent in die Rezession. Bei dieser Rate werden nicht mehr genug Arbeitsplätze für die Millionen nachwachsenden jungen Arbeitskräfte geschaffen, die vom Land in die Städte drängen. Nach Ansicht der Analysten wendet sich Chinas Exportstärke nun gegen das Land. Rund 40 Prozent der gesamten Produktion diene dem Export, sagt Stephen Green, Chefvolkswirt bei Standard Chartered in Schanghai: „Wir schätzen, dass jedes fünfte neue Investmentprojekt in den vergangenen fünf Jahren allein für die Exportproduktion bestimmt war.“
Andere Experten schätzen den Exportanteil an Chinas Wirtschaft noch deutlich höher ein. Mit der Weltwirtschaftskrise droht daher nun große Gefahr für die „Werkbank der Welt“. Nicht nur aus den USA, sondern auch Europa und Russland kommen kaum noch Bestellungen herein. Vor allem im Perlflussdelta im Hinterland von Hongkong haben bereits Tausende von Fabriken geschlossen. Getroffen sind besonders billige Massenhersteller, die mit sehr geringen Margen arbeiten. China sei beim weltweiten Abschwung „keine Ausnahme mehr“, warnt der Analyst Ting Lu von Merrill Lynch.
Die Spitzen von Partei und Regierung beraten in Peking derzeit turnusgemäß über die Wirtschaft. Beobachter erwarten, dass sie über das angekündigte Konjunkturprogramm in Höhe von 455 Mrd. Euro hinaus weitere Maßnahmen beschließen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Ökonomen sind jedoch skeptisch, ob der auf die Infrastruktur ausgerichtete Plan den Konsum schnell genug anschiebt, um den dramatischen Exporteinbruch auszugleichen.
Das Krisentempo hat auch die Experten überrascht, doch die Reeder läuten längst die Alarmglocke: Im Oktober fielen die Schiffstransporte von Asien nach Europa um 61 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Ein Standardcontainer koste auf der Strecke jetzt nur noch 350 Dollar, sagen Spediteure. Vor einem Jahr musste das Dreifache bezahlt werden, in Spitzenzeiten fast das Zehnfache. Die Zahl der Container, die im September und Oktober Hongkongs Hafen leer verließen, stieg jeweils um ein Drittel. China International Marine Containers (CICM) in Schanghai, der größter Containerproduzent der Welt, stellte seine Produktion ein und schickte 22 000 Mitarbeiter in Zwangsurlaub.
Bislang habe China von der Globalisierung am meisten profitiert, bilanziert der frühere Morgan-Stanley-Analyst Andy Xie. Doch habe das Land dabei Überkapazitäten aufgebaut und zu wenig getan, um die Binnennachfrage zu entwickeln: „Daher sind die Auswirkungen der globalen Krise jetzt auch besonders stark.“

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.handelsblatt.com