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Vor uns die spannenden Zeiten

Die internationale Finanzwelt gleicht einem Drogensüchtigen, der Methadon verabreicht bekommen hat: Sie scheint sich zu beruhigen, aber nur, solange die Dosis stimmt und die Kontrollen wirksam sind. Welche Kontrollen? Die Antwort ergibt sich aus einem brisanten Papier, das vor dem letzten G7-Gipfel der Finanzminister der britischen Financial Times zugespielt wurde. Danach sollen Finanzinstrumente, die das ganze Desaster ausgelöst haben, verstaatlicht werden. So abwegig, wie es scheint, ist dieses Verfahren nicht. Denn Fed-Chef Bernanke hat ja bereits bewiesen, dass es funktioniert, sonst hätte die fünftgrößte US-Investmentbank Bear Stearns wohl nicht gerettet werden können. Das heißt, die Methadon-Dosis wirkt.
Daraus folgt: Bis auf Weiteres werden die - in ihrer Höhe kaum bezifferbaren - Schulden maroder Kreditnehmer nicht vernichtet, sondern eingefroren. Oder sarkastisch formuliert: Ein Papier, das unter normalen Umständen mangels Masse keine Ratingnote mehr erhielte, behält einfach die Bestnote AAA. Würden die entsprechenden Schulden vernichtet, käme es zur Deflation, im schlimmsten Fall sogar zur wirtschaftlichen Depression. Und nun, da sie eingefroren werden? Niemand kennt ad hoc die Antwort, denn zur Bewältigung einer solchen Situation fehlen die Erfahrungen. Daraus erklären sich unter anderem die seit über einem Jahr richtungslosen Schwankungen der Aktienmärkte, daraus erklärt sich aber auch, trotz der einen oder anderen Unterbrechung, die Fortsetzung des Dollar-Abwärtstrends sowie des Aufwärtstrends der meisten Rohstoffe wie auch der Edelmetalle.
Lassen wir also den Versuch sein, ad hoc eine Antwort zu bekommen. Stattdessen sollten wir überlegen, was aus einer Entwicklung wird, in deren Verlauf sich alle - und das sogar international, von Bear Stearns bis zur IKB/KfW - auf die Verstaatlichung privater Verluste verlassen. Zunächst wird das Methadon weiter beruhigend wirken. Gleichzeitig werden clevere Politiker, wie sich bereits jetzt zeigt, die von ihnen sanktionierten Rettungsaktionen als Legitimation zur Ausdehnung ihrer Macht interpretieren. Man braucht in diesem Kontext nicht gleich auf den staatlichen Datenhunger oder auf die Kontenschnüffelei durch die Finanzämter hinzuweisen, denn beides war ja bereits ohne Finanzkrise so gut wie beschlossen. Oft sind es die scheinbaren Kleinigkeiten, die in ihrer Summe eine große Wirkung erzielen. Seien es die Nachrichten in ARD oder ZDF und die Quatschrunden von Illner bis Will, die wie PR-Aktionen für die politischen Parteien daherkommen, oder sei es die Verlegung der ARD-Scheibenwischer-Sendung in eine so späte Zeit, dass nur noch eine intellektuelle Minderheit zuschaut.
Die Verstaatlichung privater Verluste ist sowohl eine Rettungsaktion als auch eine Abwälzung auf die Steuerzahler, und zwar in dieser Reihenfolge. Das bedeutet: Zunächst sind die Menschen froh, dass die Notenbanken sie vor dem Schlimmsten bewahrt haben. Die Politiker dürften das zu ihren Gunsten zu nutzen wissen, indem sie diesen Erfolg für sich beanspruchen werden, unabhängig davon, dass sie selbst bei IKB, KfW, WestLB, BayernLB, SachsenLB und anderen in die Schieflage geratenen staatlichen oder vom Staat beeinflussten Banken den größten Mist mit zu verantworten haben. Zudem werden sie in Deutschland so drastische Maßnahmen, wie die Citigroup in den USA sie am Freitag verkündet hat, nämlich die Massenentlassung von Mitarbeitern, zu verhindern wissen und sich dafür auch noch ein Dankeschön einhandeln. Später, eher nach als vor der Bundestagswahl 2009, werden die deutschen Bürger die Quittung erhalten: in Form von offenen und versteckten Steuererhöhungen, einem als Solidarpakt kaschierten Altenhilfe- oder Klimaprogramm - und in Gestalt einer überbordenden Inflation, weil die inflationsdämpfenden Effekte der Globalisierung und des Dollar-Verfalls 2009 verpufft sein werden.
Eine Frage, die mir in diesem Zusammenhang immer häufiger gestellt wird: Kann es dann nicht zu einem staatlichen Goldverbot kommen? Klare Antwort: So direkt sicher nicht, denn dafür müsste man sich in der EU einigen, die darüber extrem zerstritten sein dürfte. Aber indirekt und mittels Salamitaktik schon, etwa durch die Einbeziehung von Edelmetallen in die Abgeltungsteuer, die ohnehin so verrückt ist, dass es auf die eine oder andere dumme Änderung nicht mehr ankommt. Dafür müsste der Goldpreis allerdings noch kräftig zulegen. Warum? Weil die Politik dann ein triftiges Argument hätte: Man könnte die "Reichen" und die "Spekulanten" als Sündenböcke anprangern, die aus dem gestiegenen Goldpreis Profit schlagen, während die armen Hartz IV-Empfänger darben müssen. Übrigens sollten Sie sich allmählich an solche "Argumente" gewöhnen, auch wenn sie Ihnen gegen den Strich gehen: Sie werden - ganz unabhängig davon, wie die Politiker mit dem Thema Gold umgehen - dem kommenden Wahlkampf eine gewisse klassenkämpferische Note verleihen.
Wir haben also spannende Zeiten vor uns. Doch welche Konsequenzen soll man schon jetzt ziehen? Wie immer, wenn alles spannend und trotzdem diffus erscheint (Folgen der Finanzkrise, opportunistische Politiker usw.), ist es sinnvoll, einfach abzuwarten. Denn der anfangs zitierte Drogensüchtige, die internationale Finanzwelt, verbietet aktuell jede Art von Aktivismus. Als Anleger können Sie absolut sicher sein, dass Sie in diesem Jahr noch mindestens eine ganz dicke Chance erhalten werden, irgendwo günstig zuzugreifen. Und falls Sie die verpassen sollten, können Sie sicher darauf bauen, dass Sie im Herbst wieder die Möglichkeit haben werden, günstig in Gold (und Silber) einzusteigen. In diesem Fall dürfte Ihnen sogar die Abgeltungsteuer erspart bleiben.

Manfred Gburek, 18. April 2008
Quelle: gburek.eu