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"Die Fed ist völlig hilflos"

Die US-Notenbank hat auf die Horrormeldungen reagiert und Initiativen zur Unterstützung der Finanzmärkte angekündigt. Anleger sollten sich davon besser nicht allzu viel versprechen, warnt Eberhardt Unger, Chefvolkswirt bei Fairesearch.

boerse.ARD.de: Wie beurteilen Sie die Weigerung der US-Regierung und der Fed, mit Milliardengarantien für Lehman einzuspringen? Wird dadurch die Krise nicht unnötig verschlimmert?

Eberhardt Unger: Die Finanzkrise und ihre Auswirkungen sind tatsächlich viel schlimmer, als die Börsen bisher angenommen haben. Anderseits sind der US-Notenbank Federal Reserve die Hände gebunden. Sie kann nicht noch eine und noch eine und noch eine Bank verstaatlichen und so vor der Pleite retten. Damit würde sie eine Inflationswelle ungeahnten Ausmaßes lostreten.

boerse.ARD.de: Aber bei Bear Stearns war sich die Fed für eine Milliardengarantie nicht zu schade ...

Eines ist schon erstaunlich: Dass ausgerechnet das Land des Kapitalismus reihenweise Banken wie Bear Stearns, Fannie Mae und Freddie Mac verstaatlicht oder staatlich unterstützt - nicht zu glauben! Das Beispiel Bear Stearns zeigt aber vor allem, dass die US-Notenbank selber das Ausmaß der Finanzkrise völlig unterschätzt hatte. Damals im März hatte man noch gedacht, mit dieser Notaktion wäre das Desaster im Bankensektor bereinigt.
boerse.ARD.de: Wird durch die Lehman-Pleite jetzt der nötige Reinigungsprozess in Gang gesetzt?

In der Tat war es insofern gut, Lehman pleite gehen zu lassen. Das heißt aber nicht, dass schon morgen alles ausgestanden und die Finanzwelt wieder auf dem Dampfer sein wird. Nein, das wird viel, viel länger dauern. Bislang hatte die Wall Street angenommen, die Konjunkturflaute würde bis zum Jahresende überwunden sein. Heute kann man über eine solche Naivität nur lachen. Und steht eine tiefe Rezession in den USA und eine weltweite Konjunkturflaute bislang ungeahnten Ausmaßes bevor. Eine Trendwende könnte erst Ende 2009 greifbar werden.

boerse.ARD.de: Was halten Sie von den angekündigten Hilfsmaßnahmen der Fed? Zeigt sich hier nicht auch eine gewisse Hilflosigkeit?

Ja, ganz genau. Die Fed wird weiterhin nur an den Symptomen herumkurieren, indem sie dem Markt zum Beispiel Liquiditätsspritzen verpasst. Sie befindet sich in einer Sackgasse, aus der sie nicht mehr heraus weiß. Die Krise ist so groß, dass sie mit ihrem Eingreifen kaum noch etwas bewirken kann.

boerse.ARD.de: Wäre dennoch eine Leitzinssenkung am Dienstag denkbar?

Eine Leitzinssenkung bei der Fed-Sitzung am Dienstag ist durchaus keine Utopie mehr. Doch was soll das bringen!? Bei einer Inflationsrate von vier und voraussichtlich bald sechs Prozent ist schon der jetzige Leitzins von 2,00 Prozent eigentlich glatter Wahnsinn, die Realzinsen sind schon negativ. Dass das die Konjunktur nicht wirklich ankurbeln kann beziehungsweise erst viel zu spät greift, das hat schon Greenspan unter Beweis gestellt. Zugleich würde damit auch der Dollar an Wert verlieren. Überhaupt sollte man hinter den in der vergangenen Woche wieder erstarkten US-Dollar ein großes Fragezeichen setzen. Das hatte meines Erachtens keinerlei fundamentale Gründe, ist aber eine gute Gelegenheit für Anleger, Positionen in Dollar glatt zu stellen und in sichere Euro-Bundesanleihen oder auch Rohstoffe umzuschichten.

boerse.ARD.de: Wie sieht es mit der EZB aus? Ist ihre Falken-Politik angesichts der Verwerfungen auf dem Finanzmarkt noch vertretbar?

Die EZB wird inzwischen von der Realität der Finanzkrise eingeholt, die haben sich was das anbelangt, völlig verschätzt. Allerdings hat die EZB schon immer mehr Wert auf die Inflationsbekämpfung gelegt. Und an dieser Baustelle sah es zuletzt tatsächlich nicht so gut aus, von dieser Seite her war der hohe Leitzins bis vor kurzem auch noch zu rechtfertigen. Allerdings muss jetzt, da auch in Europa eine massive Konjunkturflaute droht, die EZB allmählich nachgeben. Ich glaube, es wird eine Zinssenkung geben, aber eher zum Jahresende hin.

Das Interview führte Angela Göpfert

Dieser Beitrag wurde nicht geprüft, silbernews.at übernimmt keine Verantwortung für Angemessenheit oder Genauigkeit dieser Mitteilung. Quelle: http://boerse.ard.de