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Haste mal ne Milliarde, ey?

Es ist einem schon unangenehm, nicht wahr? Sie lungern an den Straßenecken herum, diese Typen mit fein frisiertem Haar und teuren Krawatten, und hauen unbescholtene Regierungen um ein paar Milliarden an. Nur für nen kleinen Bailout, ey ...

Aber als US-Regierung hat man einfach ein gutes Herz. Das kann der Rest der Welt doch bestätigen, gell. Daher gibt man gerne und selbstlos. Die 75 Milliarden für die American International Group (AIG), die man für zwei Jahre zur Verfügung stellt, sind für die Notleidenden fast gratis. Was sind schon 11,5% Zinsen? Ein Schnäppchen, oder nicht? Bei jedem Hinterhof-Wucherer würde die AIG mehr bezahlen!

Und das Geld ist gut angelegt. Davon abgesehen, dass nun 80% des Versicherungskonzerns unter Regierungsaufsicht gestellt sind, d.h. wie bei Freddie Mac und Fannie Mae nun endlich mal Leute ans Ruder kommen, die Ahnung haben (höhö), hieß es heute Nacht bezüglich der American International Group so nebenbei: ‚Die Interessen des amerikanischen Steuerzahlers sind durch die Konditionen des Kredites geschützt.’ Jau, das werden die Steuerzahler auch denken. Zumal es ja sowieso keine Steuergelder sind, die hier eingesetzt werden. Die sind nämlich alle.

Im Monty Python-Stil auf den Spuren Japans

Wie kann man eigentlich davon faseln, irgendwelche Staatsgelder zur Verfügung zu stellen, wenn man das größte Loch aller Zeiten in den Staatssäckel gepfuscht hat? Und wie kann man sich dann wie Finanzminister Paulson, Ex-Goldman Sachs-Chef, ohne rot zu werden zu Wochenbeginn hinstellen und der Welt mitteilen: ‚Der amerikanische Bürger soll wissen, dass er seinem Finanzsystem voll und ganz vertrauen kann’? Was ist das - ein Mel Brooks oder ein Monty Python-Movie?

Was auch gefällt und gerne genommen wird, sind die beinharten Eisenbeißer der US-Notenbank Fed. Entgegen dem Gewinsel der Marktteilnehmer sind sie der Fels in der Brandung. Zinssenkung? Is nich! Könnte ja jeder kommen. Zugegeben ... genutzt hätte es sowieso nichts. Und psychologisch sind - eigene Schätzung - 98% aller kleinen und großen Investoren weltweit soweit von dem "alles ist gut"-Geplapper der letzten zwölf Monate kuriert, dass man eine erneute Zinssenkung bestenfalls als Zeichen größter Not wahrgenommen hätte. Dumm nur: KEINE Zinssenkung wird auch nicht besser honoriert.

Aber vielleicht wollten die Notenbanker sich auch noch den nötigen Spielraum nach unten lassen, haha. Nun ja, zwei Prozent Leitzins sind besser als die Nullkommanix in Japan nach dem Zusammenbruch 1990. Als die Japaner danach - eigentlich bis heute - trotz Geld umsonst nie wieder so richtig auf die Beine kamen. Aber irgendwie ist es völlig egal, ob der Leitzins zwei oder nahezu null Prozent beträgt. Der Weg der Japaner wird erneut beschritten. Weil die USA sich gegen alle Logik, gegen alle Vernunft und gegen alle Erfahrungen früherer Generationen auf den Weg der Unverwundbarkeit und des ewigen Wachstums begeben wollten und dabei dummerweise voll auf die Nase gefallen sind (symbolisch natürlich, da die USA als Staatsgebiet ja keine Nase haben).

Der Greenback gesucht - trotz Massenproduktion?

Das führt mich nun zur neuen Karriere des US-Dollars, von Freunden und Kennern Greenback genannt. Oder Altpapier, es kommt darauf an, wen Sie fragen. Er steigt. Und angeblich sei das gut so. Ich frage mich, für wen, in welcher Hinsicht ... und wer kauft denn jetzt Greenbacks?

Grundsätzlich ist ja der Kurs dadurch gesteuert, ob jemand Dollars braucht oder nicht. Rein also durch Angebot und Nachfrage. Spekulation? Gibt’s nicht, genauso wenig wie bei Öl oder Gold, gell! Das hatte schließlich der Herr Paulson mal bestätigt (bevor die Aufsichtsbehörden das Gegenteil feststellten).

Nicht gemeint sind dabei aber Dollars, die es noch gar nicht gibt. Sprich die unzähligen Milliarden, die die US-Regierung im Verein mit der Notenbank an Krediten aufnimmt, um sie in Rüstung und notleidende Banken zu investieren (wobei, das muss man verstehen, dann am Bürger ein wenig gespart werden muss) oder als Milliarden-Kapitalspritzen in den Orbit pustet, um die Kreditmärkte am Leben zu erhalten. Dieses Geld gab es ja vorher nicht. Es entsteht, indem man z.B. 1 Billiarde Dollar, die man nicht hat, aber ausgibt, einfach 1,5 Billiarden macht und sie ausgibt. Man muss sie ja nicht einmal drucken (kostet eh Geld), man kann sie einfach entstehen lassen. Es werde, sagt die US-Regierung. Und es wird.

Gemein formuliert muss man also feststellen, dass wir eine Dollarschwemme haben. Im klassischen Sinne müsste man davon ausgehen, dass ein Gut, das sich derart vermehrt, sprich inflationiert, im Wert sinkt. Im Sinne der Jagd müsste man den Greenback wegen zu stark wachsender Population zum Abschuss freigeben. Aber die Trendwende nach oben - sprich Schonzeit - ausrufen, wie es manche Auguren tun? Wie soll denn das mit den Fakten zusammen gehen?

Ganz einfach: gar nicht. Je mehr der Dollar zu etwas wird, das man in Milliardenhöhe mal eben verbal entstehen lassen kann (wenn man zufällig US-Regierung ist, wir natürlich leider nicht), desto geringer wird letztlich sein Wert. Und hinzu kommen zwei weitere Aspekte, die die Position des Dollars im Verhältnis zu anderen Währungen bestimmen: Zinsdifferenz und Vertrauen.

Fundamentals mit Kantersieg gegen den Dollar

Die Zinsdifferenz spricht klar für den Euro. Die 10jährigen Bunds rentieren aktuell bei 4,07%, die 10jährigen US-Treasuries um 3,5%. Und Vertrauen in den Dollar ... mehr als in den Euro? Man blicke sich doch mal um! Wenn die US-Wirtschaft eines im Rest der Welt ganz bestimmt nicht genießt, dann Vertrauen.

Mit fundamentalen Gegebenheiten kommt man also nicht gerade weit, will man den jüngsten Anstieg des Dollar zum Euro erklären - der übrigens zum Yen nicht erfolgte. Was das Ganze mehr als Euro-Schwäche denn als Dollar-Stärke ausweist, aber sei’s drum. Erklärung No 1:

Es ist eine reine technische Reaktion. Einer fing an einzudecken, die anderen liefen hinterher. Dafür spräche, dass der US-Dollar-Index, der den Greenback zu allen anderen Währungen gewichtet abbildet, nun an langfristigen Abwärtstrends hängen geblieben zu sein scheint. Aber kann das der alleinige Grund sein?

Möglichkeit No 2: Viele gehen davon aus, dass die Notenbanken weltweit den Dollar stützen. Warum? Nun, natürlich in der Hoffnung, so den eigenen Export in die USA, der durch zu starke eigene Währungen behindert wird, wieder zu erleichtern und gleichzeitig die Inflation zu drücken, da Rohstoffe in Dollar fakturiert werden. Das würde also passen. Aber was ist mit dem Wirt?

Die USA brauchen eigentlich einen schwachen Dollar ...

Will die US-Regierung einen starken Dollar? Verbal seit jeher, das kennen wir ja. Die Platte wurde irgendwann vor Jahrzehnten aufgelegt und von jedem Präsidenten und Finanzminister seither abgespielt. Sie kratzt bereits ein wenig ... bei Mr. Paulson hühühüpft sie sogar etwas. Aber die Wahrheit ist natürlich eine andere. Wenn man schon im Rest der Welt verschuldet ist, bringt a bisserl Inflation so seine Vorteile. Ein schwacher Dollar hilft, denn dann leiht man sich bildlich gesprochen heute zwei Hamburger und muss in ein paar Jahren nur noch einen zurückzahlen. Wobei man sich fragen muss, ob die Gläubiger dieses Geld je wieder sehen ... oder wir nicht in ein paar Jahren über einen Schuldenerlass für die USA verhandeln müssen, wie heute bei einigen afrikanischen Staaten.

Aber davon abgesehen hat der schwache Dollar ja dazu geführt, dass der US-Export bis vor einigen Monaten lief wie am Schnürchen. Die US-Firmen konnten immer billiger anbieten ... und gleichzeitig wurde der Binnenabsatz dadurch gefördert, dass Importwaren immer teurer wurden. Dass das ein reiner, schicksalsbedingter Zufall war, wird wohl niemand glauben. sicher, dadurch hat man sich durch die Hintertür eine zackige Inflation eingehandelt. Aber bis vor ein paar Wochen schien man das seitens der US-Oberen in Kauf nehmen zu wollen. Denn auch wenn es schien, als würde man den Teufel mit dem Beelzebub austreiben: Die Export- und Importvorteile gingen zu Gunsten der großen Unternehmen, in den USA traditionell eng und liebevoll mit der Politik verbunden. Die steigenden Rohstoffpreise aber verteilten sich auf die Schultern aller - Unternehmen wie Bürger gleichermaßen. Ein klares 2:1 für die mit dem dicken Geld.

Aus dieser Warte heraus ist somit schwer nachvollziehbar, warum die USA auf einmal einen festen Greenback wollen sollen. Zumal doch nun die Nachfrage nach Energie so plötzlich eingebrochen sein soll, dass sogar Förderkürzungen, Hurrikanschäden und rapide sinkende Lagerbestände (US-Benzinlagerbestände auf dem niedrigsten Stand seit Jahren) für einen Ölpreis-Einbruch um 10 Dollar gut sind. Was brauchen wir da einen starken Dollar, gell?

Ah ... ich vergaß. Da war noch was. Wahlen. Die Amerikaner wählen Anfang November irgendwen. Und die momentan den Präsidenten stellende Partei hat verlauten lassen, dass sie an einem Wahlsieg nicht völlig desinteressiert sei. Dumm nur, dass die Bürger (und die muss man ja immer noch abstimmen lassen, auch wenn es lästig ist) im Moment ein wenig unzufrieden sind. Mit diesem, mit jenem. Ja, es soll sogar welche geben, die mit ALLEM unzufrieden sind, was die Regierung in den letzten Jahren so zustande gebracht hat. Sicher, sie sind alle furchtbar undankbar. Anstatt stolz zu sein, nach einem Haushaltsüberschuss vor acht Jahren nun das größte Loch in der Kasse aller Zeiten miterleben zu dürfen ... und ihren Enkeln einst erzählen zu können: "Ich war dabei! Euer Opa hat die Schulden mitverantwortet, die ihr heute abzahlen dürft!" ... quengeln die Bürger herum. Nur, weil sie ihre Jobs verlieren, ihre Häuser zwangsversteigert werden und Mietwohnungen unerschwinglich sind. Meine Güte!

... außer vor den Wahlen

Nun gab es also zwei Möglichkeiten, diese undankbaren Zweifler dazu zu bringen, ihr Kreuz Anfang November dorthin zu machen, wo es sich gehört. Die eine Möglichkeit war, den Patriotismus wieder zu beleben, der nach dem Irak-Desaster irgendwie Konditionsschwächen offenbart hatte, indem man irgend jemanden angreift. Und dadurch zeigt, dass die US-Bürger nur sicher sind, wann man ihre Sicherheit sicherheitshalber vorausschauend sicherstellt, indem man beispielsweise den Iran angreift. Das hat man scheinbar fallen gelassen. Ist es nicht erstaunlich, dass das Thema Iran vor mehreren Wochen plötzlich von Hundert auf Null aus den Nachrichten verschwand und kurz darauf die Ölpreise fielen und der Dollar stieg?
Sicher, natürlich ist da ein Kausalzusammenhang. Aber wundert sich denn niemand, dass es plötzlich von Säbelrasseln bis "Iran? Nie gehört" nur so kurze Zeit dauerte? War dieser Zusammenhang dadurch fallender Energiepreise nicht zufällig "nicht unerwünscht"? Denn das zweite Mittel, vergrätzte Bürger wieder gnädig zu stimmen, ist ein Rückgang der Heizöl- und Benzinpreise ... wenn man schon die Hypothekenzinsen nicht herunterbekommt. Und siehe da, die Umfragewerte schlagen mit jeden 10 Cent weniger an der Zapfsäule weiter zugunsten der Republikaner aus und das Vertrauen der Verbraucher in die Zukunft steigt.

Fazit: Die USA wollen gar keinen starken Dollar - außer bis zur Wahl. Es spielt ihnen in die Karten, dass der Rest der Welt einen stärkeren Dollar sehr wohl braucht. Aber nur bis zur Wahl. Danach werden wir uns womöglich schnell umgucken. Wenn es überhaupt bis Anfang November durchzuhalten ist, da habe ich meine Zweifel. Aber:

Auch, wenn ich normalerweise keine Prognosen von mir gebe: Ich halte es für sehr, sehr wahrscheinlich, dass sich SPÄTESTES dann die fundamentalen Rahmenbedingungen wieder durchsetzen werden, die 5:0 gegen den Greenback sprechen. Und spätestens dann - möglicherweise aber auch früher - werden die momentan von manchen bereits wieder mal als "ewig" eingestuften Kurseinbrüche der Rohstoffe plötzlich enden und vor allem die Edelmetalle wieder dorthin sausen, wohin sie gehören: Angesichts dieser unerfreulichen Konjunkturlage und fatalen Perspektiven für die kommenden Monate nach oben! Denn wenn der Dollar nicht wieder in die Knie geht, würde Ihnen doch was fehlen, wenn sie nicht wieder an jeder Ecke hören: "Haste mal ne Milliarde, ey?"

© Ronald Gehrt

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: www.system22.de