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Finanzkrise: Abpfiff – aber nur zur Pause

von Matthias Eberle
Mit der faktischen Verstaatlichung der beiden Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac geht die US-Immobilienkrise in die Halbzeit. Die Spieler laufen ausgelaugt Richtung Pausenkabine, doch zum Verschnaufen wird kaum einer kommen. Während die Wahlkämpfer John McCain und Barack Obama debattieren, wie sie das Ausufern der Finanzkrise zu einer handfesten Rezession stoppen wollen, drohen weitere Hiobsbotschaften aus "Corporate America".
Die ersten Banken legen nächste Woche Ergebnisse zum dritten Quartal vor und werden wohl das bekannte Bild liefern: horrende Abschreibungen, Milliardenverluste, Verkäufe von Tafelsilber - sofern noch vorhanden.
Spätestens dann wird wieder klar sein, dass die Finanzkrise auch mit dem waghalsigen Einsatz von bis zu 200 Milliarden Dollar Steuergeld nicht zu beenden ist - eine schlechte Botschaft nicht nur für die Wall Street, sondern für die gesamte Finanzbranche und die Weltwirtschaft.
Die hastige Rettung von Fannie Mae und Freddie Mac markiert die vermutlich letzte wirtschaftspolitische Rettungsaktion der Ära George W. Bush. Sie soll Vertrauen zurückbringen und niedrigere Hypothekenzinsen, die Nachfrage auf dem US-Häusermarkt beleben und damit den bedrohlichen Preisverfall stoppen. Weil jetzt der Staat die wichtigsten Säulen des US-Hypothekenmarktes vor dem Sturz bewahrt, könnte sich auch der Markt für die Hypothekenverbriefungen wieder fangen und auf diese Weise die existenziellen Probleme vieler Banken lindern.

Unter führenden Ökonomen besteht kein Zweifel, dass auch diese Intervention notwendig war, um einen Kollaps des Weltfinanzsystems zu verhindern. Hoffnungen, dass damit ein Ende der Krise eingeleitet werden könne, sind aber realitätsfern. Die US-Regierung springt ein, wo es riesige Löcher zu stopfen gilt. Auf Kosten von heutigen und künftigen Steuerzahlern rettet sie die Drahtseilartisten der Wall Street, ohne das Fundament für einen neuen Konjunkturzyklus zu legen.
Noch hält sich die weltgrößte Volkswirtschaft wacker, weil ihre Topkonzerne, unterstützt vom billigen Dollar, im Exportgeschäft haussieren. Doch die Krise, die in den USA ihren Anfang nahm, wird mit Macht dorthin zurückkehren. Die Weltwirtschaft beginnt, sich deutlich abzukühlen. Weltmarken wie General Electric, Microsoft oder Coca-Cola werden ihre Rekordgewinne in diesem Umfeld kaum halten können. Die sich abschwächende Konjunktur in Asien und Europa bedroht indirekt auch die Wall Street. Ein Lichtblick ist allenfalls, dass die Energiepreise wieder nachgeben - aber das trifft die großen US-Ölkonzerne.
Dabei leidet "Main Street", die breite US-Wirtschaft abseits der Wall Street, schon jetzt. Der US-Konsument ist hoch verschuldet und muss mit steigenden Lebenshaltungskosten und fallenden Hauspreisen klarkommen. Die Arbeitslosigkeit ist deutlich gestiegen, die jüngsten Steuerschecks sind verfrühstückt, frische Kredite kaum mehr erhältlich. Ein Einbruch des Konsums, der für rund 70 Prozent der US-Konjunktur steht, ist nur eine Frage der Zeit.
Auf den neuen US-Präsidenten wartet eine Wirtschaft im Ausnahmezustand. Sie wird den Ruf nach weiteren Rettungsprogrammen erheben - nach der Halbzeitpause.

Quelle: http://www.handelsblatt.com