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EZB fürchtet dauerhaft hohe Inflation

Die Globalisierung verändert nach Einschätzung von Luxemburgs Notenbankchef Yves Mersch womöglich den Zusammenhang zwischen Wachstum und Inflation in der Euro-Zone. Die EZB dürfte ihr Inflationsziel wohl verfehlen.
"Es gibt einige Anzeichen, dass sich die sehr enge Korrelation wandeln könnte", sagte Mersch, der im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sitzt, der FTD. Das betreffe den "Automatismus", mit dem etwa die Inflation zurückgehe, wenn sich das Wachstum abschwächt - "vor allem aber den Zeithorizont". Zugleich deutete er massive Zweifel an, dass die EZB ihr Preisziel von knapp unter 2,0 Prozent 2009 noch erreichen kann.
Damit stellt sich Mersch gegen Kritiker der EZB, die ihr vorwerfen, zu sehr auf die aktuell rekordhohe Inflation von 3,6 Prozent zu schauen. Sie argumentieren, die Inflation werde automatisch deutlich sinken, wenn sich die Euro-Wirtschaft wegen Finanzkrise und US-Rezession abschwächt. Die EZB könne folglich bald den Zins senken, der seit Juni bei 4,0 Prozent liegt, und dürfe den Abschwung nicht verschärfen.
Merschs Aussagen kommen zudem zu einer Zeit, da heftig über den Zusammenhang zwischen Globalisierung und weltweiter Inflation diskutiert wird. Hintergrund ist primär, dass trotz möglicher US-Rezession und Konjunkturabkühlung in anderen Industrieländern die Energie- und Nahrungspreise nochmals stark gestiegen sind - was die Teuerung weltweit anheizt. Ein wichtiger Grund ist die höhere Nachfrage aus Schwellenländern, die noch robust wachsen. Auch in der Euro-Zone wird nun diskutiert, ob die Inflation künftig nicht mehr so stark nachgibt, nur weil sich das inländische Wirtschaftswachstum abschwächt.

Alte Mechanismen funktionieren nicht mehr

"Ich bin absolut der Meinung, dass das eine berechtigte Frage ist und wahrscheinlich ein Stückchen Wahrheit dran ist", sagte Mersch der FTD. "Was den Automatismus, vor allem aber den Zeithorizont betrifft, ist es schon möglich, dass wir Änderungen und Verwerfungen gegenüber den traditionellen Mechanismen sehen werden."
"Das hätte eventuell Folgen für die geldpolitischen Handlungsoptionen", so Mersch. Zwar ließe er offen, was er genau meint. Es könnte aber heißen, dass die EZB bei einer Konjunkturschwäche länger mit Zinssenkungen wartet. Schon jetzt ist sie weniger aktivistisch als etwa die US-Fed. Grund ist vor allem, dass die Arbeitsmärkte weniger flexibel als in den USA sind und damit der Lohntrend weniger stark auf die Konjunktur reagiert.
Mersch betonte, dass die Inflation in der Euro-Zone "wahrscheinlich bis in den Spätherbst bei Zahlen über 3,0 Prozent liegen" wird. Mit Blick auf die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel von 2,0 Prozent im März sagte er: "Egal wie man es betrachtet, alles deutet darauf hin, dass es sich längst nicht mehr nur um ein von außen getriebenes Inflationsproblem handelt."
Auf die Frage, ob es überhaupt noch möglich sei, im Jahresdurchschnitt 2009 bei knapp unter 2,0 Prozent zu landen, sagte er: "Hoffen darf man immer, aber ob es realistisch ist, ist eine ganz andere Frage." Auf Einwürfe einiger Experten, ob diese Aussicht nicht jetzige Zinserhöhungen nahelege, sagte er: "Die Frage ist vollkommen gerechtfertigt, und das sind Fragen, die wir uns auch jeden Monat stellen müssen." Zur Straffung der monetären Konditionen und der Euro-Rally, die wie Zinserhöhungen wirken, sagte Mersch: "Ich glaube nicht, dass man eindeutig behaupten könnte, wir wären im restriktiven Bereich."
Mersch stellte sich entschieden gegen Kritik, die EZB unterschätze die Wachstumsrisiken. "Man zwingt uns fast in einen Pessimismus, der aber nicht von den Daten und den Fakten bestätigt wird. Diese Diskussion trägt nur dazu bei, die allgemeine Stimmung zu vermiesen." Ungewohnt deutlich widersprach er denn auch vielen Beobachtern: "Ich bin überrascht, dass verschiedene Marktanalysten immer noch eine Option in Betracht ziehen, die sich im bestehenden Umfeld keineswegs aufdrängt - nämlich eine Zinssenkung. Ich rufe dazu auf, die Fakten zu betrachten, die wir betrachten."

Quelle: www.ftd.de