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Finanzbranche droht neuer Milliardenschock

von Astrid Dörner (New York)
Die Pleite von Lehman Brothers ist noch längst nicht ausgestanden. Das Desaster droht für die Anbieter von Kreditderivaten auf Schulden der US-Bank zum Milliardengrab zu werden.
Per 21. Oktober müssen Vermögensverwalter, Versicherer und Banken nominal bis zu 365 Mrd. $ an die Käufer der Credit Default Swaps (CDS) auszahlen. Netto allerdings dürfte der Betrag deutlich kleiner ausfallen, sagen Analysten. Sie rechnen mit rund 8 Mrd. $, da sich die CDS-Verkäufer in der Regel selbst abgesichert haben.
Die gleichwohl gigantische Summe ist das Ergebnis des Auktionsverfahrens des Derivateverbands International Swaps and Derivatives Association (ISDA) vom Freitag. Nur so konnten der Restwert der Lehman-Anleihen und die Zahlungsverpflichtungen, die sich aus der Emission von Credit Default Swaps (CDS) ergeben, bestimmt werden. An der Auktion nahmen insgesamt rund 350 Institute als Käufer wie als Verkäufer der CDS-Kontrakte teil - darunter auch viele deutsche Adressen. Welche Summe Deutsche Bank, Dresdner, BayernLB, Allianz, IKB, HSH und andere zu tragen haben, ist unklar. Fest steht: Jede weitere Belastung ist wegen der ohnehin angespannten Lage ein neuer Rückschlag.
Wie viele CDS von welchen Institutionen gehalten werden und auf welche Unternehmensanleihen oder Kreditpakete sie lauten, weiß bis jetzt niemand - die Branche arbeitet komplett unbeaufsichtigt. Die CDS sind lediglich Verträge privater Natur, die zwischen zwei Parteien per E-Mail oder Instant Messaging abgewickelt werden.
Ebenso unklar sei, ob alle Ansprüche aus der Lehman-Pleite befriedigt werden können, warnen Beobachter. Gerät ein Versicherer oder eine Großbank durch die Auszahlung ins Wanken, könnte das dem Finanzsystem den Todesstoß versetzen. "Der Markt versucht gerade herauszufinden, ob die Versicherer genügend Kapital haben", sagt Sean Egan, Gründer der Ratingagentur Egan Jones. So habe Metropolitan Life wegen der CDS-Verpflichtungen bereits eine Kapitalerhöhung angekündigt. Die Aktie des Konkurrenten Prudential verlor am Donnerstag 40 Prozent - was Egan vor allem auf die Lehman-Auktion zurückführt. Beobachter rechnen damit, dass auch der inzwischen verstaatlichte Versicherungskonzern American International Group (AIG) betroffen ist. AIG gilt als einer der größten Emittenten von CDS-Versicherungen.
Der in der Auktion ermittelte Wert von 8,625 Cent je 1 $, der in Lehman-Anleihen angelegt wurde, ist höher als erwartet. Anbieter von CDS-Policen müssen demnach den Kehrwert, also 91,375 Prozent, der versicherten Summe zahlen. Bei 400 Mrd. $ an ausstehendem CDS-Volumen auf Lehman-Anleihen ergibt sich zumindest nominal eine Gesamtsumme von 365 Mrd. $. "Für die CDS-Emittenten muss der Preis ein Schock sein", sagt Egan. Ursprünglich war mit rund 87 Prozent gerechnet worden. Bei einem normalen Abwicklungsprozess im Insolvenzfall liegt der Restwert für Bondsinhaber etwa bei 60 Prozent.
CDS waren weltweit lange der am schnellsten wachsende Bereich des Finanzmarkts. Die Idee: Anbieter von CDS-Kontrakten bieten eine Art Versicherung gegen den Ausfall einer Anleihe an. Die Pleite von Lehman Brothers ist nun einer der ganz wenigen Fälle, bei dem die CDS-Verkäufer tatsächlich gezwungen sind, den Käufer die "Versicherungssumme" auch auszuzahlen.
Ihren ursprünglich defensiven Charakter haben CDS inzwischen aber verloren. Längst wird mit ihnen auf die Kreditbewertung von Unternehmen spekuliert. Dadurch, dass CDS-Kontrakte abgeschlossen wurden, ohne dass der Versicherungsnehmer überhaupt die Anleihe besitzen musste, explodierte der Markt. Seit Ende der 1990er-Jahre schwoll das CDS-Volumen auf zuletzt 55.000 Mrd. $ an. Die Pleite von Lehman, einst die viertgrößte US-Investmentbank, gilt als der größte Stresstest für den Markt.
Die Fastpleite der US-Investmentbank Bear Stearns hatte im März bereits den Blick für die Risiken dieser Versicherungen geschärft. Seitdem werden Positionen Stück für Stück abgebaut. Lehman Brothers selbst war ein wichtiger CDS-Versicherer.

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, www.silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://www.ftd.de