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Spielende Kinder in Schlaglöchern

Wöchentlicher Kommentar von Frank Meyer um 13:48:16 Uhr 30.08.08
„Achten Sie auf dem Weg nach Hause auf Schlaglöcher! Es könnten Kinder drin spielen!“, sagte einst Helga Hahnemann, die Grande Dame der ostdeutschen Unterhaltungskunst. In der Tat hatten die ostdeutschen Straßen permanente infrastrukturelle Unterstützung nötig, diese aber nie erhalten. Doch irgendwie erinnert der Spruch der „Henne“ auch an das Geschehen in den Finanzmärkten und an deren Akteure. Die Straßen ins Nirgendwo sind gespickt mit tiefen Löchern im Asphalt. Eine weitere Bank in den USA hat am Freitag ihre letzte Ruhestätte in einem solchen Loch gefunden. Die Liste der Opfer wird vorzugsweise freitags nach Börsenschluss verlesen.
Erwischt hat es diesmal die Integrity Bank of Alpharetta in Atlanta im US Bundestaat Georgia. Sie ist die 10. Bank binnen weniger Wochen von der US-Bankenaufsicht geschlossen wurde. Man beziffert die Anlegergelder auf fast eine Milliarde Dollar. Die steigende Zahl faul gewordener Kredit lenkte das Institut ins Schlagloch. Aus dem Spiel der ewigen Gewinne entwickeln sich Ernstfälle, vor allem für diejenigen die glauben, dass ihr Geld wäre bei einer Bank sicher wäre. Wer über 100.000 Dollar bei der Integrity Bank of Alpharetta liegen hatte, schaut in die Röhre. Der US-Einlagensicherungsfonds sichert maximal 100.000 Dollar ab. Seine Einlagen von schätzungsweise noch 37 Mrd. USD schmelzen dahin wie eine Eistüte in der Augustsonne. Wie will man mit diesen paar Milliarden erst eine große Bankpleite schultern?
Nicht umsonst verabreicht man den großen Kollegen finanzielles Doping. Ohne das wäre die Liste der Opfer schon länger. Doch mit einer entsprechender Größe hat man inzwischen auch die Garantie, notfalls woanders Unterschlupf zu bekommen. Bear Stearns war ein solcher Fall. Der Bär landete bei JPMorgan. Fannie Mae und Freddy Mac stützt der Steuerzahler. Die SachsenLB kroch bei der LBBW unter und die IKB wird bei Loan Star verdaut. Der Geruch von rauchendem Gummi nach einer Vollbremsung durchzieht die Luft. Mit 10 Mrd. Euro stützte der deutsche Steuerzahler die Mittelstandsbank, ohne gefragt worden zu sein. Für eine Handvoll Euro hat sie die KfW dann an eine Heuschrecke verfüttert. Einen Untersuchungsausschuss wie von der Opposition gefordert, soll es nicht geben. Vielleicht kommen da zuviele unangenehme Dinge ans Licht. Doch die FDP lässt nicht locker:

Die FDP will laut einem Pressebericht an einem Bundestag-Untersuchungsausschuss zum Verkauf der Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB festhalten «Ich gehe weiter davon aus, dass es einen Untersuchungsausschuss geben wird, sagte der FDP-Fraktionsgeschäftsführer im Bundestag, Jürgen Koppelin, der in Essen erscheinenden «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung nach einem Gespräch zwischen Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) und FDP-Chef Guido Westerwelle «Der Finanzminister müsste eigentlich auch ein Interesse daran haben, die Fakten auf den Tisch zu legen, sagte Koppelin weiter, ohne auf Inhalte der Unterredung einzugehen.

Sonnige Wochenenden wie dieses haben den Vorteil, sich in den Park oder ein Café zu setzen, den Leuten zuzusehen, Zeitungen zu lesen und über Dinge nachzudenken, die von weiteren Schlaglöchern künden. Man braucht sich nur umzusehen.
Viele Gold - und Silberbugs sind im August zum zweiten mal in diesem Jahr in ein Schlagloch geraten. Es wird vermutet, dass dieses nicht nur bewusst ausgehoben, sondern vor allem tief genug ausgeschachtet wurde, um dem Papierspekulanten das Genick zu brechen. Das ist ja wohl auch gelungen. Doch ach, die niedrigen Preise haben die Nachfrage nach physischer Ware nach oben katapultiert und die Lieferanten Schwierigkeiten gebracht. Die US-Mint konnte keine Goldmünzen mehr liefern. Der Silber Eagle ist ausverkauft, Kanada melden ebenso Verzögerungen wie die Mint in Australien. Auf dem physischen Markt scheint ein Verteilungskampf um diese "Versicherungen gegen Schlaglöcher" losgebrochen zu sein. Bloomberg berichtet, dass sogar Südafrika die Krügerrands ausgegangen sind. Auch die deutsche Heraeus meldet, dass die Nachfrage nach Edlem hoch sei:

Die Nachfrage war in den letzten Tagen sogar wieder so hoch, dass alles, was aktuell die völlig ausgelasteten Fertigungsanlagen bei den Prägeanstalten verlässt, sofort beim Endkunden landet, während die Lager praktisch leer sind. Das gilt übrigens für Silber genauso, wie für Gold.

Inzwischen hat sich der Edelmetallmarkt in einen Papiermarkt und einen physischen Markt geteilt. Die Preise rennen auseinander. Für einen Krügerrand bezahlt man in Deutschland im Schnitt 600 Euro. Das sind 35 Euro über dem Spot-Preis, ein Aufschlag von 6%. Dieser Aufpreis hat sich binnen weniger Wochen verdoppelt.
Übrigens feiert der Krügerrand in wenigen Tagen seinen 41. Geburtstag. In dieser Zeit wurden aus schätzungsweise 46 Mio. Unzen Gold 56 Mio. Stücke geprägt. Im Gegensatz zu den Münzproduzenten haben es die Notenbanken leichter, den Bedarf zu befriedigen. Es setzt sich jemand an den Computer, gibt eine Zahl mit vielen Nullen ein und drückt dann die Enter-Taste. Der Gegenwert des Geldes muss zwar erst noch geschaffen werden. Doch das ist wie wir wissen gerade zur Zeit nicht so einfach bzw. unmöglich. So wuchs seit der Loslösung des heutigen „Geldes“ vom Band des Goldes die Menge um den Faktor 40, während sich die Menge der weltweite Waren und Dienstleistungsmenge aber nur vervierfacht hat.
Zurück zu den Schlaglöchern. Schön ist es doch, wenn ein Krater nett gepolstert ist, so dass sich ein Fall in einen solchen wie ein Sprung in ein Daunenbett anfühlt. Fragen Sie mal die ehemaligen Chefs der großen ins Straucheln geratenen Unternehmen. Es wird vermutet, dass auch Herbert Walter von der Dresdner Bank weich gebettet sein wird, wenn die Commerzbank die Dresdner Bank übernehmen sollte. So schreibt der Focus:

Der Allianz-Konzern hat den Chef seiner Tochter Dresdner Bank, Herbert Walter (55), für den Fall eines Eigentümerwechsels finanziell abgesichert. Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter stehen nach FOCUS-Informationen mehr als zwei Millionen Euro als Einmalzahlung zu, sollte der Versicherungsriese mehr als die Hälfte seiner Stimmrechte abgeben und Walter dadurch seinen Job verlieren. So erhielte der Bankchef das Fixgehalt von jährlich 175 000 Euro bis zum Ende der Vertragslaufzeit 2012. Dazu kämen Boni, die in den vergangenen Jahren durchschnittlich 351 000 Euro ausmachten. Außerdem hätte Walter, der seit 2003 Deutschlands viertgrößte Bank leitet, Anspruch auf Ruhestandsbezüge von der Allianz.

Irgendwie hatte die Dresdner Bank in den letzten Jahren kein gutes Händchen und die Allianz damit einen Sack voller Probleme. Zwei Millionen Euro soll Herr Walter erhalten. Das sind zwar Peanuts im Vergleich zu den Abfindungen seiner Kollegen aus den USA, doch bei den verlorenen Milliarden kommt es auf diese zwei Milliönchen nun wirklich nicht mehr an. Über alles weitere wird sich die Geschichte kümmern, oder irgendwann auch mal wieder die Talkshows.

© Frank Meyer
Quelle: » http://blog.frank-meyer.tv/