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HANDELSBLATT, Dienstag, 13. Mai 2008, 11:19 Uhr
Wachstum

Wirtschaft rutscht in die Stagnation

Von Dorit Heß und Norbert Häring

Nach einem wachstumsstarken Jahresauftakt steht der deutschen Wirtschaft eine merkliche Abkühlung bevor. Der Handelsblatt-Barclays-Indikator sagt für das laufende zweite Quartal einen merklichen Tempoverlust vorher. Welche Faktoren und Risiken für die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums verantwortlich sind.

FRANKFURT. Das lässt sich am Handelsblatt-Barclays-Indikator ablesen. Der exklusiv für diese Zeitung berechnete Indikator sagt für das erste Quartal einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 0,9 Prozent im Vorquartalsvergleich hervor, während er für das laufende zweite Quartal nur noch mit 0,1 Prozent Zuwachs und damit nahezu mit einer Stagnation des Wachstums rechnet. Eine erste offizielle Schätzung für die ersten drei Monate des Jahres legt das statistische Bundesamt für das erste Vierteljahr am Donnerstag vor.
Ausschlaggebend für den erheblichen Tempoverlust sind nicht nur Sonderfaktoren, die das Wachstum zu Jahresbeginn massiv angeschoben haben. Derzeit mehren sich die Risiken: Der Ölpreis lag zu Wochenbeginn bei mehr als 124 Dollar je Fass. Die hohen Energie- und Rohstoffpreise, die bereits auf viele andere Güter durchgeschlagen haben, entziehen den Verbrauchern Kaufkraft, die der heimischen Wirtschaft fehlt. Und der mit rund 1,55 Dollar starke Euro beeinträchtigt die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Die Abschwächung der Weltkonjunktur hat inzwischen auch große europäische Länder erfasst, die zu den Hauptabnehmern deutscher Exporte gehören.
Mehr als 40 Prozent der deutschen Exporte gehen in die übrigen Länder des Euro-Raums – und dort wird die Nachfrage immer schwächer. „In Spanien kollabiert die Konjunktur, Italien befindet sich nahe an der Rezession und in Frankreich schwächt sich die heimische Nachfrage ab: die europäische Inlandsnachfrage wird zu einer massiven Belastung“, sagt Jane Henry, Europa-Chefvolkswirtin von der britischen Großbank HSBC.
Verantwortlich für die statistische Aufblähung des Wachstums im ersten Quartal ist zu einem guten Teil die Saisonbereinigung, die im Winter eine starke Beeinträchtigung der Bauwirtschaft durch kalte Temperaturen unterstellt und eine entsprechende Aufwärtskorrektur vornimmt. Ist der Winter relativ warm wie in diesem Jahr, wird trotzdem die durchschnittliche Aufwärtskorrektur vorgenommen. Die statistische Aufblähung der Bauproduktion im ersten Quartal wird dann im zweiten Quartal rückgängig gemacht und unterzeichnet die Wachstumsrate entsprechend.
Beide Quartale zusammen betrachtet beträgt das Wachstum gemäß dem Handelsblatt-Barclays-Indikator ein Prozent – auf ein Jahr hochgerechnet zwei Prozent. In der zweiten Jahreshälfte wird das Tempo nach fast einhelliger Ansicht aller Volkswirte nachlassen. Um die Investitionen, eine der Triebkräfte des Wirtschaftswachstums, war es schon zuletzt nicht allzu gut bestellt. Julian Callow, Europa-Chefvolkswirt von Barclays Capital schätzt, dass die Anlageinvestitionen der Unternehmen im ersten Quartal um knapp ein Prozent gestiegen sind und damit deutlich weniger als in den vorangegangen Quartalen. Der Bankvolkswirt rechnet mit einer weiteren Abschwächung, weil sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen deutlich eingetrübt haben. Der Ifo-Index, der monatlich die Stimmung der hiesigen Unternehmen misst, war im April nach drei Anstiegen in Folge deutlich gesunken.
Volkswirte sehen dieses Umfrageergebnis als Vorboten dafür, dass die hiesige Industrie ab dem Sommer Schwierigkeiten haben dürfte, ihre hohen Kapazitäten auszulasten. Im Moment sind die Auftragsbücher noch voll, aber der Nachschub stockt. Die Auftragseingänge waren zuletzt zum vierten Mal in Folge gesunken und damit eine schwächere Produktionsdynamik absehbar. Allerdings sei der zyklische Zusammenhang zwischen den Auftragseingängen und der Produktion nicht mehr so eng wie noch in der Vergangenheit, hat Elga Bartsch von Morgan Stanley beobachtet. „Eine Ursache dafür könnte die zunehmende Zahl von Großaufträgen sein.“
Das Barometer
Die Prognose
Das Handelsblatt veröffentlicht monatlich ein Konjunkturbarometer: den Handelsblatt-Barclays-Indikator. Er quantifiziert das Wirtschaftswachstum in Deutschland in dem Quartal, für das noch keine offiziellen Wachstumszahlen vorliegen, aktuell also das erste Vierteljahr. Zudem liefert er eine Prognose für das laufende Vierteljahr, sprich aktuell das zweite Quartal. Mit diesem Indikator, der exklusiv für das Handelsblatt berechnet wird, will die britische Investmentbank Barclays Capital das aktuelle Wirtschaftswachstum klar vor der amtlichen Statistik beziffern.
Das Ziel
Der Indikator hat das Ziel, endgültige Quartalsergebnisse vorherzusehen, nicht erste Schätzungen.
Die amtlichen Zahlen
Das Statistische Bundesamt veröffentlicht eine zunächst vorläufige Wachstumsrate rund sechs Wochen nach Ablauf eines jeweiligen Quartals. Die erste Schnellschätzung für das erste Quartal legt das Amt am Donnerstag vor.
Weitere Informationen
Berichte über den Handelsblatt-Barclays-Indikator sowie weitere wichtige Konjunkturdaten finden Sie im Internet unter: » www.handelsblatt.com/makro
Quelle: http://www.handelsblatt.com