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Inflation: Wird da "schöngerechnet"?

In den letzten Wochen habe ich hier im Trader´s Daily deutlich gemacht, dass ich von einer "Politik des leichten Geldes" (wie sie die Fed unter Ben "Luftnummer" Bernanke gerade fährt) wenig bis nichts halte.

Begründung: Diese "Politik des leichten Geldes" soll einen Wirtschaftsaufschwung aufhalten. Dabei wäre dieser durchaus gesund (im Sinne einer "gesunden Korrektur"). Es gefällt mir gar nicht, dass durch diese "Politik des leichten Geldes" volkswirtschaftlich falsche Anreize gesetzt werden. Die Schuldigen der Hypothekenkrise werden nicht bestraft. Und es muss ein Preis für diese Politik des leichten Geldes gezahlt werden: Steigende Inflation.

Bei Letzterem habe ich Unbehagen. Das ist vielleicht spezifisch deutsch... denn wer miterlebt hat, wie die eigene Währung massiv verfallen ist, der hat das noch in den Knochen und legt auf möglichst viel Geldwertstabilität Wert.

Ähm, "miterlebt" ist vielleicht das falsche Wort. Denn ich bin weder "Highlander" noch kann ich mich einer Geburt in Kaiserreich oder Weimarer Republik erfreuen. Denn ich meine die deutsche Inflation des Jahres 1923.

Dieses Jahr war für die damals noch junge deutsche Republik ein Krisenjahr. Zu Beginn des Jahres wurde das Ruhrgebiet von Franzosen und Belgiern besetzt, was für Deutschland eine wirtschaftliche Katastrophe war. Die Reichsregierung entschloss sich, den passiven Widerstand der Arbeiter im Ruhrgebiet finanziell zu unterstützen. Zu diesem Zweck ließ sie die Notenpressen heiß laufen - Folge war die Hyperinflation des Jahres 1923. Ein Brot kostete Anfang November mehrere Milliarden Reichsmark.

Es endete damit, dass Ende November 1923 für einen einzigen US-Dollar 4,2 Billionen Reichsmark gezahlt werden mussten. Dann war zum Glück Schluss - es gab eine Währungsreform, die Übergangswährung Rentenmark wurde eingeführt, und Deutschland hatte wieder eine stabile Währung. Bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 ging es in Deutschland danach wieder aufwärts.

Begonnen hatte alles mit einer "Politik des leichten Geldes", in Form einer deutlichen Erhöhung der Geldmenge durch das Anwerfen der Notenpressen. Nun, so schlimm wird es im Fall der USA nicht werden, natürlich nicht. Doch steigende Inflation, die sehen wir da jetzt. Wie für den Fall einer solchen Politik nicht anders zu erwarten. Doch was ist das?

Wird da "schöngerechnet"? Die Zahlen, auf die die Marktteilnehmer warten und die über die Ticker kommen, sind die, welche "saisonbereinigt" sind. Darüber denken die meisten Marktteilnehmer offensichtlich nicht nach. Das sind eben "die Inflationszahlen". Doch wenn man genauer hinschaut - was ich tue, dann fällt einem = mir ein gewaltiger Unterschied auf.

Ein gewaltiger Unterschied zwischen den "saisonbereinigten" und den "nicht saisonbereinigten" Zahlen.

Nehmen wir die saisonbereinigten Inflationszahlen (Konsumentenpreise USA, offizielle Zahlen) für März und April. Im März lagen die bei 3,6%, im April bei 2,4% (jeweils Veränderung gegenüber Vorjahr). Zum Vergleich dazu die nicht saisonbereinigten Zahlen: Im März ein Zuwachs von 10,0%, im April von 7,2%. Mehr als das Doppelte der "nicht saisonbereinigten Zahlen"!

Doch das nahm offensichtlich kaum jemand war. Stattdessen das übliche Bild: Über die Ticker kam die "saisonbereinigte" Zahl, und die Reaktion der Trader war sinngemäß: "Klasse, die Inflation in den USA sinkt, von 3,6% auf nur noch 2,4%. Inflation unter Kontrolle, gleichzeitig pumpt die Fed Geld in den Markt. Da kaufen wir doch wieder Aktien und Anleihen."

In diesem Zusammenhang weise ich auf Folgendes hin: von 1997 bis 2007 lag die "Saisonbereinigung" bei den Inflationszahlen NIE bei mehr als 0,3 Prozentpunkten. Und nun auf einmal soll die "Saisonbereinigung" bei 6,4 Prozentpunkten (März) bzw. 4,8% (April) liegen?

Glauben Sie das?

Oder könnte es sein, dass da "schöngerechnet" wird, so dass bei Aktien- und Anleihenkursen eingepreist wird, dass "die Inflation unter Kontrolle ist"? (Was bedeutet, dass Aktien- und Anleihenkurse in den USA tendenziell höher stehen, als sie eigentlich sollten. Doch ich glaube nicht, dass das auf Dauer gut gehen kann - siehe heutiges "Zitat des Tages".)

Meine Einschätzung: Ich kann nicht beweisen, dass bei den US-Inflationszahlen "schöngerechnet wird". Doch die Tatsache, dass diese Saisonbereinigung in den letzten beiden Monaten um ein Vielfaches über den bisherigen Höchstwerten der letzten 10 Jahre lag, gibt mir zu denken. US-Aktien oder Anleihen kommen mir jedenfalls nicht ins Depot, weder "privat" noch bei meinem Börsendienst "Rohstoff Signale". (Ausnahmen höchstens im Bereich der spekulativen Einzeltitel, da kann man ein Titel dabei sein.)

Und das rate ich auch Ihnen.


© Michael Vaupel
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Trader´s Daily"