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Düstere Rück- und Ausblicke

Wirtschaftsforscher vergleichen die Finanzkrise schon mit der "großen Depression" der 30er-Jahre. In Österreich befürchten Ökonomen eine Flaute der heimischen Wirtschaft bis 2012

Wien - Wie lange wird das noch dauern? Die anhaltende Talfahrt an den Finanzmärkten und der Konjunktur halten Anleger, Ökonomen, Verbraucher - eigentlich alle - in Atem. Vergleiche mit den großen Abstürzen der 30er-Jahre und der Baisse infolge der Erdölkrisen drängen sich auf. Manche Aktien sind so tief gefallen, dass die Unternehmenswerte unter dem Cash-Bestand der Betriebe liegen. Anders ausgedrückt: Wenn man diese Firmen übernimmt, würde man allein wegen des Kassenbestands einen Gewinn einfahren.
Wie tief kann es noch gehen, ist eine der dringlichsten Fragen im derzeitigen Umfeld. Am neunten Juli 1932 schloss der Dow Jones Industrial mit 41,63 Punkten, was gegenüber dem bisherigen Höchststand einem Minus von 91 Prozent entsprach. Allerdings: Damals hatten sich auch die Produktion und die Unternehmensgewinne in den USA binnen dreier Jahre halbiert.
Ein Blick in die Geschichte gibt zwar keinen Aufschluss über die Zukunft an den Märkten, kann aber eine Vorstellung vermitteln. Robert Shiller, Professor an der Yale University, hat einen Index konzipiert, der die Gewinne der börsennotierten Konzerne inflationsbereinigt auf Basis von Zehnjahresabständen misst und in Verhältnis zu den Wertpapierkursen setzt. Es handelt sich also um ein Kursgewinnverhältnis (Price Earning Ratio, PE) auf lange Frist.
Derzeit liegt das PE beim breiten US-Index Standard & Poor's bei 15, im Sommer 1982 hatte es den Tiefststand von 6,6 erreicht. Somit wäre eine weitere Halbierung der Kurse zumindest denkbar. "Das ist eine ernsthafte Möglichkeit, weil es schon früher vorkam" , meinte Shiller unlängst in einem Interview, auch wenn er das nicht prophezeien will. Gott sei Dank: Shiller hat auf Basis seiner Berechnungen das Platzen der Internet- und Immobilienblase vorausgesagt.

Hohe Arbeitslosigkeit droht
Banken- und Immobilienkrisen sind seit Monaten wieder in den Fokus der Wirtschaftsforscher geraten. Die historischen Ergebnisse sind dabei ernüchternd. So haben etwa die US-Forscher Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart festgestellt, dass eine Krise das Wirtschaftswachstum im Schnitt zwei Jahre lang belastet.
Wenn eine Volkswirtschaft über Jahre schwächer wächst, zieht das insbesondere steigende Arbeitslosigkeit nach sich. "Wir werden am Arbeitsmarkt 2009 einen tiefen Schock erleben und die Erholung wird nur langsam vonstatten gehen," befürchtet etwa Özlem Onaran, Wirtschaftsforscherin am Institut für Arbeitsmarkttheorie und -politik. Die Arbeitslosenrate werde nach Meinung der Ökonomin stark steigen und frühestens in vier Jahren wieder auf dem heutigen Niveau liegen.
Die aktuelle Krise sei für Onaran mit der japanischen Krise in den 90ern zu vergleichen. Auch damals waren Aktien- und Immobilienpreise stark gestiegen und die Blase an den Märkten letztlich geplatzt. "Der Schock am Finanzmarkt ist heute aber noch stärker als damals," warnt die Ökonomin. Doch die Politik habe zusammen mit den Notenbanken anders reagiert, nämlich schnell.

Japan reagierte zu spät
Die Betonung liegt auf schnell. Der historischer Vergleich zeigt warum. Die japanische Regierung hat etwa erst fünf Jahre nach dem Aktiencrash 1990 mit Konjunkturspritzen reagiert. Zu spät, wie viele Ökonomen fanden. Die japanische Wirtschaft hat sich selbst heute, 18 Jahre nach Beginn der wirtschaftlichen Probleme, noch nicht von der Rezession erholt.
Auch Franz Hahn, Ökonom am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) befürchtet starke Auswirkungen auf die Realwirtschaft. "Im Rezessionsszenario könnte die Arbeitslosigkeit auf bis zu acht Prozent steigen." Die Flaute in Österreich könnte bis 2012 dauern. Um eine Rezession, also eine Schrumpfung der Wirtschaft, zu verhindern, müsste laut Hahn die Kreditvergabe der Banken belebt werden. "Wenn diese wieder funktioniert, wären die realen Auswirkungen der Finanzkrise relativ marginal," glaubt der Ökonom. Um eine Depression wie in den 1930er-Jahren abzuwenden, müssten vor allem kleine und mittlere Unternehmen zu mehr Krediten kommen.
Wirtschaftsforscher Hahn ist skeptisch, was die Wirksamkeit von Konjunkturpaketen in diesem Umfeld betrifft. Damit staatliche Maßnahmen auch die Realwirtschaft nachhaltig unterstützen, müsste zuerst das Vertrauen in das Finanzsystem wiederhergestellt werden. "Die entscheidende Frage lautet jetzt: Wie schnell werden die Banken rekapitalisiert."

Krise erfordert Kreativität
Doch die Krise erfordert nicht nur rasches, sondern auch innovatives Handeln von der Wirtschaftspolitik. Ökonom Nouriel Roubini von der New York University forderte etwa, dass die US-Börsen eine Woche lang geschlossen bleiben sollen. Damit soll die Abwärtsspirale an den Wertpapiermärkten gestoppt werden. Doch auch hier gibt es eine Parallele, war es doch Franklin D. Roosevelt, der 1933 den Bank Holiday einführte. Damit wurden die Geldinstitute für vier Tage geschlossen, an denen nervöse Sparer ihr Geld nicht abziehen konnten. (Andreas Schnauder, Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25./26.10.2008)

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://derstandard.at