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Kriminelles Fehlverhalten der Paulson-Clique

F. William Engdahl
Da bei den jetzigen Anhörungen im US-Kongress und bei intensiveren Hintergrundanalysen immer mehr Einzelheiten ans Licht kommen, zeigt sich, dass die Gruppe um US-Finanzminister Henry Paulson, dem ehemaligen Chef der Investmentbank »Goldman Sachs«, und seiner Clique früherer »Goldman Sachs«-Mitarbeiter, die heute Schlüsselpositionen in der Bush-Regierung bekleiden, schon seit geraumer Zeit daran arbeitet, die Voraussetzungen für die Weltfinanzkrise zu schaffen, die wir gerade erleben. Dabei zeigt sich aber auch, dass sich die ausgeklügelten Pläne von Paulson und seiner Gang von Spezi-Kapitalisten bereits in Luft auflösen könnte, während dieser Artikel geschrieben wird. Schon in den vergangenen Tagen sah sich Paulson zum Rückzug gezwungen; er spricht nunmehr davon, seine neue, 700 Milliarden Steuerdollar schwere Kriegskasse dazu zu verwenden, Schlüsselbanken ganz oder teilweise zu verstaatlichen, ähnlich wie es die Regierung Brown in Großbritannien und die Bundesregierung in Deutschland tun.

Während der Asienkrise 1997–1998 warf der damalige US-Finanzminister Robert Rubin den asiatischen Bankern von Thailand über Indonesien bis Südkorea gern einen – wie er es nannte – »Spezi-Kapitalismus« vor. Es war ein emotionsgeladener Begriff, der Assoziationen an geheime Absprachen, Korruption und Insider-Geschäfte wachrief. Mit diesem Begriff sollte der Welt weisgemacht werden, dass die Wurzeln der Krise nicht in New York oder in Offshore-Hedge-Fonds zu suchen seien, die spekulierten und Milliarden kassierten, wenn sie den thailändischen Baht und andere asiatische Währungen verkauften und die Wirtschaft der Länder ruinierten.

Die asiatischen Tiger umbringen
Der Begriff »Spezi-Kapitalismus« sollte davon ablenken, dass in Wirklichkeit Rubins Finanz-Spezis von der Wall Street hinter der Asienkrise standen. Citibank und andere ausgesuchte New Yorker Banken hatten drei großen Hedge-Fonds, die 1997 die Attacke gegen die asiatischen Länder ritten, fast unbegrenzte Kreditlinien gewährt.
Diese Fonds waren zum einen der Quantum Fund von George Soros, der seinen Sitz in der Steueroase der Niederländischen Antillen hat, gut versteckt vor den neugierigen Blicke der staatlichen amerikanischen Regulierungsbehörden. Dazu gehörten weiterhin die inzwischen nicht mehr existierenden Fonds Tiger Fund und Jaguar Fund von Julian Robertson sowie der Fonds Moore Capital Management von Louis Bacon. Damals habe ich schon beschrieben, welche Rolle das Trio dieser sogenannten »Macro-Hedge-Funds« bei der koordinierten und massiven Attacke auf die Asiaten spielten, die nach kleinen Anfängen eine Panik auslöste, die sich dann lawinenartig bis Korea und Hongkong ausbreitete. Als das Drama endlich vorüber war, waren viele hundert Milliarden Dollar an IWF-Geldern verschleudert und den Menschen in Asien großes wirtschaftliches Leid zugefügt worden.
Wer sich für eine detailliertere Geschichte dieser Finanzkriegsführung gegen Asien und seine deutlichen Parallelen zum heutigen Vorgehen der Wall Street und des US-Finanzministeriums interessiert, dem empfehle ich die Schlusskapitel meines Buches Mit der Ölwaffe zur Weltmacht.
Nach Aussagen einer sehr gut informierten Quelle aus dem Umfeld der Schweizer Regulierungsbehörden, der sich damals zufällig bei der Farmers Bank in Bangkok aufhielt, als die koordinierte Attacke begann, drohten die Hedge-Fonds mit einem massiven Angriff und versetzten die kleinen Länder so in Panik, dass sie kapitulierten. Der IWF wurde gerufen, um die »Asiatischen Tiger« zu zwingen, der Privatisierung ihrer Wirtschaft und der Einführung einer freien Marktwirtschaft nach amerikanischem Muster zuzustimmen. Nach der Krise wurden die Außenhandelsüberschüsse dieser asiatischen Länder dazu verwendet, US-Schatzanleihen zu kaufen, um sich vor zukünftigen Attacken zu schützen. Rubin, seine Wall-Street-Spezis und der Dollar waren die Gewinner.
Allerdings hätten die Hedge-Fonds das ohne die Unterstützung des US-Finanzministeriums – unter dem ehemaligen Goldman-Sachs-Chef Rubin – und ohne die unbegrenzten Kreditlinien von Citibank und der Wall Street niemals geschafft. Damals ging es um eine wirtschaftliche Kriegsführung gegen den unwillkommenen wirtschaftlichen Erfolg des asiatischen »Tiger-Modells«. Korea, Indonesien und andere asiatische Länder hatten es geschafft, sich in kurzer Zeit aus bäuerlicher Armut zu befreien und zu aufstrebenden Industrieländern zu werden, ohne auf Dollar-Kredite oder IWF-Hilfen angewiesen zu sein. Sie verließen sich auf harte Arbeit und inländische Spareinlagen. Washington und die Wall Street mussten solch ein Modell vernichten, wenn das US-Modell des »freimarktwirtschaftlichen« Laissez-faire-Kapitalismus in der Zeit nach dem Kalten Krieg die Oberhand gewinnen sollte. Zu viele ehemals kommunistische Länder betrachteten Korea und Asien als Alternative zu den radikalen »Schocktherapie«-Reformen der USA.
Ich führe dieses Beispiel an, weil es historisch aufschlussreich für das Verständnis ist, welch ungeheuer großes Verbrechen heute von einem weiteren ehemaligen Goldman-Sachs-Chef, dem jetzigen US-Finanzminister Henry Paulson, begangen wird.

Die Goldman-Sachs-Clique in Washington
Jetzt erleben wir die Machenschaften eines ausgeklügelten und einflussreichen Netzwerks innerhalb der Bush-Regierung: ehemalige Mitarbeiter von Goldman Sachs bekleiden überall in der Administration strategisch wichtige Positionen, von der Commodities Futures Trading Corporation (CFTC, US-Aufsichtsbehörde für den Warenterminhandel) bis zum Office of Management and Budget des Präsidenten (entspricht in etwa dem Bundesrechnungshof) sowie von der Wirtschaftsabteilung des Außenministeriums bis hin zum entscheidend wichtigen US-Finanzministerium.

Goldman Sachs, die ehemalige Wall-Street-Investmentbank, hat heute in Washington und weltweit enormen Einfluss.

Bedenken sie das Folgende: Seit 2003 fordert das Weiße Haus Personalkürzungen im Rahmen angeblich kostensenkender »Verschlankungs«-Maßnahmen. In diesem Zusammenhang verlangte der Direktor des President’s Office of Management and Budget verhängnisvolle Personaleinsparungen in einer besonders sensitiven Regierungsbehörde.
Am 7. Oktober 2008 musste Lynn Turner, der Hauptbuchhalter der US-Börsenaufsicht (Securities and Exchange Commission, SEC) – der wichtigsten offiziellen Regulierungsbehörde der Wertpapier»industrie« – bei Anhörungen des Aufsichtsausschusses (Oversight Committee) des US-Repräsentantenhauses zur Finanzkrise aussagen. Dabei erklärte Turner unter Eid, die Zahl der Mitarbeiter im Amt für Risikomanagement des SEC sei seit 2003 von damals 100 auf einen reduziert worden – richtig: einen; das ist kein Tippfehler. Einer, wie in one, uno!
Ein einziger Mann im gesamten SEC war für die Risiko-Überwachung in allen Finanzinstitutionen zuständig. Zu seinen Pflichten gehörte die Überwachung der Sicherheit der kolossalen Summe von 62 Billionen Dollar sogenannter Credit Default Swaps (CDS), den exotischen Kreditderivaten, mit denen Goldman Sachs und andere Großbanken, vor allem JP Morgan Chase, in den fünf Jahren zuvor oder noch länger gewaltige Gewinne gemacht hatten. Marktbeobachter berichten, dass das Auslaufen von riesigen CDS-Instrumenten, die von dem mittlerweile bankrottgegangenen Unternehmen Lehman Bros. gehalten wurden, die jetzige massive weltweite Verkaufswelle an den Aktienmärkten ausgelöst haben, denn die Hedge-Fonds und andere Finanzinstitute suchen verzweifelt nach Bargeld, um ihre fällig werdenden Verbindlichkeiten erfüllen zu können. Interessierte Leser sollten sich noch einmal meinen Beitrag Die nächste Finanzkrise: Credit Default Swaps – Subprime war nur »Vorspeise« vom 6. Juni 2008 auf dieser Internetseite vornehmen.
In demselben Zeitraum strich die Vollstreckungsabteilung der SEC weitere 146 Arbeitsplätze. Der Demokratische Kongressabgeordnete aus Vermont, Rep. Peter Walsh, unterbrach Turner mit folgendem Kommentar: »Also ... es gab eine systematische Entvölkerung in der Regulierungsabteilung, so dass es überhaupt nicht zu einer Regulierung kommen konnte, wenn es nur eine Person in dieser Abteilung gab?...«
Lynn Turners Antwort: »Ja, ... ich glaube, durch diese Personaleinsparungen gab es einen regelrechten Abfluss, oder wie immer Sie es bezeichnen wollen, bei der Behörde hinsichtlich ihrer Durchsetzungskraft.« Diese Feststellung findet sich im offiziellen Protokoll und kann bei CSPAN eingesehen werden.
Den Hintergrund dieser Entwicklung gibt CSPAN allerdings nicht an. Der Mann, der von George W. Bush bei seinem Amtsantrittt zum Direktor des Office of Management and Budget ernannt wurde und dessen volles Vertrauen besaß, und damit dafür verantwortlich war, dem Präsidenten genau zu dem Zeitpunkt solche drastische Budgetkürzungen bei der Finanzaufsicht vorzulegen, als das Kartenhaus der Verbriefung von forderungsbesicherten Wertpapieren (Asset Backed Securitization, ABS) zusammenbrach, war ein gewisser Joshua Bolten. Dieser Bolton kam zur Haushaltsabteilung des Weißen Hauses von einer Wall-Street-Firma namens …, ja, Sie haben es erraten: Goldman Sachs. Kurz: ein ehemaliger Angestellter von Goldman Sachs empfahl und beaufsichtigte die drastische Kürzung der Zahl der Aufsichtsbeamten der Regierung zur Risikoüberwachung in der Finanz»industrie« genau zu dem Zeitpunkt, als Goldman Sachs unter seinem damaligen Chef Henry Paulsen zu dem Erneuerer und Player der »Verbriefung« an der Wall Street wurde.
Aber es kommt noch besser. Derselbe Joshua Bolten (der übrigens mit dem berüchtigten Neokonservativen und zeitweiligen UN-Botschafter John Bolten nicht verwandt ist) schlug vor, Präsident Bush solle – jawohl – seinen alten Spezi und Kollegen von der Wall Street, Goldman-Sachs-Chef Henry Paulson, nach Washington holen. Später wurde Josh Bolten Stabschef des Präsidenten im Weißen Haus und wacht heute über den Terminkalender des Präsidenten.
Ehemalige Direktoren der Wall-Street-Firma Goldman Sachs nehmen Schlüsselpositionen in der Finanzpolitik in Washington ein – Paulson, Rubin, Ex-Senator Corzine, Stabschef Bolten.
Zur gleichen Zeit, 2005, wurde noch ein weiterer Mann von Goldman Sachs, nämlich Jeffrey Reuben III., von seinem damaligen Posten als geschäftsführender Direktor der Koalitionsübergangsverwaltung im Irak (CPA) unter Paul Bremer III. abberufen und zum Vorsitzenden der oben genannten Commodity Futures Trading Corporation (CFTC) ernannt. Reuben behielt diesen Posten bis Juni 2007, als er Staatssekretär im Außenministerium wurde, zuständig für Fragen der Wirtschaft, Energie und Landwirtschaft.
Reuben war von 2005 bis 2007 Vorsitzender der CFTC; unter seiner Leitung erließ die CFTC Richtlinien, wonach Öl-Terminbörsen, besonders die ICE-Futures in Atlanta und London von Goldman Sachs, praktisch keine regelmäßigen Geschäftsberichte mehr vorlegen mussten. Das öffnete de facto Goldman Sachs, BP und einigen wenigen Derivathändlern an der Wall Street Tür und Tor, die Öl-Terminmärkte manipulieren und den Ölpreis im letzten Sommer auf über 147 Dollar hoch treiben zu können. Angeblich hat Reubens alte Firma Goldman Sachs bei diesem Geschäft geradezu unanständige Profite eingestrichen, wie ich schon in meinem früheren Beitrag Der wahre Grund für den hohen Ölpreis vom 23. Mai dieses Jahres dargelegt habe.
Im März 2007, kurz vor seiner Ernennung und nur wenige Wochen bevor die Subprime-Krise plötzlich in aller Welt Schlagzeilen machte, hielt der ehemalige Goldman-Sachs-Direktor Reuben als CFTC-Vorsitzender eine Rede vor der Futures Industry Association, dem Verband der Termin»industrie«, in Boca Raton im US-Bundesstaat Florida, bei der er betonte, er werde auch künftig die Rolle der US-Banken und der Wall Street als weltweite Führer und Erneuerer in einem nur sehr schwach regulierten Derivatgeschäft unterstützen. Reuben wörtlich: »Die bestehende Regulierungsstruktur, die sich seit ihrer Gründung in der Zeit der Depression entwickelt und Barrieren zwischen den einzelnen Finanzsektoren errichtet hat sowie verbindlichen Regeln vorsah, ist für die Herausforderungen eines dynamischen globalen Marktes für Finanzdienstleistungen kaum geeignet … Ein System rigider Verordnungen ist mit der in einem globalen Wettbewerbsumfeld erforderlichen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit schlicht unvereinbar.« Kurz: der Goldman-Sachs-Mann von der CFTC unterstützte eindeutig nicht-regulierte Derivatmärkte.
Wer also wirklich wissen will, wer die Bedingungen für die jetzige Krise und deren Management geschaffen hat, der muss sich dieses Netzwerk der ehemaligen Goldman-Sachs-Spezis des US-Finanzministers und De-facto-Finanz-»Zars« Henry Paulson vornehmen. Diese Clique ist hauptsächlich für das Schlamassel verantwortlich, nicht die überhöhten Bonuszahlungen an die Geschäftsführung der bankrotten Firma Lehman Bros. und anderer Finanzinstitute.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://info.kopp-verlag.de