StartseiteAllgemeinesBeständeAnlageformenAnalysenWissenswertesChartsHandelBlog

Wissenswertes:

Silber (Archiv)

Allgemeines über Edelmetalle

Papiergeldsystem

Erklärungsbegriffe

Krisenvorsorge

Krisenvorsorge:

Beiträge zur Krisenvorsorge

Beiträge zur Krisenlage

Beiträge zur Krisenbegriffe

Beiträge zur Krisengeschichten

Allgemein:

Startseite

News (RSS)

Link´s

Sitemap

Kontakt

Disclaimer

Die Welt-Finanzkrise: Phase Zwei

von Makro und mehr
Vor 10 Tagen standen wir am Rande eines weltweiten bank runs und er wäre in Deutschland gestartet. Der Einlagensicherungsfonds der Privatbanken war pleite, nachdem Lehmann den Bach heruntergegangen war. Die nächste Bank war die Hypo Real Estate, ein hektisch gestrickter Deal zur Rettung war gerade zusammengefallen. Hätte die Bundesregierung nicht alle Einlagen pauschal abgesichert, und wären dann Einleger in größerer Zahl am Montag, den 6. Oktober vor den Schaltern der HRE und ihrer Ableger gestanden um ihr Geld abzuheben, dann hätten sie herausgefunden, daß der Kaiser keine Kleider hat und die Einlagensicherung leer ist: Auszahlungen hätten sehr schnell nicht mehr stattgefunden. Das hätte möglicherweise viele andere Einleger bei manch einer kleinen oder großen Priva tbank dazu gebracht, sich ebenfalls zu ihrer Bank aufzumachen: ein massiver bank run in Deutschland wäre die Folge gewesen. Und wenn der Damm erst in einem Industrieland derart bricht, dann bricht er bald überall.

Aufmerksame Leser dieses Blogs haben schon seit einem Jahr ausrechnen können und haben gewusst, daß es soweit war, daß der Einlagensicherungsfond eine weitere kleinere Erschütterung (und mehr war der Zusammenbruch von Lehmann Brothers Deutschland nun wirklich nicht!) nicht überstehen würde, daß das Risiko eines systemischen Bankruns bestand. Aber bis Samstag, den 4. Oktober gab es von der Bundesregierung und dem Bankenverband nichts als Nebelkerzen, Baldrian und Beschwichtigungen. Das Finanzproblem ist ein amerikanisches und das deutsche Banksystem ist doch sooo toll! Währe nd Merkel außer netten Worten beim Regierungsgipfel und Photo-Ops ein Schön-Wetter-Lächeln aufsetzte, war das deutsche Bankensystem kurz vor dem kompletten Zusammenbruch.
Deswegen meine flehentliche Bitte an Steinbrück in meinem Blog vom 4.10. (kurz nach Mitternacht) die Einlagensicherungsfonds zu übernehmen und die Einlagen abzusichern - aber bis Sonntag mittag tat sich nichts. Eine unbeschreiblich dramatische Situation. Die Bundesregierung hat in wirklich letzter Minute gerade noch das Richtige getan (und ist vielleicht über das Ziel hinausgeschossen, aber ich will mich da jetzt nicht mehr beschweren). Warum aber alles so auf die Spitze treiben, warum eine solch dramatische Rettu ng in letzter Minute? Warum ein Wochenende mit einer solch konfusen Kehrtwendung (auch wenn mir die Wendung lieber war als der Anfang)? Wo doch schon lange klar war, daß das nicht gut gehen kann?
Meine Ansicht: das war hochgradig verantwortungslos. Deswegen meine vier minus für die Bundesregierung bis vor dem letzten Wochenende. Gerade noch versetzt, weil gerade noch die Kurve gekriegt.
Doch am letzten Wochenende haben die Regierungen – endlich – verstanden, in welche Richtung es gehen muß. Die solventen Banken brauchen “Makro-Versicherungen”: die kann nur der Steuerzahler geben, und die muß etwas kosten. Die Bundesregierung versichert die Kredite der Banken untereinander, aber nimmt dafür kräftig Gebühren. Die Einlagen müssen abgesichert werden. Die solventen Banken brauchen eine Injektion von Eigenkapital: dies geschieht bald über Regierungsbeteiligungen in Form von Vorzugsaktien. Koordinierte Aktionen der Länder sind notwendig, damit die Einleger nicht von einem zum anderen Land fliehen. Soweit so gut, bisher.
Weiter: Information muss hergestellt werden, damit die gesunden von den kranken Banken sortiert werden können. Die insolventen Banken sind zu schließen, die funktionsfähigen Teile von anderen Banken zu übernehmen. Die Regierungen müssen sich mit den Wissens chaftlern, die sich auskennen, kurz schalten, um die weiteren Schritte durchzusprechen – damit es nicht wieder so ein absurdes Hin- und Zurück wie in den letzen Wochen gibt. Und: es muß einen klaren Plan geben, wie der Staat sich wieder aus den Märkten zurückzieht. Die Allokation der Makro-Risiken muß zurück in die Märkte und in die Hände derjenigen, die sie tragen können. Neue Regulierungen werden kommen: die Folgen sind aber vorher genau abzuschätzen, damit nicht neue und größere Fehler eingebaut werden. Nein, davon ist noch nichts geschehen.
Aber immerhin: das letzte Wochenende war schon deutlich besser als das Wochenende davor. Die Bundesregierung bekommt jetzt eine zwei von mir, nach der vier Minus für das Wo chenende davor.
Und schließlich: der Dow Jones ist immer noch bei um die 8500 Punkte, wie schon Ende letzter Woche. Die Märkte haben also ein ziemlich vernichtendes Urteil über die Regierungseingriffe und das dort herrschende Durcheinander gefällt. Sagen wir, der Weltaktienmarkt ist ungefähr 50 Trillionen US $ wert. Der MSCI World Index stand am 1. Oktober bei 1184 Punkten - jetzt, am 15. Oktober bei 950 Punkten. Ein Verlust von 20 Prozent – oder 10 Trillionen US Dollar, weltweit. Das ist richtig heftig. Dagegen ist das, was die Bank-Manager mit den subprime-Loans vernichtet haben, Peanuts. Oder?
Aber egal. Der Blick muß jetzt nach vorne gerichtet werden. Die Regierungen sind massiv im Bankensektor involviert, es quietscht und eiert noch, aber es besteht keine Frage: die Welt-Finanzkrise ist in einer neuen, zweiten Phase. Eine Phase, in der beinahe alle Bankengeschäfte jetzt ganz wesentlich den Staat und den Steuerzahler involvieren. Jetzt wird das Verhältnis zwischen Regierungen und Bankensektor zu klären sein, und das Ausmaß von notwendigen – und sicher auch, nicht notwendigen – Regulierungen. Es wird ganz neue, eigene Probleme geben - oder glaubt jemand, daß der Staat der beste Banker sei? Es bleibt spannend.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.handelsblatt.com